Starnberg:Starnberger Mauerfall

Von Ostern an werden die maroden Stützmauern am Fuße des Schlossbergs erneuert und die Verbindungsstraße nach Söcking gekappt. Auf die ohnehin angespannte Verkehrslage in der Stadt wird das erhebliche Auswirkungen haben.

Peter Haacke

Starnberg Bau des "Durchstichs" an der Söckinger Straße, 1905

Starnberg: Bau des Durchstichs an der Söckinger Straße, 1905 Bild: Stadtarchiv Starnberg, Bestand Wörsching.

(Foto: Bestand Wörsching)

In einem Punkt sind sich alle einig: Wenn die Söckinger Straße in Starnberg komplett gesperrt wird - und zwar von Ostern bis Anfang Dezember diesen Jahres - dann wird Autofahrern, Radlern, Busfahrgästen und Anwohnern einiges abverlangt. Das ist auch dem Straßenbauamt in Weilheim klar. Nicht umsonst nennt es Stephanie Kürmeier eine "sehr schwierige Baumaßnahme", die zu "erheblichen Beeinträchtigungen" (Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger) führen und zu einer "große Herausforderung für alle" (Verkehrsmanagerin Susanne Münster) wird. Was da konkret auf die Leute zukommt, weiß zwar niemand. Doch eines steht schon jetzt fest: Die in Spitzenzeiten angespannte Verkehrssituation in der Kreisstadt wird sich von April an drastisch verschärfen.

Tausende Fahrzeuge zwängen sich täglich durch das Nadelöhr an der Ecke Söckinger/Weilheimer Straße. Sie alle müssen nun neun Monate lang umgeleitet werden. Denn die 1905 in solider Handarbeit errichteten Stützmauern rechts und links der Söckinger Straße, die den Durchstich am Fuße des Starnberger Schlossbergs sichern, sind marode. Warum das Bauwerk überhaupt so lange gehalten hat, lässt sogar manchen Fachmann erstaunen. Doch Fakt ist: Die Mauern sind bröckelig. Ohnehin entspricht die viel zu schmale Straße nicht mehr den Erfordernissen. Lkw und Busse im Begegnungsverkehr haben kaum eine Chance, aneinander vorbeizukommen, der Fußweg ist lediglich 80 Zentimetern breit, und auch die Fußgängerbrücke muss dringend erneuert werden. Zudem werden sämtliche Versorgungsleitungen - Strom, Wasser und Abwasser - neu verlegt. Rund zwei Millionen Euro, die sich das Staatliche Bauamt Weilheim und die Stadt Starnberg teilen, sind dafür insgesamt veranschlagt.

Die Planer haben einen ehrgeizigen Zeitplan aufgestellt und rechnen damit, dass im Dezember 2013 alles fertig ist. In der ersten Bauphase ist die Söckinger Straße noch bis Ende März befahrbar; lediglich die Zufahrten zu Schlossbergstraße und Vogelanger werden abgehängt. In Bauphase 2 (April bis Juli) aber geht nichts mehr, die Söckinger Straße wird vollends gesperrt, Vogelanger und Schlossbergstraße aber bleiben befahrbar. In Phase 3 (August bis Dezember 2013) sollen dann die Stützmauern erneuert werden; von Söcking kommende Autofahrer können dann auch wieder die Mühlberg- und Schlossbergstraße nutzen. In Phase 4 (Frühjahr 2014) schließlich soll die Stützmauer an der Ecke Schlossbergstraße/Vogelanger gebaut werden. Die Söckinger Straße bleibt dabei allerdings normal befahrbar.

So konkret die Planungen des Bauprojekts sind, so ungewiss sind die Auswirkungen auf Verkehrsfluss und Belastungen für die Anwohner. Stadt und Bauamt, aber auch die Verantwortlichen des ÖPNV, geben sich alle Mühe, umfassend zu informieren. Im Rahmen eines Infoabend am Dienstag in der Schlossberghalle fanden sich immerhin rund 130 Interessierte ein. Die Stadt hat einen Flyer herausgegeben, der über Bauphasen, Umleitung und Änderungen im ÖPNV informiert, die Routen der Buslinien 951, 959, 960 und 962, für die eigens Minifahrpläne gedruckt wurden, müssen geändert werden.

Einzige offizielle Umfahrung, die ausgeschildert wird, ist aus Richtung Andechs die Staatsstraße 2563 über die Maisinger Schlucht, die dann über den bis Pfingsten fertiggestellten Maxhof-Kreisel zur B2 nach Starnberg führt. Gerechnet aber wird aber mit erheblichem Verkehrsaufkommen auch in der Riedesel-, Prinz-Karl-, Josef-Fischhaber- oder Von-der Tann-Straße: allesamt Querverbindungen zur Hanfelder Straße. Aus den Reihen der Zuhörer kamen diverse Anregungen und Verbesserungsvorschläge; Eltern sollen darauf verzichten, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Bürgermeister Pfaffinger sicherte zu, die Schlaglöcher in der Riedeselstraße ausbessern zu lassen, an der Ecke Oßwaldstraße/Hanfelder Straße soll demnächst eine Ampel installiert werden.

Ob das alles ausreichen wird, bleibt fraglich. Vor geraumer Zeit war die Söckinger Straße schon einmal nur einen halben Tag lang gesperrt. Die Auswirkungen waren drastisch, erinnerte sich eine Anwohnerin: In Teilen der Stadt ging verkehrstechnisch so gut wie nichts mehr voran.

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