Starnberg:Unerwartete Kostenwelle

Die Sanierung und Modernisierung des Starnberger Wasserparks verteuert sich auf nahezu 20 Millionen Euro. Dafür könnte die Stadt fast schon einen Neubau hinstellen. Ein Experte soll nun Einsparpotenziale ausmachen.

Peter Haacke

Starnberg Schwimmbad

Starnberg Schwimmbad Starnberg, Schwimmbad. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

40 Jahre alt ist der Starnberger Wasserpark nun schon, und er lockt Badegäste aus der ganzen Region an. Generationen von Kindern haben hier Schwimmen gelernt, Schulklassen aus der Umgebung reisen regelmäßig zum Schwimmunterricht mit Bussen an. Die Lage des Bades am Ufer des Starnberger Sees gilt als einmalig, zumal im Sommer sowohl Hallen- als auch Freibad mit rund 12 000 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung stehen. Bis zu 3000 Tagesgäste wurden schon gezählt. Doch der Wasserpark ist in die Jahre gekommen, längst entspricht er nicht mehr den Erfordernissen moderner Bade- und Wellness-Kultur. Die Anlagen sind reparaturanfällig und sanierungsbedürftig, und für die Stadt ist der Betrieb des Hallenbades ohnehin schon seit Jahren ein teures Zuschussgeschäft. Das wissen auch die Stadtväter: Schon 2009 war ein "Zukunftskonzept" für den Wasserpark erstellt worden, auf dessen Grundlage man sich für "Attraktivierung und Sanierung" statt reiner Bestandssanierung entschloss.

Bereits im März dieses Jahres hatte das Münchner Architekturbüro Seifert und Hugues einen Vorentwurf zum Umbau des Wasserparks präsentiert, nun folgte im Bauausschuss die Präsentation einer ersten Vorplanung mit Kostenschätzung. Ergebnis des hundertminütigen Vortrags mit Frage- und Antwortstunde: Das Vorhaben wird in seiner Gesamtheit erheblich teurer als die bislang veranschlagten rund neun Millionen Euro. Nach derzeitigem Stand könnten die Sanierung und Erweiterung des Wasserparks inklusive Bau eines Parkdecks insgesamt gar bis zu 20 Millionen Euro kosten. Grund für die rasante Verteuerung: Eine kalkulierte jährliche Baukostensteigerung von zwölf Prozent seit 2008 und eine Reihe von Posten, die bislang schlicht nicht einkalkuliert waren.

Ein Architektenwettbewerb im Jahr 2011 hatte die Aufgaben zur Sanierung klar umrissen: Verlagerung und Erweiterung der Sauna, Überplanung der Gastronomie, ein kleines Fitnessstudio sowie Neugestaltung der Außenanlagen. Bei Realisierung in mehreren Bauschritten waren etwa zehn Millionen Euro veranschlagt worden. Doch dabei waren einige Dinge unberücksichtigt geblieben: Allein der Brandschutz - Sprinkleranlage, feuerfeste Kanaldämmungen, Decken und Dächer, Entrauchventilatoren, Sicherheitsbeleuchtung und weitere Technik - erhöhen den Ansatz um eine Million. Hinzu kommt die Fassadensanierung (zwei- oder dreifache Verglasung), Whirlpool und Infrarotkabinen im Saunabereich, energetische Optimierung der Anlagetechnik, der Einbau einer Ruhegalerie, die Ausstattung der Gastronomie sowie die Komplettsanierung der Badehalle mit Fußbodenheizung und neuen Fliesen an Wänden und Schwimmbecken. Der Entwurf geht nunmehr von Gesamtkosten in Höhe von 17,2 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Ein Neubau wird auf 25 Millionen Euro taxiert. Hinzu käme noch der Neubau eines Parkdecks auf dem gegenüberliegenden Parkplatz für rund 1, 5 Millionen Euro.

Große Hoffnung setzt man bei der Stadtverwaltung nun in einen "Projektsteuerer", der von Mitte Oktober an Einsparpotenziale beim Wasserpark-Umbau entdecken soll. Der bislang vorliegende Fahrplan ist recht sportlich: Im Frühjahr 2014 soll mit der Sanierung begonnen werden, im Herbst 2019 könnte sie abgeschlossen sein. Angesichts der enormen im Raum stehenden Summen wurde mancher Stadtrat im Bauausschuss dennoch nachdenklich: "Wir sind in der Größenordnung für einen kompletten Neubau", stellte Franz Sengl (Grüne) fest, und Otto Gaßner (UWG) meinte, die Kosten für einen Neubau seien möglicherweise präziser zu beziffern als eine Sanierung, die noch manche böse Überraschung bergen könne. Die FDP macht bekanntlich keinen Hehl aus ihrem Ansinnen, den Wasserpark komplett abzureißen und nebenan auf den Schiffswiesen neu erstehen zu lassen. Listig fragte Iris Ziebart, wie lange denn ein Neubau dauern würde und wie groß die Kostensicherheit sei. Eva John (BMS) indes glaubt, dass man sich bei einer Sanierung keine Illusionen machen sollte im Hinblick aufs Einsparpotenzial.

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