Starnberg:Wenn die Wohnung zur Stolperfalle wird

Starnberg: Christine Offtermatt weiß, was man verändern kann und ob es sich lohnt.

Christine Offtermatt weiß, was man verändern kann und ob es sich lohnt.

(Foto: oh)

Christine Offtermatt berät Menschen, die sich zu Hause nicht mehr problemlos bewegen können. Dieser Service der Sozialpädagogin wird nun auf den ganzen Landkreis ausgeweitet

Von Christiane Bracht, Starnberg

Meist passiert es völlig unerwartet: Ein Sturz oder ein Schlaganfall, danach ist plötzlich alles anders. Man kann sich nicht mehr richtig bewegen, muss sich mit einem Rollator oder gar Rollstuhl herumquälen. Die eigene Wohnung wird zu einem Hindernisparcours. Doch es gibt Hilfsmittel und die Möglichkeit, die Wohnung umzugestalten. Christine Offtermatt kennt die Optionen, weiß, wie teuer das werden kann, ob es sich lohnt und wo man Zuschüsse beantragen kann. Seit 2004 sitzt sie im Starnberger Seniorentreff und besucht auf Anfrage Starnberger, Berger, Pöckinger oder Gautinger, die nicht mehr problemlos allein zu Hause leben können und berät sie. Doch jetzt wird sich ihr Aufgabengebiet deutlich erweitern. Offtermatt soll nun für den gesamten Landkreis zuständig sein, nicht mehr nur für vier Kommunen. Das hat der Kreis-Sozialausschuss am Mittwoch beschlossen. Ihr Engagement wird etwa 34 000 Euro kosten, der Landkreis erhält dafür vom dem kommenden Jahr an einen Zuschuss vom Sozialministerium in Höhe von 10 000 Euro jährlich.

"Telefonische Beratung bringt nichts", sagt Offtermatt. Deshalb hat sie immer Unterlagen bei sich und fährt sofort zu den Leuten hin, die Hilfe brauchen. "Ich schaue mir immer die ganze Wohnung an. Das beginnt vor der Haustür. Da sieht man dann gleich, ob es dort auch Hindernisse gibt, zum Beispiel eine Stufe für Rollstuhlfahrer oder ob ein Türöffner nötig ist." Oft genug gibt es nämlich noch andere Probleme, als die von den Leuten beschriebenen, und das kann einen Umbau sinnlos machen. Fünf bis acht Stunden gehen für die Erstberatung oft drauf, sagt Offtermatt. Sie erklärt den Leuten dann, wie sie die Möbel umstellen können, damit die Senioren besser mit dem Rollator vorbeikommen, und wo Haltegriffe nötig sind, damit sie besser zurechtkommen. Ob ein Badewannenlift nötig ist oder ein Pflegebett diskutiert die Wohnberaterin ebenfalls. Auch über die Finanzierung wird gesprochen. "Die Erstberatung ist kostenlos", erklärt Offtermatt. Jeder, der es nötig hat, soll das Angebot wahrnehmen können. "Meine Tür im Seniorentreff steht auch immer offen, damit die Leute mich fragen können."

Angesichts der knappen Finanzen des Kreises plädierte Wolfgang Weber-Guskar (FDP) dafür, auch für die Erstberatung ein Honorar zu erheben. Doch Sozialamtsleiter Friedrich Büttner erklärt ihm, dass dies rechtlich nicht zulässig sei. "Es ist eine präventive Maßnahme, die Sinn macht und offensiv angeboten werden sollte", befand Martina Neubauer (Grüne). Denn wenn die Leute nicht mehr allein zu Hause leben können, müssten sie in eine stationäre Einrichtung, und diese kosten den Landkreis viel mehr. "Wir haben immer um Spenden gebeten. Auf diese Weise ist auch etwas Geld hereingekommen", erklärte Offtermatt.

Künftig will die Sozialpädagogin in jeder Gemeinde feste Sprechzeiten anbieten und in Seniorenkaffees Vorträge halten, damit die über 60-Jährigen sie kennen lernen. Außerdem hat sie sich vorgenommen, Ehrenamtliche zu schulen, damit in jedem Ort ein Kümmerer ist. Schon jetzt hat sie gute Kontakte zu Pflegediensten und Senioreneinrichtungen im Landkreis. Diese sollen weiter intensiviert werden, denn auch sie haben oft Verbesserungsvorschläge.

Offtermatts Beratung endet übrigens nicht mit Vorschlägen. Sie hilft auch bei der Umsetzung, überprüft Rechnungen und stellt Anträge bei Behörden.

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