Starnberg:Seebahnhof geräumt

Granatenfund 3

Bundespolizisten untersuchen die Handgranate auf der Streugutkiste auf dem Bahnsteig am Seebahnhof.

(Foto: oh)

Eine Handgranate liegt offen auf einem Streugutkasten

Von Christian Deussing, Starnberg

Seit 27 Jahren betreibt Werner Gschwendtner den Kiosk an der Bahnhofsunterführung. Doch das hatte er noch nie erlebt - dass eine Handgranate auf einem Streutgutkasten gefunden wurde und deshalb der gesamte Starnberger Bahnhof See gesperrt werden musste. Den Alarm hatte am Mittwoch gegen 18 Uhr ein 46 Jahre alter Fahrgast ausgelöst, der den verdächtigen metallischen Gegenstand auf dem Bahnsteig am Gleis 4 entdeckt hatte. "Ich bin aber ganz ruhig geblieben", berichtet der Kiosk-Inhaber. Die Bundespolizei hatte ihn aufgefordert, sein Geschäft zu schließen, während das Areal geräumt wurde. Auch im Zugverkehr lief nichts mehr, bis die Sperrung um 20.20 Uhr aufgehoben werden konnte.

Die Spezialkräfte der Bundespolizei prüften die deutsche Eierhandgranate, die aus dem Zweiten Weltkrieg stammt und über keinen Zünder verfügt. Es habe daher laut Polizei "keine Explosionsgefahr" bestanden, trotzdem war dies von dem Entschärfungsdienst erst zu überprüfen. Zumal sich in der fünf Zentimeter dicken und angerosteten Granate noch industriell hergestellter Sprengstoff befunden hatte.

Die Kripo Fürstenfeldbruck hat inzwischen wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz die Ermittlungen übernommen, die noch in alle Richtungen gehen. Hat hier ein Täter mit krimineller Energie Angst und Schrecken verbreiten und dabei den Zugverkehr für einige Zeit lahmlegen wollen? Oder hatte jemand die Handgranate in der Nähe vielleicht am Seeufer oder in der Bahnböschung gefunden und dann gut sichtbar einfach abgelegt, als eine S-Bahn einfuhr? Noch sei alles "spekulativ", sagt Kripochef Manfred Frei. Er erhofft sich nicht nur Hinweise aus der Bevölkerung, sondern auch aus den Aufzeichnungen der Videokameras vom Bahnsteig.

Hunderte Fahrgäste waren von der eineinhalbstündigen Sperrung der Strecke zwischen Gauting und Tutzing der Linie S 6 betroffen. Nach Auskunft der Bahn AG waren von dem Polizeieinsatz insgesamt ein Dutzend Züge betroffen, darunter sieben Regionalbahnen. Deshalb wurden 27 Großraumtaxen eingesetzt, wie eine Bahnsprecherin mitteilte.

Vor allem mussten viele Berufspendler bereits in Gauting am frühen Mittwochabend aus der S-Bahn aussteigen. Dagegen hatten andere noch Glück, wie etwa eine Frau aus Starnberg. Sie war noch kurz vor dem Granaten-Alarm mit dem Zug aus München am Bahnhof See eingetroffen. Am Donnerstag saß die Frau in dem Wartehäuschen direkt neben der Streugutkiste, worauf die Kriegswaffe gelegen hatte. "Man wundert sich ja über nichts mehr", meinte sie dazu.

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