Starnberg:Wind im Graben

Messungen belegen, dass sich der Standort Wadlhauser Gräben bei Berg bestens für Windräder eignet. Das Projekt wird den Gemeinderat voraussichtlich das ganze nächste Jahr beschäftigen.

Peter Haacke

Widerstand gegen Windräder im Bayerischen Wald

Der Wind reicht aus, um damit Strom, zu erzeugen. Foto: dpa

(Foto: dpa)

- Die Gemeinde Berg ist ihrem Vorhaben, gemeinsam mit den Stadtwerken München ab 2014 vier Windkraftanlagen westlich der Garmischer Autobahn zu errichten, einen Schritt näher gekommen. Erneute Messungen in den Wadlhauser Gräben - dem geplanten Standort für die Anlagen - haben die bisherigen Gutachten zu Windstärke und -ertrag bestätigt. Im Zeitraum von Mai bis November 2012 entstand eine weitere Messreihe, die mittels eines Fernerkundungsverfahrens durch abgestrahlte Laserpulse (Lidar) die Windverhältnisse genau bestimmt. Das Ergebnis: Der Windertrag in den Wadlhauser Gräben muss tendenziell sogar etwas höher angesetzt werden als angenommen.

Der Standort ist demnach für die Aufstellung von Windkraftanlagen bestens geeignet. Nebeneffekt: die "Gutachtenunsicherheit" ist durch die Bestätigung mit frischen Daten geringer geworden. Melani Suckfüll, Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Wadlhauser Gräben, übte Kritik an dem Gutachten: Der Gutachter veröffentliche nicht die Rohdaten der Windmessungen. Ihr fehle eine verlässliche Aussage, ob die über drei Monate gesammelten Winddaten auf das gesamte Jahr hochgerechnet werden können. "Ich halte die Darstellungen für nicht geeignet, dass sich die Gemeinderäte ein Bild machen können, ob die Anlagen rentabel sind oder nicht." Die Bürgerinitiative möchte nächste Woche Einblick in das Gutachten nehmen.

Eine Aussprache über das weitere Vorgehen im Hinblick auf die Projektrealisierung steht erst 2013 in Berg an. Bürgermeister Rupert Monn betonte, dass der geplante Bau der vier Windkraftanlagen den Gemeinderat voraussichtlich das ganze nächste Jahr beschäftigen werde. Neben Gesprächen mit den Stadtwerken München, die möglicherweise Partner der Gemeinde Berg werden könnten, muss auch mit dem Stromversorger Eon im Hinblick auf die Einspeisung des Stroms verhandelt werden. Zudem steht mit Beginn der Vegetationsperiode ab Februar/März eine große artenschutzrechtliche Prüfung in den Wadlhauser Gräben auf der Agenda.

Der Gutachter hatte in seiner Expertise, die den Berger Gemeinderäten ab kommender Woche als Zusammenfassung zur Verfügung stehen wird, auch eine private Messung berücksichtigt. Allerdings seien diese Daten - erhoben auf einem Jägerhochsitz in nur sechs Metern Höhe über dem Boden - "mit Vorsicht zu genießen". Eine Hochrechnung im Vergleich mit bereits vorliegenden Daten von der schon bestehenden, aber wesentlich kleineren Windkraftanlage in München lassen für die Anlage in den Wadlhauser Gräben bis zu dreimal höhere Stromerträge erwarten.

Unklar ist derzeit, wie die umliegenden Nachbargemeinden auf die Präsentation des neuen Gutachtens reagieren. Für Bürgermeister Monn indes steht fest: "Es gibt im Moment nichts, wogegen man klagen könnte." Die Windräder werden laut Monn ohnehin kommen, "ob mit oder ohne uns. Wenn die Gemeinde Berg die Anlagen nicht baut, dann wird es jemand anders machen". Um sich eine Beteiligung zu sichern, hat Berg im Haushalt 1,7 Millionen Euro berücksichtigt. Für Bau und Erschließung der vier Windkraftanlagen werden insgesamt rund 20 Millionen Euro veranschlagt.

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