Starnberg:Vergessener Gedenkmarsch

Starnberger will die Erinnerung an den Marsch der KZ-Häftlinge durch Starnberg wachhalten.

Sabine Bader

Die Erinnerung an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte wachhalten, das will Rainer Hange. Mit Hilfe einer von ihm ins Leben gerufenen Bürgerinitiative möchte er den Gedenkzug zur Erinnerung an den Todesmarsch der KZ-Häftlinge im April 1945 in Starnberg und Berg wieder aufleben lassen. Anlass ist das 100-jährige Bestehen der Stadt Starnberg im Jahre 2012.

Gauting Mahnmal

Das Mahnmal von Hubertus von Pilgrim steht entlang der Strecke des Todesmarsches. Foto:e Treybal

(Foto: STA)

Im Jahr 1999 war der Gedenkzug entlang des Ostufers letztmals organisiert worden. Danach gab es die Märsche nur noch im Würmtal. Das soll sich ändern. Hange hat bereits einige Mitstreiter gefunden und auch der Organisator der Würmtal-Märsche, der Journalist Friedrich Schreiber, habe Unterstützung zugesagt, sagt Hange.

Überhaupt steht die alljährliche Würmtal-Aktion für Starnberg Pate. So will auch Hange die Schulen bei der Veranstaltung stark einbinden. Mit den Direktoren der Gymnasien in Starnberg und Kempfenhausen hat er nach eigenen Angaben über das Thema bereits geredet. "Es ist mir besonders wichtig, die Jugend anzusprechen", sagt der FDP-Politiker, der großen Wert darauf legt, dass seine Aktion absolut überparteilich bleibt. Seit vielen Jahren ist der Starnberger Hange Mitglied im Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie". Mit im Boot sollen natürlich auch die Kirchen sein sowie die Sozial-, Behinderten- und Seniorenverbände. Als prominente Schirmherren erhofft er sich Hans-Jochen Vogel, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München. Hange schwebt als Datum für den Gedenkzug das letzte Aprilwochenende vor - entweder zeitgleich mit dem Zug im Würmtal am 28. April oder tags darauf am 29. April.

Start soll am Mahnmal des Bildhauers Walter Habdank in Petersbrunn sein. Vor dort geht es über das Landratsamt, wo im Jahr 2001 das von Hubertus von Pilgrim konzipierte Mahnmal aufgestellt wurde, nach Kempfenhausen, Aufkirchen und schließlich Aufhausen. Dort steht seit dem Jahr 1989 ebenfalls ein Pilgrim-Mahnmal. "Es ist mir besonders wichtig, dass die Mahnmale wieder größere Beachtung finden", sagt Hange. Lägen einige von ihnen doch reichlich versteckt - etwa das in Petersbrunn.

Am Morgen des 27. April 1945, gegen 11 Uhr, so berichten Überlebende, durften die KZ-Häftlinge dort nahe der Würm nach mehr als 14-stündigem Marsch erstmals rasten. Bei ihrer Ankunft lagerten bereits rund 2000 Leidensgenossen auf einer Wiese. Am Abend, gegen 18.30 Uhr, es war kalt und regnete, musste ein Teil von ihnen bereits wieder in Richtung Starnberger See aufbrechen. Die völlig entkräfteten Menschen wurden von ihren Peinigern durch Percha und Berg in Richtung Loisachtal getrieben. Erst Tage später, am Morgen des 2. Mai, wurden sie bei Waakirchen und am Tegernsee von amerikanischen Soldaten befreit. Die Zahl der Toten war bis dahin dramatisch gestiegen. Laut Schreibers Recherchen hatten der Niederländische Suchdienst und die Schlösser- und Seenverwaltung nach der Exhumierung der in den einzelnen Gemeinden bestatteten Leichen allein zwischen den Ortschaften Percha und Beuerberg 91 Tote registriert.

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