Naturschutz:Sorge um die Bienen

Sonnenblumen

Milben und ein ständig schrumpfender Lebensraum machen den Bienen das Leben schwer.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Nicht nur die Milbe setzt den Insektenvölkern zu, sondern auch der Rückgang blühender Pflanzen. Trotzdem freuen sich die Starnberger Imker über immer mehr Mitglieder

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Imkerei liegt im Trend, vor allem bei jungen Leuten. Obwohl die Bienenvölker durch Varroa-Milbe und Nahrungsmangel gefährdet sind und der Ertrag rückläufig ist, hat der Bienenzuchtverein Starnberg einen Mitgliederaufschwung wie noch nie. Nach Angaben des Vorsitzenden Hubert Dietrich treten jedes Jahr etwa 20 neue Mitglieder ein. Das ist der größte Zuwachs in der 120-jährigen Geschichte des Starnberger Vereins, der nunmehr auf 280 Mitglieder angewachsen ist. Kein Wunder, dass die Mitglieder ihren Vorsitzenden nicht gehen lassen wollen, obwohl Dietrich sein Amt schon längst in jüngere Hände abgeben wollte.

"Um den Nachwuchs mache ich mir keine Sorgen, im Gegenteil", sagte Dietrich. Dabei sei bis vor wenigen Jahren viel von Bienensterben und vom Imkersterben die Rede gewesen. Den Umkehrtrend erklärt sich Dietrich damit, dass der Imker von heute "etwas für die Umwelt tun will". Dieser Imker von heute ist laut Dietrich durchschnittlich 40 Jahre alt und hat zwei bis vier Völker. Bis vor kurzem war der typische Imker im Alter von 60 plus und betreute etwa 20 Bienenvölker.

Hubert Dietrich selbst ist passionierter Imker seit 1998 und hält 20 Bienenvölker. Schon früh hat er sich der Bio-Imkerei verschrieben und ist neben seiner Vorstandstätigkeit auch Biokreisberater. Doch auch wenn im Verein alles gut läuft, macht er sich Sorgen. Als gutes Jahr bezeichnen die Imker einen Ertrag von 35 Kilogramm Honig pro Volk. Dieses Jahr indes hatten die Imker in der Region einen Ertragsausfall von 30 Prozent. Als normal gilt nach seiner Erfahrung ein Verlust von zehn Prozent. "Die Milbe alleine ist es nicht", betont er. "Die Insekten haben keinen Lebensraum mehr", ist Dietrich überzeugt.

Während die Stadt-Imker keine Sorgen haben, blühen nach Dietrichs Erfahrungen in der Region immer weniger Pflanzen. Das hat viele Gründe: Zum einen wird zu häufig gemäht, so dass die Gräser auf den Wiesen keine Blüten mehr bilden können. Zum anderen wird durch die Pflanzenschutzmittel "alles weggespritzt", wie etwa die Wild- und Bei-Kräuter an den Rändern der Felder. Bis zu 300 Rückstände seien in den Pollen gefunden worden.

Doch den Bauern macht Dietrich keinen Vorwurf. "Die Landwirtschaft steht unter Erfolgsdruck." Die Bauern seien in der Zwickmühle, da sie wirtschaftlich arbeiten müssten auf dem globalen Markt. Seiner Ansicht nach könnte vieles entschärft werden, wenn "wir umdenken würden", beispielsweise indem mehr regionale Produkte gekauft werden, anstatt Billigprodukte. "Da mache ich den Kunden einen Vorwurf."

Auch an die Naturschützer appelliert der Imker, die artfremde Pflanzen ausreißen. Den Bienen wäre schon geholfen, wenn diese Pflanzen erst entfernt würden, sobald sie verblüht seien.

Doch es gibt auch Lichtblicke. Die Stadt Starnberg zum Beispiel achte sehr auf insektenfreundliche Grüngestaltung, lobt Dietrich. Immer häufiger würden jetzt an den Ortseinfahrten Magerrasenstreifen angelegt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: