Starnberg:Wie Django die Welt sieht

Der Kabarettist Asül mit "Paradigma" in Starnberg

Sylvia Böhm-Haimerl

StarnbergDjango Asül ist ein Profi. Wenn er auf die Bühne kommt, ringt er sich nicht nur irgendeine Bemerkung über den Ort ab, in dem er gerade auftritt. Er macht sich zuvor mit den Verhältnissen vertraut. In Starnberg nahm er sich den ganzen Tag Zeit, um in die Historie der Stadt einzutauchen. Am Mittwochabend in der fast vollen Schlossberghalle lässt er das Publikum dann wissen, dass Starnberg die Humorhochburg schlechthin ist. Das ist für die Zuschauer einigermaßen erstaunlich, denn eigentlich wird der Starnberger eher als humorfrei eingeschätzt. Doch wenn Django Asül seine ausdrucksstarken Augenbrauen nach oben und gleichzeitig die Mundwinkel skeptisch nach unten zieht, wenn er mit großen Augen erstaunt in die Runde blickt und eine Kunstpause macht, weiß jeder im Publikum: Jetzt kommt die Pointe. Und tatsächlich: Nach den Beobachtungen des Niederbayern mit türkischen Wurzeln beweisen die Starnberger nur beim Wählen Humor. Wie sonst ist es zu verstehen, dass die Kreisstadt "ein Hort der Liberalität" ist und die FDP auf ein Spitzenergebnis kam?

Starnberg Django Asül SBH

Django Asül bei seinem Auftritt in der Schlossberghalle Starnberg. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Der Starnberger Bürgermeister allerdings ist von der UWG. Von dieser Partei hat der Kabarettist noch nie etwas gehört. Dafür weiß er, dass sich der Stadtrat aus "lauter Separatisten" zusammensetzt. Schon nach wenigen Worten hatte Django Asül das Publikum im Griff. Die Geschichten, die er servierte, waren genau einstudiert. Es ging Schlag auf Schlag, gewohnt scharfzüngig und treffsicher.

Für sein Programm hat er einen griechischen Titel gewählt. "Paradigma" heißt es, was so viel bedeutet wie Weltsicht oder auch Abgrenzung. Er selbst bezeichnet es als "Sicht auf die Dinge". Das bietet ihm Raum, sein Programm immer wieder den aktuellen politischen Gegebenheiten anzupassen nach dem Motto; "Läuft alles schief in diesem Lande, oder kommt es uns nur so vor?" Seine Themen kommen harmlos daher, um nach einer Kunstpause angeschärft zu werden. Da ist die FDP, die sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen braucht, weil sie keine mehr hat. Auch die SPD muss nicht selbst die Verantwortung für ihr schlechtes Wahlergebnis übernehmen, denn schuld ist alleine Steinbrücks Mittelfinger. Und natürlich kommt Django Asül immer wieder auf die Bundeskanzlerin zurück. Angela Merkel, die alles erreicht, was sie nicht will. Doch je öfter sie scheitert, umso beliebter wird sie. Was er bei Merkel "Wankelmut" nennt, heißt bei Horst Seehofer "gezielte Flexibilität". Das Thema Eurorettung analysiert er mit der Stimme des Volkes. Wenn der Staat Probleme hat, helfen die Banken eher nicht, umgekehrt aber schon, sagt er im niederbayerischen Dialekt. Den türkischen Akzent setzt er nur selten ein, etwa für seine ganz persönliche Geschichte. Django Asül hat vor zwei Jahren seinen türkischen Pass zurückgegeben und wurde Deutscher. Als Türke habe er noch sagen dürfen, was er wollte, auf seinen deutschen Schultern lastet jetzt historische Verantwortung. Als Deutscher müsse man beschwerdefrei nicken können, wenn es um Europa geht. "Ich habe das Deutsch werden unterschätzt", spottet er. Doch eigentlich ist es unerheblich, welchen Pass er besitzt. Im Grunde seines Herzens war Django Asül immer Bayer.

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