Starnberg:Sieben Schüsse in Notwehr

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Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatten die Starnberger Polizisten "keine Alternative"

Christian Deussing

Eingang zur Polizei-Inspektion Starnberg Polizei-Inspektion Eingang zur Polizeidienststelle in Starnberg (Foto: STA Franz X. Fuchs)

StarnbergDie drei Polizisten, die im Juni einen psychisch kranken und mit einem Messer bewaffneten Rentner auf der Starnberger Dienststelle erschossen haben, handelten in Notwehr. Das haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben. Es habe für die Beamten in der konkreten Situation "keine Alternative" gegeben, den für sie lebensbedrohenden Angriff abzuwehren, teilte die Staatsanwaltschaft München II am Freitag mit. Das bedeutet auch, dass kein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Die Aussagen von Tatzeugen stimmten mit Spuren sowie den Ergebnissen des ballistischen Gutachtens des Landskriminalamtes (LKA) und der Rechtsmedizin überein. Insgesamt sieben Schüsse hatten die Beamten abgegeben. Wegen der schnellen zeitlichen Abfolge des Geschehens und des aggressiven Verhaltens von Heinrich W., der mit einem etwa 30 Zentimeter langen Küchenmesser bewaffnet war, hätten die Beamten keine andere Chance mehr gehabt.

Eingang zur Polizei-Inspektion Starnberg Polizei-Inspektion Eingang zur Polizeidienststelle in Starnberg (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Der Starnberger war mit dem Messer auf den Inspektionsleiter Norbert Reller losgegangen, der kurz zuvor die Tür zum Eingangsbereich der Polizeiinspektion geöffnet hatte. Der 64-jährige Polizeichef hatte die Dienstwaffe gezogen und den Rentner mehrfach aufgefordert, das Messer wegzulegen. Doch der Mann reagierte nicht darauf und versuchte, auf den zurückweichenden Polizisten einzustechen. Ein anderer Beamter sprühte Pfefferspray ins Gesicht des Angreifers, was jedoch wirkungslos blieb. Auf dem engen Raum hatten die Polizisten mit "tödlichen Stichverletzungen unmittelbar zu rechnen", erklärt die Staatsanwaltschaft.

Die Situation war auch deshalb eskaliert, weil die Polizisten eine Besucherin auf der Wache erwarteten, als der Rentner mit dem Messer plötzlich im Vorraum stand. Auch andere Besucher wären womöglich akut gefährdet gewesen, wenn sie den Raum durch die unverschlossene Tür betreten hätten. Die Tür lässt sich inzwischen aber notfalls per Knopfdruck verriegeln, wodurch ein möglicher Angreifer in dem Vorraum isoliert werden könnte.

Er habe schon damit gerechnet, dass die Justiz die tödlichen Schüsse als Notwehr bewertet, sagte ein Cousin von Heinrich W. am Freitag der SZ. Die Familie werde dem Starnberger Dienststellenleiter nun einen Brief schreiben. Reller wollte sich nicht zu dem Ergebnis der Ermittlungen äußern.

© SZ vom 12.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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