Starnberg:Sanieren statt sparen

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Heizungsbauer und Solarexperten profitieren von den niedrigen Zinsen, denn Hausbesitzer investieren ihr Geld jetzt in die eigene Immobilie. Zur Umweltmesse in Starnberg kommen aber nur wenige Besucher.

Sylvia Böhm-Haimerl

Umweltmesse im Bauhof Starnberg Umweltmesse im Starnberger Bauhof mit Tag der offenen Tür. Die Kinder durften in einem Sandhaufen nach 'Goldmünzen' und 'Edelsteinen' suchen. Hier in das Dach integrierte Photovoltaikanlage mit Thomas Eberherr (links) und Georg Karrenberg. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Mit dem großen Vorbau für schweres Gepäck erinnert das Lastenfahrrad an die Fahrräder von Postboten. Doch dieses E-Bike kann viel mehr. Sogar mit einer zwei Zentner schweren Last könnte man damit den Hanfelder Berg in Starnberg noch bezwingen. Auf der Umweltmesse "Energie, Bauen und Wohnen", die am Wochenende am Starnberger Betriebshof stattfand, war dieses Gefährt mit seinem leuchtend neon-grünen Rahmen ein echter Hingucker. Es sei nicht nur ein Fahrrad, es sei ein Statement für Leute, die bewusst auf ein Auto verzichten, erklärt Jens Baier vom Radhaus Starnberg. Das Interesse an den E-Bikes sei groß; inzwischen haben sie auch mehrere Händler im Angebot. Die Aussteller auf der zweitägigen Messe hatten allerdings einen größeren Besucherandrang erwartet.

Umweltmesse im Bauhof Starnberg Umweltmesse im Starnberger Bauhof mit Tag der offenen Tür. Die Kinder durften in einem Sandhaufen nach 'Goldmünzen' und 'Edelsteinen' suchen. Hier in das Dach integrierte Photovoltaikanlage mit Thomas Eberherr (links) und Georg Karrenberg. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Über einen Mangel an Interesse können sich sonst die Anbieter von Fotovoltaikanlagen nicht beklagen. Nach den Erfahrungen von Benjamin Hartmann von Global Energy lassen sich zumindest die privaten Hausbesitzer von der Kürzung der Einspeisevergütung nicht irritieren. Schließlich seien die Preise der Anlagen gefallen, und gleichzeitig hätten sich die Strompreise erhöht. Ein großes Thema sind nach Ansicht der Aussteller die Techniken zur Speicherung von Energie. Händler haben in den vergangenen Jahren lange nach entsprechenden Herstellern suchen müssen. Jetzt sind die ersten Systeme auf den Markt. Allerdings sind sie teuer. Mindestens 10 000 Euro kostet ein Speichergerät; die Kosten für die Anlage selbst kommen noch hinzu. "Die Goldgräberzeit für Fotovoltaik ist vorbei, jetzt geht es mehr darum, ob und ab wann es sich rechnet", stellt Michael Wölfl von der gleichnamigen Firma für Heizungs-, Solar- und Sanitärtechnik fest. Seiner Erfahrung nach rechnen die Kunden heute wesentlich genauer und sind auch besser informiert als früher. Allerdings ist der "Förderdschungel" laut Wölfl so groß geworden, dass die Verunsicherung steigt und der Beratungsbedarf zunimmt. Die relativ geringe Besucherzahl beurteilt er durchaus positiv. Es kämen nur Kunden, die auch investieren wollen und hier könne er sie ausführlich beraten. Die Nachfrage unter Menschen, die älter sind als 50 Jahre, ist bei ihm besonders groß. Bei der Bank bekomme man derzeit nur wenig Zinsen, und weil die Energiepreise stetig steigen, stecken diese Kunden ihr Geld in die Sanierung ihres Hauses, weiß der Heizungsbauer. Bei Neubauten liegen derzeit Holzhäuser im Trend. Nach Angaben von Werner Tochtermann von der Firma Holzhaus Sonnleitner wird erwartet, dass der Marktanteil auf rund 40 Prozent ansteigt. Immerhin werde im Vergleich zur Ziegelbauweise bis zu 50 Prozent weniger Energie verbraucht.

Neben der Holzbauweise und modernen Techniken für Wärmedämmung liegt derzeit auch die Rückbesinnung auf bewährte Materialien im Trend. Bei der Naturbau Ammersee aus Raisting beispielsweise empfiehlt man Stroh als Wärmedämmung sowie Lehm und Kalk für die ökologische Raumgestaltung.

Die LED-Lichttechnik boomt ebenfalls. Alexander Horvath von der Firma Isyline hat schon einige Schulen im Landkreis Starnberg auf LED-Licht umgestellt, weil damit eine Stromersparnis von bis zu 80 Prozent zu erzielen sei. Nach Meinung von Irmgard Franken vom Starnberger Agenda-Arbeitskreis Verkehr geht die Messe zwar in die richtige Richtung, allerdings habe sie bei manchen Angeboten Zweifel, ob sie auf eine Umweltmesse passen, weil sie "nicht immer in unserem Sinne nachhaltig sind."

© SZ vom 30.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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