Starnberg:Schwieriger Weg zur Arbeit

Mehr als 300 Asylbewerber haben es im Landkreis Starnberg schon in Beschäftigungsverhältnisse gebracht. Die Unternehmer, die einen Flüchtling einstellen, zeigen sich bei einem Runden Tisch im Landratsamt zufrieden

Von Otto Fritscher, Starnberg

Es waren Fragen aus dem Arbeitsalltag, die bei dem "Unternehmer-Erfahrungsaustausch" im Starnberger Landratsamt zur Sprache kamen, und dennoch waren es keine alltäglichen Fragen. Bei diesem von der neuen Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (Gwt)veranstalteten Treffen berichteten mehr als sein Dutzend Unternehmer aus dem Fünfseenland über die Erfahrungen, die sie mit Flüchtlingen gemacht haben, die sie als Azubis, Arbeiter oder Angestellte in ihren Betrieb geholt haben. Eine der Fragen, die immer wieder auftauchen, ist, ob Muslime während der Arbeit beten dürfen. Ja, sie dürfen, aber die Zeit wird nicht bezahlt. Auch eine Beschäftigung während des Ramadans ist möglich. Mehr als 300 Flüchtlinge haben es nach Angaben von Dirk Dieber, Leiter der Arbeitsagentur in Starnberg, im Fünfseenland, bereits in ein Beschäftigungsverhältnis geschafft. Dieber bescheinigt der Wirtschaft im Landkreis "ein hohes Engagement bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen".

Ein Beurteilung, der sich auch Daniela Tewes von der Gwt anschließt. Vor allem die zahlreichen Deutschkurse, die Asylbewerber besuchen können, zeigen nach ihrer Ansicht nach erste Früchte. Das Niveau der Deutschkenntnisse habe sich bei den arbeitssuchenden Flüchtlingen deutlich verbessert. Und sie verweist darauf, dass die meisten Unternehmer und Selbständigen - am Runden Tisch im Landratsamt saß auch ein Zahnarzt - Umsicht bei der Einstellung von Asylbewerbern walten lassen. "Sinnvoll ist es, sich bei einem Praktikum erst mal kennenzulernen", sagte sie. Eine Meinung, der sich die anwesenden Unternehmer anschlossen.

Doch es ist für einen Asylbewerber gar nicht so einfach, die begehrte Arbeitserlaubnis zu bekommen. Sie wird vom Ausländeramt des Landratsamtes erteilt, aber in Abstimmung mit der Arbeitsagentur in Starnberg und der Zentralen Arbeitsvermittlung in München, wie Dirk Dieber erläutert. Die Arbeitsagentur prüft unter anderem, ob der Mindestlohn gezahlt wird und ob die Arbeitsbedingungen stimmen. Etwa vier Wochen dauert es, bis die Erlaubnis vorliegt. Flüchtlinge, die nicht als Asylbewerber anerkannt sind, werden von der Arbeitsagentur betreut, wenn sie anerkannt sind oder zumindest ein Bleiberecht haben, "werden sie Kunden des Jobcenters", wie Dieber sagte.

Von Beschwerden über mangelnde Pünktlichkeit, zu wenig Durchhaltevermögen und unangemessenem Auftreten ist Tewes nichts bekannt. "Aber wir haben auch schon von Unternehmern gehört, die ihre neuen Mitarbeiter davon abhalten müssen, viele Überstunden zu machen."

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