Starnberg:Unternehmer votieren für den Tunnel

Starnberg: Gut besucht ist der Neujahrsempfang der IHK. Das bestimmende Thema ist dabei das Verkehrsproblem der Stadt.

Gut besucht ist der Neujahrsempfang der IHK. Das bestimmende Thema ist dabei das Verkehrsproblem der Stadt.

(Foto: Goran Gajanin / IHK für München und Oberbayern.)

Beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer appellieren 98 Prozent der Teilnehmer an die Stadt, sich baldmöglichst für die unterirdische Variante zur Lösung der Verkehrsprobleme zu entscheiden

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Stadt sollte die Chance ergreifen und den Tunnel als ersten Baustein für eine Verkehrslösung voranbringen. Dafür sprachen sich die meisten Unternehmer im Landkreis auf dem IHK-Jahresempfang am Mittwoch in der Schlossberghalle aus. Der Vorsitzende Martin Eickelschulte hatte die rund 250 Besucher per Handzeichen abstimmen lassen. Er habe lediglich sechs bis acht Gegenstimmen gezählt, stellte er fest: "98 Prozent haben entschieden, dass etwas weitergehen soll."

Wie Eickelschulte betonte, ist der Tunnel zwar kein Allheilmittel, aber eine Ergänzung, die optimiert werden könnte. Für ihn stehe nach dem Gespräch mit dem Innenministerium fest, dass der Tunnel Baurecht habe, das Geld vom Bund bereitstehe und ab 2025 der Verkehr durch den Tunnel fließen könnte. Eine Umfahrung indes birgt laut Eickelschulte das Risiko, dass "wir in Starnberg noch lange im Stau stehen". Dazu rechnete er vor: Wenn jeder Arbeitnehmer nur zehn Minuten pro Tag im Stau stehe, entstünden in zehn Jahren Kosten in Höhe von 23 Millionen Euro. Daher muss seiner Ansicht nach die Entscheidung der Stadt zeitnah erfolgen. "Ich kann nur empfehlen, wenn das Geld zur Verfügung steht, sollte Starnberg das nutzen", erklärte auch Eickelschultes Stellvertreter Ingo Schwarz. Präsidiumsmitglied Michael Padberg warnte davor, Infrastrukturprojekte einfach aufzuschieben. Allerdings sollte seiner Meinung nach auch der Südring von München ausgebaut werden. Landrat Karl Roth zeigte sich besorgt, dass "wir mit leeren Händen dastehen", wenn Starnberg jetzt kein Signal sende. "Es ist fünf vor 12", sagte er.

Sehr positiv beurteilte Roth die hohen Gewerbe- und Einkommenssteuereinnahmen im vergangenen Jahr. Bei der Steuerkraft liegt der Landkreis nach seinen Angaben bayernweit auf Rang vier und an dritter Stelle in Oberbayern. Auch für ihr großes Engagement Arbeitsplätze für Flüchtlinge anzubieten, lobte der Landrat die Unternehmer. Das mache es leichter die Herkulesaufgabe Integration zu stemmen. Laut Schwarz haben sich die Unternehmen allerdings "so manches Blaue Auge" geholt, als sie Arbeitsplätze bereitstellten und anschließend der Abschiebebescheid kam.

Als weitere Schwerpunktthemen im Landkreis nannten der Unternehmer den Fachkräftemangel und den Mangel an bezahlbaren Wohnraum. Eine Fachkraft mit einem Jahresgehalt von 30 bis 40 000 Euro müsse hier im Landkreis wohnen können, betonte Eickelschulte. Das Problem könnte entschärft werden durch die Ausweisung von neuem Baurecht. Zudem müsse erlaubt werden höher und dichter zu bauen. Einen "Blumenstrauß an Maßnahmen" will die IHK schon im kommenden Jahr vorlegen, um eine familienfreundliche Arbeitswelt im Landkreis zu schaffen. Eine optimale Balance könnte laut Eickelschulte erreicht werden durch bessere Kinderbetreuung und Teilzeitangebote.

In seinem Festvortrag bei dem Empfang rief Professor Clemens Fuest, Leiter des Ifo-Instituts und Nachfolger von Professor Hans-Werner Sinn, die Unternehmer dazu auf, trotz aller Probleme zuversichtlich zu sein. Dem Ifo-Geschäftsklima-Index zufolge sei die Mehrheit der befragten 7000 Unternehmen mit der Wirtschaftsentwicklung zufrieden, wenngleich die Erwartungen nach den Wahlen in den USA deutlich zurückgegangen seien. Zudem sei Deutschland umgeben von Ländern, in denen Wirtschaftswachstum und Investitionen sänken. Zwar habe diese Stagnation Bayern noch nicht erreicht. Doch vor dem Hintergrund, dass England für die bayerischen Unternehmen zweitgrößter Handelspartner ist, hat der Brexit nach Meinung von Fuest negative Folgen für den Freistaat. Um auch künftig Wachstum zu gewährleiten, müsse sich die Politik deutlich mehr engagieren.

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