Starnberg:Starnberg und der Stillstand

Pfarrer Ernst Kunas verabschiedet sich nach zwölf Jahren mit einer nachdenklich-humorigen Rede in den Ruhestand.

Sabine Bader

Nein, Ernst Kunas wird nach seiner Pensionierung nicht ins Schloss Bellevue einziehen. Das ist bekanntlich so gut wie besetzt - von einem Pfarrer im Ruhestand. Ein solcher ist Kunas zwar von nächstem Donnerstag an auch. Doch er stellte gleich zu Beginn seiner Abschiedspredigt am Sonntagabend klar, dass von pensionierten Pfarrern zwar einiges zu erwarten ist, das Amt des Bundespräsidenten aber nicht unbedingt zu seinen späten Berufszielen gehört. Dafür freut sich Kunas, wie er sagt, viel zu sehr auf freie Wochenenden und auf Weihnachten und Ostern mal anders - ohne die Pfarrermühle, in der er seit 40 Jahren steckt. Mit einem Festgottesdienst und anschließendem Empfang haben ihn mehr als 300 Gläubige jetzt in den Ruhestand verabschiedet. Dass Kunas in den zwölf Jahren in Starnberg einiges über die Psyche und das Lebensgefühl der hiesigen Spezies erfahren durfte, war quasi unvermeidbar. Sein Fazit lautet: "Ein bisschen was läuft anders in Starnberg." Hier sei man "schneller erregbar" als anderswo, bilde "gerne Fraktionen" und lasse ebenso gern auch nur eine Meinung gelten - nämlich die eigene. Und darum gebe es hier auch so viel "Stillstand" - sowohl was das Zwischenmenschliche im Kirchenvorstand angehe als auch in der Politik. Darum riet Kunas den streitenden Kirchenvorstehern, wieder das Gespräch zu suchen, und seinem Nachfolger Hans Martin Schroeder, auch öfter mal den Starnberger Stadtrat in die Fürbitten einzuschließen. Letztlich aber, so Kunas mit Blick auf die große Schar der Gottesdienstbesucher in der Friedenskirche, "gibt es in Starnberg viele großartige Menschen" - ehrenamtlich Engagierte, Persönlichkeiten mit viel Geist und viel Horizont. Vor diesem Hintergrund meinte auch Dekan Axel Piper: "Wir brauchen hier keinen Neuanfang, sondern einen neuen Anfang." Die Mischung aus Ernst, Lob und Humor, die schon den Gottesdienst geprägt hatte, setzte sich auch beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus fort. Mehr als ein Duzend Redner ergriffen das Wort - darunter Landrat Karl Roth, Starnberg Rathauschef Ferdinand Pfaffinger ("wenn Sie mir das Manuskript geben, werde ich Ihre Predigt im Stadtrat als Osterbotschaft verlesen"), die Söckinger Pfarrerin Birgit Reichenbacher, Edith Clemm vom Kirchenvorstand sowie der katholische Amtskollege Werner Haas und die Kulturmanagerin Elisabeth Carr. Dazu gab es Ständchen von Kirchenchor und Kindergarten. Und wen wundert's, dass sich auch eine, wenngleich exkommunizierte, Bischöfin einfand: Gisela Forster, die mit Gemeindemitgliedern einen Sketch zum Besten gab. Bei so vielen Huldigungen blieb Kunas nur zu sagen: "Das war's. Amen."

Starnberg ev.Kirche Pf. Kunas

Zum Abschied gab es für Starnbergs evangelischen Pfarrer Ernst Kunas nicht nur viele Reden, sondern auch eine Pantomime auf seine Reisefreudigkeit. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)
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