Starnberg:Segen, Regen und ein bisschen Streit

In vielen Gemeinden des Fünfseenlandes sind am Wochenende nach wochenlanger Arbeit und zermürbenden Nachtwachen neue Maibäume aufgestellt worden. Abgesehen vom Wörthseer Ortsteil Auing erfreut sich die Bevölkerung an lebendigem Brauchtum und zünftigen Feiern

So ruhig wie an diesem 1. Mai war es seit Jahren nicht mehr im Wörthseer Ortsteil Auing. Alle Jahre wird dort ein neuer Maibaum aufgestellt. Heuer nicht: Es muss ordentlich gekracht haben im Kreis der Veranstalter, denn niemand wollte sich offiziell äußern zur kurzfristigen Absage. Es war nur die Rede von "Unstimmigkeiten und Streit". Jetzt soll der Naturbaum noch ein Jahr stehen bleiben.

Dass der 35 Meter hohe Maibaum in Walchstadt am Sonntag pünktlichaufgestellt werden konnte, ist der aufmerksamen Maibaumwache zu verdanken. Wie der Walchstadter Feuerwehrkommandant Leonhard Polz sagte, wollten die Etterschlager den Baum doch tatsächlich noch in der Nacht auf Sonntag klauen. Etwas Besonderes ist der Walchstadter Baum auf alle Fälle, muss er doch ein Jahr lang eine Schiene tragen, weil er beim Fällen angebrochen ist.

Die Etterschlager bekamen jedenfalls für ihren Diebstahlversuch gleich die Quittung: Als sie ihren Maibaum, aufstellten, regnete es in Strömen. Dafür hatten sie Hilfe von syrischen Flüchtlingen, die in Etterschlag leben.

Mit Böllerschüssen und Blasmusik feierten die Andechser ihren neuen Maibaum: Pünktlich um 9 Uhr hatten rund 60 Burschen am Dorfplatz ihr Werk begonnen, um 11.45 stand der Baum. In den vergangenen Jahren hatten die Andechser ausgesprochenes Pech. Der letzte Maibaum stand nur zwei Jahre und musste dann wegen Bauarbeiten an der Kreuzung entfernt werden. Der Maibaum davor hielt nur wenige Jahre, weil er vorzeitig morsch geworden war. Nun aber ist die Hoffnung groß, dass der gut 35 Meter hohe Stamm länger hält - auch dank der teuren Spezialfarbe. Danach ging es ins Festzelt mit Blaskapelle, zumal am Nachmittag Regen einsetzte.

Das blieb den Feiernden im Forsthaus Kasten zwischen Gauting und Neuried erspart: Bereits am Samstag wurde der 23 Meter lange Maibaum aufgestellt. Der traditionell bemalte Maibaum mit Zunftwappen ist ein Geschenk der Stockdorfer Maibaumfreunde und der städtischen Forstverwaltung Forst Kasten. 28 kräftige Männer errichteten den Baum traditionell mit Scharstangen - eine aufwendige Arbeit, die ein präzises Umsetzen und gleichmäßiges Anheben der Schwalben erfordert. Unter Anweisungen von Erhard Halmich, Vorstand der Stockdorfer Maibaumfreunde, wurde die Fichte so in eineinhalb Stunden in den Frühlingshimmel gestemmt.

Aus Sicherheitsgründen hatte auch der Maibaum in Maising vorzeitig ersetzt werden müssen. Am Sonntag aber war es endlich soweit: Nach wochenlanger Arbeit und schlafraubenden Nachtwachen ziert nun ein 35 Meter hohes Prachtexemplar den Platz an der kleinen Kirche. 100 Minuten lang hatte die Burschen unter Leitung von Franz Kaspar und genauer Beobachtung von Franz Gröger konzentriert gearbeitet. Auch der Herrgott hatte ein Einsehen: Als um 12 Uhr die Pöckinger Blaskapelle die Bayernhymne intonierte und auch die Fahne am Maibaum wehte, war es noch trocken. Rund 300 Besucher, überwiegend in bayerisch anmutendem Gewand, erfreuten sich an deftigem Essen und - passend zum Temperatursturz - kühlem Bier.

Um 13.15 Uhr wurde es auf dem Marienplatz in Oberalting spannend: Mit einem ersten "Hau ruck " begannen die Burschen, mit den Kreuzstangen den 30 Meter langen und 1,9 Tonnen schweren Maibaum aufzustellen - begleitet von der Blaskapelle Seefeld und unter den Blicken von fast 400 Besuchern. Die bis zu 50 Helfern, darunter auch zwei Asylbewerber aus Eritrea, ließen sich auch nicht vom Regen beirren und schafften es, in einer Stunde und 21 Minuten die mächtige weiß-blaue Fichte aufzurichten. Der alte Baum musste nach drei Jahren ersetzt werden, weil er nach Orkan "Niklas" nicht mehr stabil genug war, berichtete Michael Wastian, Vorstand vom Heimat- und Brauchtumsverein "D'Griesbergler Oberalting. Der 35-Jährige hatte die Kommandos gegeben und war froh, dass der Stamm mit einer rauen und nicht glatten Farbe angestrichen wurde. So hatten die Stangen auch bei Nässe guten Halt. Den Maibaum hatte zuvor Pfarrer Roland Böckler gesegnet. Ein Renner waren in Oberalting die Ochsensemmeln und die Hüpfburg - nur das Wetter hätte freundlicher sein können. Die Lücken an den Biertischen wären dann nicht so groß gewesen.

Petrus hatte kein Einsehen mit den Burschen und Madln in Berg. Pünktlich zum Tanz um den Maibaum begann es zu tröpfeln. Tanz, Rede des Oberburschen und Tusch auf die Helfer sowie Segen tat der Regen jedoch keinen Abbruch. Den Maibaum aufgestellt hatten die Berger bereits eine Woche zuvor, am Oskar-Maria-Graf Platz ragt er in die Höhe. Acht Wochen dauerte die Fertigstellung und auch am Oskar-Maria-Graf Platz wurde er noch bewacht. Nach dem Tanz am Maibaum führte die Bachhauser Blasmusik Burschen, Madln und rund 200 Zuschauer am Berger Kreisl vorbei ins Festzelt zur Märzwiese. Der Zugang war mit Rindenmulch aufgeschüttet: So kam frau auch mit Pumps gut ins Zelt. "Wir sind keine Eventagentur", hatte Oberbursch Frederik Höbart gesagt, doch Einlass und Service waren top organisiert; das Festzelt für 2000 Mann nahezu bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt, die Stimmung zünftig. Die zweite Maifeier in der Gemeinde fand in Höhenrain statt. Nachdem die Flüchtlingshalle, die an der Festwiese entstehen sollte, wohl Vergangenheit ist, wurde auch dort fröhlich gefeiert.

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