Stadtratswahlen:Starnberger Endspurt

Lesezeit: 2 min

Plakat der CSU zur Starnberger Stadtratswahl. (Foto: Franz X. Fuchs)

Der Dauer-Wahlkampf hat die Parteien und Gruppierungen viel Kraft gekostet, trotzdem herrscht neun Tage vor der Stadtratswahl immer noch Aktionismus vor. Schließlich ist eine einigermaßen passable Wahlbeteiligung das Ziel.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Michael Schildbach hat sich an Ostern eine Woche Auszeit gegönnt, um "wieder normal" zu werden, wie er es ausdrückt. Ja, einen Wahlkampf zu führen in einer chronisch aufgeregten Kreisstadt wie Starnberg, kostet Kraft. Der Starnberger FDP-Vorsitzende und Wahlkampfmanager ist deshalb froh, wenn endlich Wahltag ist. Da ist er sich ausnahmsweise mit Stefan Frey, dem CSU-Spitzenkandidaten, einig: "Es wird Zeit, dass endlich gewählt wird." Frey befürchtet, dass die Starnberger angesichts der Dauerfehde um Tunnel und Umfahrung und der Querelen im Stadtrat schon unter Wahlmüdigkeit leiden. Am Sonntag, 19. April, sind endlich die Stadtratswahlen. Es wird ein Aufatmen durch die Stadt gehen.

Bis dahin werden noch einmal bei allen Parteien und Gruppierungen die letzten Kräfte mobilisiert. Die nimmermüde FDP, obwohl eingeschränkt durch den Skiunfall ihrer Spitzenkandidatin Iris Ziebart, wird in den kommenden Tagen mit Infoständen präsent sein. Mit einer Mail-Aktion an Erstwähler und Briefe an Neubürger in den vergangenen Wochen gehören die Liberalen zu den umtriebigsten Akteuren dieses Wahlkampfs. Die CSU hingegen greift personell in die Vollen und bietet zu ihrem Wahlkampfabschluss am Freitagabend um 18.30 Uhr in der Schlossberghalle neben Frey noch Landrat Karl Roth und die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig auf.

Lauter Sprüche: Wieder einmal hat der Streit um den geplanten Tunnel durch die Kreisstadt den Wahlkampf bestimmt. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Das Feld will die Wählergemeinschaft pro Starnberg (WPS) an diesem Tag nicht allein der CSU überlassen. Die WPS ruft zu einem Rundgang am Bahnhof See auf, bei dem es wieder einmal um die Gestaltung des Bahnhofsbereichs geht - Stichwort Seeanbindung. Danach geht es in den Bayerischen Hof, um weiter zu diskutieren. Am Sonntagnachmittag plant die WPS ihren Wahlkampfabschluss in der Schlossberghalle. Diesen hat die UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft) schon am Sonntagvormittag in der Mehrzweckhalle in Söcking, wo zu einem Weißwurstessen eingeladen wird. Deutlich wird bei allen Veranstaltungen: Es geht darum, die Wähler noch einmal zu mobilisieren. Im Grunde hat die Kommunalwahl im März 2014 den Wahlkampf in Starnberg nur für kurze Zeit unterbrochen. Die bange Frage bei allen Kandidaten lautet daher: Wer profitiert von einer möglicherweise niedrigen Wahlbeteiligung?

Vor diesem Hintergrund ist auch der Aktionismus zu betrachten, der an den Tag gelegt wird. Etwa die Demo für gesunde Luft in Starnberg, die von den Tunnelfreunden organisiert wurde und die die Stadt einen Abend lang lahmlegte. Auch die Bürgerliste (BLS), die fast jeden zweiten Tag neue Plakate kleben ließ, rief zu einer Open-air-Aktion auf: BLS-Chef Walter Jann wanderte die Trasse seiner vorgeschlagenen Umfahrung ab. "Vorfahrt für Vernunft" lautet das BLS-Motto. Das Bündnis Mitte Starnberg (BMS), das die Bürgermeisterin stellt, betätigte sich auch im Freien, aber als Saubertruppe. Der vermüllte Hang am Bahnhof Nord ist nun wieder blitzsauber dank des Einsatzes der BMS-Kandidaten. Während SPD (Motto: "Mehr SPD tut allen gut") und Grüne versuchten, mit anderen Themen als mit der Starnberger Verkehrsproblematik zu punkten - am Montag geht es um zehn Jahre Hartz IV -, war es am Ende doch der Streit um Tunnel und Umfahrung, der den Wahlkampf bestimmte. "Das Thema ist uns aufgezwungen worden", schimpft Schildbach von der FDP. Und Stefan Frey ärgert sich, dass weder über die Zukunft des Hotels Bayerischer Hof noch über Hortplätze diskutiert wurde, alles wirklich wichtige Themen.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: