Starnberg:Schwierige Entscheidung

Wangens Feuerwehr braucht ein neues Gebäude. Potenzielle Standorte sind die Ortsmitte und der Gasthof Holzeder

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Feuerwehr in Wangen hegt schon seit langem den Wunsch nach einer zeitgemäßen Unterkunft. Das aktuelle Feuerwehrhaus bei der Mehrzweckhalle genügt den Ansprüchen längst nicht mehr, der Kastanienweg als Anfahrt ist für moderne Löschfahrzeuge zu schmal. Die Stadtverwaltung hat daher im Oktober 2016 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die von den ursprünglich acht potenziellen Standorten vier genauer unter die Lupe nehmen sollte. Jetzt scheinen nur noch zwei in der engeren Auswahl zu sein: Ein in städtischem Eigentum befindliches Grundstück in der Ortsmitte an der Ecke Wildmoos-/Angerstraße, auf dem sich ein Kinderspielplatz befindet, sowie das rund 3000 Quadratmeter große Areal des Gasthofs Holzeder an der Olympiastraße.

Der Starnberger Architekt Nikolai Baehr-Rödel, der bereits die neue Feuerwehrunterkunft in Leutstetten plante, hatte sich viel Mühe gegeben. Er präsentierte am Mittwoch im Rahmen einer Ortsteil-Bürgerversammlung vor etwa 50 Interessierten seine Ergebnisse und zeigte im Rahmen der vorgegebenen Erfordernisse Möglichkeiten und Grenzen für ein funktionales Feuerwehrgebäude auf. Am Ende seiner Untersuchungen stellte er fest, dass lediglich die Grundstücke in der Ortsmitte und an der Olympiastraße in Frage kämen. Beide Vorschläge haben allerdings gleichermaßen Vor- und Nachteile.

Wangen Gasthof Holzeder

Die Feuerwehr in Wangen sucht ein passendes Areal, um künftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Zur Debatte steht unter anderem der Gasthof Holzeder an der Olympiastraße.

(Foto: Georgine Treybal)

Die örtliche Feuerwehr favorisiert eindeutig die Ortsmitte als neuen Standort. Für Kommandant Florian Feuerlein steht fest, dass die bisherige Unterkunft für die etwa 30 Aktiven nebst Einsatzfahrzeug nicht mehr genügt. "Wir müssen da hinten raus", sagt er, zumal man die vielfältigen Vorgaben nicht mehr einhalten könne. Von einem Neubau an der Wildmoosstraße erhofft er sich eine Belebung des Dorfplatzes und eine Aufwertung des Ortskerns im Sinne des Dorferneuerungsprozesses.

Was für die Feuerwehr unter den gegebenen Umständen die Ideallösung darstellt, ist für andere eine vertane Chance zur Aufwertung des Dorfes. Sie favorisieren daher als idealen Standort das weitläufige Areal des Gasthofs Holzeder, der kaum noch rentabel zu betreiben ist und überdies die Chance für eine Wohnbebauung bietet. Das Grundstück hat den großen Vorteil, dass es für die Erfordernisse der Feuerwehr zukunftssicher erweiterbar wäre. Nachteil: Es gehört nicht der Stadt Starnberg und müsste gekauft werden.

Wangen Grundstück Wildmoos/Angerstraße

Unterkunft gesucht: Die Feuerwehr Wangen zieht ein Grundstück in der Ortsmitte in Betracht für die neue Bleibe.

(Foto: Georgine Treybal)

Angesichts der kommunalpolitischen Entwicklungen der Kreisstadt in den vergangenen drei Jahren herrscht auch im Ortsteil Wangen ein gewisses Misstrauen gegenüber der Rathausverwaltung: Mehrere Grundstücke in städtischem Eigentum wurden seither bereits veräußert, darunter auch der Wangener Weiher. Warum also sollte die Stadt eines schönen Tages nicht auch das zentral gelegene Areal in der Ortsmitte veräußern, fragen sich viele. Dann lieber ein Feuerwehrgebäude und die Sicherheit, dass dieses Grundstück den Wangenern erhalten bleibt, heißt es - auch wenn der ebenfalls gewünschte Spielplatz nur mit Müh' und Not auf dem überschaubaren Gelände zu realisieren wäre. Eine Überlassung des Areals an die Familie Ganslmeier, die ihr Haus in Starnberg wegen des B2-Tunnels verlieren wird, steht allerdings nicht zur Debatte, erklärte am Donnerstagnachmittag Rathaussprecherin Lena Choi. Andererseits gilt ein Erwerb des Holzeder-Areals, der eine Investition in einstelliger Millionenhöhe voraussetzt, angesichts der aktuellen Haushaltslage bestenfalls als vage. Laut Bürgermeisterin Eva John soll der Besitzer immerhin Verhandlungsbereitschaft signalisiert haben.

Im Auditorium - darunter die Stadträte Winfried Wobbe, Gerd Weger, Michael Mignoli und Josef Pfister - gab es eine Debatte; auf eine Abstimmung verzichtete man. John will nun fachliche Grundlagen überprüfen lassen unter der Prämisse "mehr Spielplatz" und Raumprogramm der Feuerwehr. Feuerwehr-Referent Franz Heidinger wurde bislang aber nicht eingebunden. Der Zwischenstand soll dann im Herbst im Stadtrat diskutiert werden - auch unter dem Aspekt der "Dorferneuerung".

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