Starnberg:Wählen im Wohnzimmer

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Anteil der Briefwähler sehr groß ist. Allein Starnberg hat bereits 4200 Stimmzettel ausgegeben. Bis 14. März können die Unterlagen noch beantragt werden.

Von Christiane Bracht

Starnberg Briefwahlunterlagen RH

Maximilian Lechner (rechts) vom Kreisverwaltungsreferat übergibt die Briefwahlunterlagen. Die Wahl per Brief wird immer beliebter, viele schätzen es, sich zu Hause in Ruhe Gedanken über ihre Entscheidung machen zu können. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Wer in Ruhe entscheiden will, wo er seine Kreuzchen setzt, beantragt die Briefwahlunterlagen. Schon bei der Bundes- und Landtagswahl haben erstaunlich viele Wähler von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Manch ein Wahlamt fühlte sich angesichts dieses Trends leicht überfordert. Und nun, zehn Tage vor der Kommunalwahl, zeichnet sich ab, dass der Trend weiter anhält. 4200 Stimmzettel hat die Stadt Starnberg bereits verteilt. Schon jetzt sind es 400 mehr als bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren, und Wahlleiter Augustin Ullmann geht davon aus, dass in den nächsten Tagen noch viele weitere Anträge ins Rathaus flattern werden. "Es ist auch nachvollziehbar", sagt Ullmann gelassen. "Sechs Listen à 60 Bewerber allein für den Kreistag, und für den Stadtrat sind auf jeder Liste noch einmal 30 Kandidaten. Das kann man in der Kabine nicht überblicken."

Aber wie konnte man das früher? Oder haben damals mehr Leute die Listen angekreuzt? "Ich schätze, es sind nie mehr als zehn Prozent gewesen, die die Listen angekreuzt haben", weiß Ullmann. Abgesehen davon, dass man früher einen wichtigen Grund brauchte, etwa Krankheit oder Urlaub, um die Briefwahlunterlagen zu beantragen, war es einfach üblich, sich im Wahllokal sehen zu lassen. "Die meisten wissen, wen sie wählen wollen. Aber zu Hause hat man mehr Ruhe, sich die Kandidaten herauszusuchen." Ullmann rechnet damit, dass es in Starnberg noch 5500 Briefwähler werden. Insgesamt dürfen am 16. März rund 18 500 Starnberger abstimmen.

In anderen Gemeinden im Fünfseenland sieht es ähnlich aus: Gilching hat bislang 2600 Briefwahlunterlagen verschickt, so viele wurden vor sechs Jahren insgesamt ausgegeben, in Herrsching sind es 1900 und in Gauting 3500 (2008 waren es 1000 weniger). Und alle rechnen damit, dass sie bis zum Schluss mit der Ausgabe von Stimmzetteln beschäftigt sein werden. Denn viele kommen auf den letzten Drücker. Wer bis Freitag, 14. März, 15 Uhr seine Briefwahlunterlagen nicht beantragt oder besser noch abgeholt hat, muss ins Wahllokal gehen, um seine Stimme abgeben zu können. "Im September hat einer den ganzen Tag noch Briefwähler angerufen, damit sie die vier Stimmzettel und die dazugehörigen Umschläge selbst abholen. Denn nicht immer ist die Post am nächsten Tag da", sagt die Herrschinger Wahlleiterin Andrea Sigl.

"Ich schätze, dass wir am Ende etwa 30 Prozent Briefwähler haben werden", prophezeit Kreiswahlleiter Gerhard Hertlein. In den vergangenen Jahren habe ihre Zahl bei jeder Abstimmung um etwa fünf Prozent zugenommen. Um die Flut der Briefwähler besser bewältigen zu können, hat der Starnberger Wahlleiter Ullmann diesmal zehn Lokale allein für sie eingerichtet, doppelt so viele wie 2008. Auch andere Gemeinden sind seinem Beispiel gefolgt, nur in Gauting vertraut man darauf, dass fünf Briefwahllokale reichen. "Wir sind bei der letzten Wahl damit hingekommen, also werden wir es auch dieses Mal schaffen", sagt Pressesprecher Wilhelm Rodrian.

Briefwähler müssen übrigens bei der Abstimmung besondere Tücken beachten, damit sie ihre Stimme nicht ungültig machen: So müssen sie unbedingt darauf achten, den richtigen Stimmzettel in den dazupassenden Umschlag zu stecken. Außerdem dürfen die Zettel nicht abgerissen sein oder auf der Rückseite beschrieben werden. Wichtig ist auch, die Zahl der Stimmen, die man verteilen darf, nicht zu überschreiten. Denn nur ein Kreuz zu viel, macht die ganze Wahl ungültig. Man darf zwar Kandidaten aus der Liste streichen und statt dessen andere wählen, aber wer nur Bewerber streicht, gibt keine Stimme ab. Wer sich vertan hat, sollte lieber einen neuen Zettel erbitten, als den Fehler auszubessern. Denn wenn der Wählerwille nicht eindeutig erkennbar ist, ist alles ungültig.

Die Rathäuser haben unterdessen alle Hände voll zu tun mit den letzten Vorbereitungen: Die Auszählprogramme müssen noch auf den Rechnern installiert und ausgetestet werden, die Wahllokale eingerichtet und die Stimmzettel verteilt werden. Außerdem gilt es die Vorstände zu schulen. Manch einer ist sogar noch kurzfristig abgesprungen, weil ihm die Kommunalwahl doch zu kompliziert erschien, berichtet die Gilchinger Wahlleiterin Sabine Bader.

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