Starnberg:Zank um den Maibaum

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Was wie ein Dorfposse anmutet, entwickelt sich in Feldafing zu einem handfesten politischen Streit.

Otto Fritscher

Eigentlich sind es für ihn "alte Kamellen", doch sie verursachen bei Bürgermeister Bernhard Sontheim offenbar immer noch ein gewisses Bauchweh. Denn wer den knorrigen und manchmal auch knurrigen Gemeinde-Chef kennt, der weiß, dass ihm dieser Schritt nicht leicht gefallen sein dürfte: gegenüber dem örtlichen Schützenverein "Altschützen" in einer Erklärung nochmals "mein Bedauern über meine damalige Entgleisung zum Ausdruck zu bringen".

Einige hundert Zuschauer standen Spalier, als Feldafings Altschützen am 1. Mai 2006 auf dem Bahnhofsvorplatz den Maibaum aufstellten. Die 29 Meter hohe Fichte wurde im vergangenen Jahr wegen Fäulnis umgesägt. Foto: Fuchs (Foto: STA)

Womit sich Sontheim auf Vorgänge bezieht, die inzwischen fast drei Jahre zurückliegen: Im Frühjahr 2008 hatten die Altschützen ihr 150. Gründungsjubiläum gefeiert, mit einem Festzug und einem Festzelt, wie es sich für einen Schützenverein gehört. Allerdings hatte Sontheim diverse Ehrengäste und auch sich selbst nicht gebührend behandelt gesehen. Er habe "hinter einer Kanone herlatschen" müssen, während "jedes CSU-Mitglied" in einer Kutsche durch den Ort gefahren worden sei, sagte er jetzt gegenüber der SZ. Damals hatte Sontheim gar den Ruf der Gemeinde gefährdet gesehen. Was sich einer geharnischten Kritik gegenüber den Schützen niederschlug. Pikanterweise ist Ute Eiling-Hütig, die bei der letzten Bürgermeisterwahl Sontheims Gegenkandidatin von der CSU war, auch Mitglied bei den Schützen.

Eigentlich könnte die Sache damit erledigt sein - wenn nicht die Altschützen in Feldafing für die Aufstellung des Maibaums zuständig wären. Der Platz beim Bahnhof, auf dem der Baum normalerweise in die Höhe ragt, ist zurzeit verwaist. Der Maibaum musste nämlich im vergangenen Jahr umgesägt werden, da der Stamm morsch und von Fäulnis befallen war. Seitdem ist Feldafing ein maibaumloser Ort.

Im vergangenen Herbst beschlossen die Schützen, heuer keinen Baum auf dem Areal neben dem Bahnhof aufzustellen. Ein deutlicher Affront gegen den Bürgermeister. "Jawoll, das hat immer noch Nachwirkungen", erklärt Dierk Burger, erster Schützenmeister der Altschützen, auf Anfrage der SZ. Einig sind sich die gegnerischen Parteien nur darin, dass es im vergangenen Sommer eine Art Versöhnungsgespräch gegeben hat. Was dabei herausgekommen ist, wird allerdings höchst unterschiedlich interpretiert. "Sontheim sieht zwar ein, dass er übers Ziel hinausgeschossen hat, aber er bleibt bei seinen Unwahrheiten, und das reicht nicht", ärgert sich Burger. "Ich war überzeugt, dass wir die Missverständnisse ausgeräumt hatten", erinnert sich dagegen Sontheim. Er sei deswegen verwundert, dass jetzt wieder "Gerüchte durch den Ort ziehen, dass wegen mir kein Maibaum aufgestellt wird".

Dierk Burger ist überzeugt: "Die Schützen stehen wie ein Mann hinter mir." Und Sontheim findet einen positiven Aspekt an dem Vorfall, den Norddeutsche sicher als Dorfposse belächeln würden: "Wenn erst wieder 2012 ein Maibaum aufgestellt wird, passt das ja gut zur Einweihung des neuen Rathauses." Wer den Maibaum dann aufstellt? "Hm", sagt Sontheim nur.

Aber vielleicht reicht den Schützen ja das nochmalige Bedauern des Bürgermeisters. Der sich allerdings des Eindruckes nicht erwehren kann, dass "hier ein Verein missbraucht und instrumentalisiert wird, um politisches Kapital daraus zu schlagen". Es würden "alte Kamellen aufgewärmt, da man mir offenbar nichts Neues mehr vorwerfen kann."

© SZ vom 07.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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