Starnberg:Stimmungsvolles eingefangen

Eine Ausstellung mit Gemälden von Edward Harrison Compton zeigt das Museum Starnberger See. Besonderen Gefallen finden die feinen Tier- und Pflanzenstudien des Feldafinger Malers

Von Katja Sebald, Starnberg

Die sechzig Ölgemälde aus dem Nachlass des Malers Edward Harrison Compton, die die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg vor einigen Jahren erwerben konnte und die seither im Starnberger Sparkassengebäude im ersten und zweiten Stock zu sehen sind, gehören mit Sicherheit zu den großen Kunstschätzen unserer Gegend. Jetzt ist ein Teil dieser Bilder zusammen mit anderen Leihgaben aus der Familie und aus den Beständen der Starnberger Galeristin Doris Welker in einer Sonderausstellung im Museum Starnberger See zu sehen.

Kaum ein Maler hat die Landschaft um den Starnberger See so treffend und so stimmungsvoll eingefangen wie Edward Harrison Compton, der 1881 in Feldafing geboren wurde und dort auch 1960 starb. Sein Vater Edward Theodore Compton war einer jener Engländer, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den Pionieren des Alpinismus gehörten: Er war ein leidenschaftlicher Bergsteiger und Kletterer, dem allein 27 Erstbesteigungen in den Alpen gelangen. Berühmt und bekannt war er aber vor allem als detailgenauer Illustrator von Fachbüchern und Zeitschriften für Bergsteiger. Seine Bilder gelten heute als eindrückliche Dokumente der alpinen Bergwelt vor rund hundert Jahren.

Der jüngere Compton hingegen, der von 1903 bis 1907 die Kunstgewerbe- und Zeichenakademie besucht hatte, entwickelte eine besondere Vorliebe für scheinbar unspektakuläre, wie zufällig gefundene Landschaftsausschnitte: den Blick in einen herbstlichen Wald etwa, eine Baumgruppe oder einfach das Spiel von Sonnenlicht und Schatten auf einem Stück Wiese. War er in jungen Jahren noch gemeinsam mit seinem Vater in den Bergen unterwegs und brachte er bis in die 1920er Jahre noch Eindrücke von Reisen durch Europa und nach Südamerika aufs Papier, so war sein Radius in späteren Jahren deutlich eingeschränkt, weil er an Kinderlähmung erkrankte. Aus dieser Zeit stammen die einfühlsamen Ölskizzen von Landschaftsszenerien in und um Feldafing, in denen es ihm vor allem um Lichtstimmungen geht. Diese Arbeiten zeichnen sich mehr noch als die detailgenauen früheren Bilder durch eine enorme atmosphärische Dichte aus.

Doris Welker, die in ihrer Galerie Thoma bereits mehrere Ausstellungen von Vater und Sohn Compton realisiert hat und als profunde Kennerin ihrer Arbeiten gelten darf, hat dem Museum neben einer Reihe kleinerer Aquarelle eines ihrer Lieblingsbilder ausgeliehen: das 1920 entstandene "Alpenbild", auf dem in einem lichten Panorama Schloss Elmau zu sehen ist. Aufsehenerregend in dieser kleinen, leider räumlich sehr beengten Ausstellung sind aber vor allem die feinen Tier- und Pflanzenstudien, die Comptons Großnichte Steffi Menke aus ihrem privaten Archiv zur Verfügung gestellt hat, denn sie zeigen Edward Harrison Compton von einer weitgehend unbekannten Seite. Von Menke, die in Comptons Haus wohnt, stammen auch die Skizzenbücher. Eines davon widmet sich allein dem Studium von Wolkenformationen am Feldafinger Himmel. Jedes Blatt ist mit Datum und Uhrzeit versehen. Es macht noch einmal die Bedeutung des Atmosphärischen in Comptons Bildern deutlich.

Die Ausstellung im Museum Starnberger See in Starnberg läuft noch bis zum 27. September.

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