Starnberg:Sorgen und Schlafstörungen

Heinrich K. hat sein Leben lang verdient - bis er arbeitslos wurde

Von Blanche Mamer, Starnberg

Trotz seiner Atembeschwerden klingt er viel jünger als er ist. Wer bei seinem Alter von 82 Jahren und dem Wissen um die Vorgeschichte seiner Krankheit eine alte brüchige Stimme erwartet, wundert sich sehr. Heinrich Koch (Name geändert) leidet an schwerer chronischer Bronchitis, seit er sich bei einer Bypass-Operation einen Klinikkeim eingefangen hat. Ohne Sauerstoffgerät würde er nicht überleben. Er sei schon auf der Palliativstation angemeldet, sagt er. "Herr Koch ist zu 100 Prozent schwer behindert und hat ein wirklich schweres Los", sagt Petra Seidel von der Caritas, die ihn an den SZ-Adventskalender vermittelt hat.

Er kann kaum mehr aus dem Haus, mit Rollstuhl, Atemgerät und Sauerstoffflasche ist er zudem völlig unflexibel. Auch ohne Atemtherapie hätte er keine Chance, sagt Seidel. Er kann die verbrauchte Luft kaum selbst ausatmen, mit Röhrchen und Atemübungen muss er sich davon befreien. Es droht dann eine Lungenentzündung. Herr Koch spricht davon ganz sachlich. Auch von seinen enormen Geldsorgen berichtet er ohne Larmoyanz. Er hat sein Leben lang gearbeitet und als Personalchef einer großen Firma gut verdient. Doch dann wurde rationalisiert und auch er wurde nicht mehr gebraucht. Bevor ihm gekündigt wurde, ging er lieber selbst. "Ich machte mich selbständig und habe auch mit meiner Beratertätigkeit gut verdient." Trotzdem, es fehlten bei der Rentenversicherung die letzten so wichtigen Jahre.

Zusammen mit seiner Frau kommt Heinrich Koch auf ein Ruhegeld von 1690 Euro und liegt damit knapp über der Berechtigungsgrenze für eine Sozialhilfe-Zuzahlung. Das Problem: Die hohe Miete von 1200 Euro. "Da ich seit 40 Jahren hier wohne, kennt mich der Hausbesitzer gut und drückt schon mal ein Auge zu, wenn ich im Rückstand bin. Er weiß, dass ich nie Schulden gemacht habe, und dass er sein Geld bekommt." Allerdings könnte das Ehepaar gar nicht umziehen, es gibt keine Reserven für Kaution und Umzug.

Was Heinrich Koch noch mehr quält als seine schwere Krankheit ist, dass er 800 Euro Schulden bei seiner Heizöllieferantin hat und darum auch kein Heizöl mehr bestellen kann. Auch bei ihr war er seit 40 Jahren Kunde, sie wusste um seine Probleme und hatte ihm tausend Liter gebracht, damit er wenigsten warmes Wasser zum Duschen hätte. Auch die Zuzahlungen bei Medikamenten machen ihm zu schaffen. Und jetzt fehle auch noch das Geld für den Jahresbeitrag und die neue Krankenkassenkarte. Und im Januar muss er wieder zum Arzt, was ihm noch mehr schlechte Träume bringt und ihm Schlafstörungen bereitet.

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