Starnberg:"Verkrustete Strukturen"

Bernhard Sontheim plädiert für eine Reform des in Schieflage geratenen Tourismusverbands München-Oberbayern.

Christian Deussing

Starnberg/München - Der Vorsitzende des Starnberger Tourismusverbandes Fünfseenland, Bernhard Sontheim, sieht eine gute Chance, mit neuem Schwung "verkrustete Strukturen" im Tourismusverband München-Oberbayern aufzuweichen. Dessen Konkurs ist nach finanziellen Turbulenzen und missbräuchlicher Verwendung von EU-Fördermittel wohl nicht mehr abwendbar. Das Verfahren müsse sicher bald eingeleitet werden, um nicht "Insolvenzverschleppung" zu begehen, sagte Sontheim auf Anfrage der SZ am Montag, wenige Stunden vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Verbandes im Amtssitz der Regierung von Oberbayern in München.

Deren Präsident Christoph Hillenbrand ist zugleich Vorsitzender des bundesweit größten touristischen Verbandes. Er steht jetzt wegen der offenbar über längere Zeit unentdeckten Unregelmäßigkeiten in seiner Organisation unter starkem Druck. Sontheim sagte, er laste diese Entwicklung nicht Hillenbrand persönlich an, der sicher nichts gegen die "kriminelle Energie" einzelner ausrichten konnte. Dennoch sei bei der nun notwendigen Reform zu überlegen, ob nicht eine Doppelspitze für diesen großen Verband sinnvoller sei. Der Touristik-Chef des Landkreises Starnberg plädiert zudem dafür, im künftigen Dachverband in Oberbayern nicht nur politische Kräfte wirken zu lassen, sondern vor allem auch "Leistungsträger" wie den Hotel-und Gaststättenverband und den ADAC stärker in die touristischen Strategien einzubinden. Sontheim glaubt, dass so mit "mehr Sachverstand und Effizienz" gehandelt werden könne, um Urlauber anzulocken und ihnen noch mehr in den Regionen bieten zu können.

"Interessant" findet der Feldafinger Bürgermeister überdies den Vorschlag des Hotel- und Gaststättenverbandes, Oberbayern in die Regionen Tegernsee-Königsee, München und Starnberger Landkreis, Oberland und nördliches Oberbayern einzuteilen. Diese Variante sei sicherlich vorteilhaft, glaubt Claudia Aumiller, Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes im Fünfseenland. Es gehe auch darum, die kleineren Seen und deren Umgebung zu präsentieren und zum Beispiel dort die Vermietung von Zimmern bekannter zu machen. Nach Ansicht von Aumiller ist es wichtig, dass ihr Verband noch an Einfluss im Touristikgewerbe gewinnt und sich mehr Gastronomen und Hoteliers organisieren und engagieren. Auch die Wörthseerin ist kurzfristig zur Krisensitzung des Tourismusverbandes am Montagnachmittag in die Bezirksregierung eingeladen worden. Werner Schmid, stellvertretender Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fünfseenland, wollte ebenfalls an dem Treffen teilnehmen. Er vertritt zudem die "Arbeitsgemeinschaft oberbayerisches Voralpenland", die als Partner der Touristikverbände fungiert. Schmid hält aber nichts von der Einteilung Oberbayerns in vier Regionen - denn "Oberbayern" sei der wichtigste Begriff im internationalen Wettbewerb für seine Branche, wie Schmid betonte.

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