Führungswechsel bei der Bürgerliste Starnberg (BLS): Nach 28 Jahren ist BLS-Gründer Walter Jann als Vorsitzender der politischen Gruppierung, die sich stets für eine Umfahrung der Kreisstadt einsetzte, aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten zurückgetreten. Sein Nachfolger ist Stadtrat Franz Heidinger, der am Mittwoch im Rahmen der turnusgemäßen Mitgliederversammlung von elf der zwölf anwesenden Stimmberechtigten ohne Gegenkandidaten zum neuen BLS-Chef gekürt wurde; er selbst hatte sich der Stimme enthalten. Der übrige bisherige Vorstand mit Axel Wahmke (Zweiter Vorsitzender und Schatzmeister), Angelika Wahmke (Dritte Vorsitzende und Schriftführerin) sowie Dieter Heinze als Kassenprüfer wurde einhellig im Amt bestätigt.
Zur vielfach erwarteten Auseinandersetzung im Nachgang zum Stadtratsvotum vom Februar um eine realisierbare Starnberger Verkehrslösung kam es nicht; drei der fünf BLS-Stadträte - Johannes Bötsch, Klaus Rieskamp sowie Angelika Wahmke - hatten vor sieben Monaten für den Kompromiss "Tunnel bauen, Umfahrung planen" gestimmt. Die BLS-Fraktion demonstrierte trotz grundsätzlich verschiedener Haltungen in dieser Frage Einigkeit, indem das strittige Thema erst gar nicht vertieft wurde. Erklärtes Ziel der BLS bleibt der Bau einer ortsfernen Umfahrung.
Walter Jann tritt nach 28 Jahren als BLS-Chef zurück.
(Foto: Georgine Treybal)Souverän leitete Axel Wahmke die Sitzung. Er verlas zum Auftakt eine Erklärung von BLS-Chef Jann, der aufgrund eingeschränkter Mobilität auf seine Teilnahme verzichtet hatte. Jann resümierte, dass jene Gruppierungen und Parteien, die eine Prüfung der Umfahrungsoption bislang stets abgelehnt hatten, im Februar zugestimmt hatten. Der 75-Jährige betonte seine Enttäuschung über das abweichende Stimmverhalten der drei BLS-Stadträte zum B2-Tunnel, nannte aber auch private Gründe für seinen Rückzug aus der Politik. Gleichwohl ist der Geschäftsmann am Fortbestand der BLS interessiert; Jann werde die Gruppierung auch weiterhin finanziell unterstützen, sagte Wahmke.
Einstimmig wurde dem bisherigen Vorstand des 57 Mitglieder zählenden Vereins Entlastung erteilt. Wahmke fasste im Jahresbericht 2016 die politischen Ereignisse in der Kreisstadt zusammen mit Schwerpunktthemen wie Verkehrssituation und -entwicklungsplan, FOS, Gewerbegebiet Schorn, Seeanbindung und Bahnverträge, Wasserpark, Rathaus und Centrum. Die BLS-Fraktion unter Leitung von Michael Mignoli habe "sehr engagiert gearbeitet".
Der neue BLS-Chef Heidinger dankte Jann für sein Engagement, der auf Antrag aus der Versammlung zum Ehrenvorsitzenden ernannt werden soll. Der 53-Jährige rückte neben den Themen "Bezahlbarer Wohnraum" sowie Jugendarbeit den Prüfauftrag für die Umfahrung in den Vordergrund. "Die Anträge stehen seit Februar", sagte Heidinger, "aber die Spitze der Verwaltung hat nichts vorangebracht". Zudem liefen die Kosten zur Wasserpark-Sanierung aus dem Ruder, der Wiedereröffnungstermin sei nicht haltbar.
Nachfolger Franz Heidinger.
(Foto: Georgine Treybal)Der Kritik an Bürgermeisterin Eva John schlossen sich die übrigen BLS-Stadträte an. Mignoli kritisierte, dass Hanfelds Bürger weiterhin am gelagerten "Giftmüll ersticken" und die Rathaus-Frage ungelöst bleibe. "Die Handlungsweise der Bürgermeisterin ist nicht nachvollziehbar", sagte er. Bötsch konstatierte, dass durch Johns zögerliche Haltung beim Gewerbegebiet Schorn "nichts richtig voran geht". Angelika Wahmke verwies auf die Verzögerung bei der Vertragsabwicklung zum FOS-Grundstück, Rieskamp formulierte sein Befremden über Johns Untätigkeit und stillschweigende Alleingänge beim Thema Seeanbindung. Wegen der erwarteten Kosten favorisiert die BLS nun eine "gedämpfte Seeanbindung". Rieskamp: "Es muss ein Kompromiss werden." Einziger Dissens in der ansonsten harmonischen Versammlung ergab sich beim Thema "Hundewiese" am Ufer des Sees.