Starnberg:Regionalwerk macht Eon Konkurrenz

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Kunden können von Montag an zu dem neuen Stromversorger wechseln und Geld sparen. Das Büro im Bahnhof soll dann täglich besetzt sein.

Michael Berzl

Der Energiekonzern Eon bekommt im Würmtal einen kleinen Konkurrenten, der Strom billiger anbietet. Vom kommenden Montag an können Kunden in Gauting, Krailling und Planegg zu dem Regionalwerk wechseln, das die drei Gemeinden gemeinsam mit den Stadtwerken München gegründet haben. Beim Geschäftsführer Heinz-Leo Geurtsen haben sich schon die ersten Interessenten gemeldet; vor allem Kommunalpolitiker und Mitarbeiter in den Rathäusern, die darin einen symbolträchtigen Akt sehen. Jeder will der erste sein, der einen Vertrag unterzeichnet.

Strom liefert künftig auch das Regionalwerk Würmtal. Foto: Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Seit dem vergangenen Freitag stehen die Preise fest. Die drei Bürgermeisterinnen sowie Vertreter der Rathausverwaltungen, der Gemeinderäte und der Stadtwerke haben sich zur Gesellschafterversammlung in der Geschäftsstelle im Gautinger Bahnhof getroffen, um die Tarife zu beschließen. Demnach hat ein Wechsel von Eon zum Regionalwerk Würmtal für den Stromkunden nicht nur eine ideelle Bedeutung, sondern handfeste finanzielle Vorteile. Laut einer Vergleichsrechnung für einen Privatkunden mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden ergibt sich bei einer Rechnung von 877 Euro eine Ersparnis von 32 Euro.

Dreiseitige Werbeprospekte mit Vergleichsrechnungen lässt das Regionalwerk im April an alle Haushalte in den beteiligten Gemeinden verteilen, kündigte Geschäftsführer Geurtsen im Gespräch mit der SZ an. Schließlich will er möglichst viele Stromkunden gewinnen, um auf lange Sicht Grundversorger zu werden, also die Mehrzahl der Haushalte zu beliefern. Der Wechsel soll daher möglichst einfach sein. "Darum kümmern wir uns. Der Aufwand ist sehr gering", verspricht Geurtsen. Über das Internetportal Verivox ist ein Versorgerwechsel recht einfach, wer aber Vertragsabschlüsse über dieses Medium scheut, hat beim Regionalwerk, das bei Verivox erst später zu finden ist, einen direkten Ansprechpartner. Geurtsen oder seine Mitarbeiter sollen von der kommenden Woche an täglich in dem Büro im Bahnhof sein, voraussichtlich von 9 bis 17 Uhr, freitags nur bis 12 Uhr. Außerdem erhalten Mitarbeiter in den Rathäusern Schulungen, so dass auch sie beraten können.

Bisher haben die meisten Haushalte noch Eon Bayern als Stromlieferanten; wie hoch der Anteil ist, verrät der Konzern aber nicht. Der Vertriebszweig des Unternehmens nimmt die neue Konkurrenz recht gelassen zur Kenntnis. Es gebe 1100 Wettbewerber auf dem Strommarkt, sagte Sprecher Andreas Sutner der SZ, da könne man nicht auf jeden neuen reagieren. In Gräfelfing sei am Dienstag ein "Treffpunkt Energie" eröffnet worden, weil viele Kunden sich einen persönlichen Ansprechpartner wünschten, doch das habe nichts mit den Entwicklungen in den Nachbargemeinden zu tun.

Während Regionalwerk und Eon nun Konkurrenten als Stromlieferanten werden, steht eine größere und schwierigere Auseinandersetzung noch bevor. Das Unternehmen mit kommunaler Beteiligung wurde schließlich vor allem gegründet, um das Leitungsnetz zu übernehmen. Dabei sind aber noch konfliktreiche Auseinandersetzungen über den Preis zu erwarten, der im zweistelligen Millionenbereich liegen dürfte, den aber im Vorfeld der Verhandlungen noch keine Partei genauer benennen will.

Einen wichtigen Schritt in diesem Zusammenhang haben die drei beteiligten Gemeinden aber mittlerweile erledigt, indem sie neue Konzessionsverträge mit dem Regionalwerk geschlossen haben. Darin räumen die Kommunen den Energieversorgern das Recht ein, Leitungen zu verlegen und zu nutzen und kassieren dafür die Konzessionsabgaben. Als Einnahmequelle hat aber später vor allem das Nutzungsentgelt eine Bedeutung, das die Gemeinden kassieren, wenn ihnen das Leitungsnetz gehört. Der Stromverkauf ist dagegen ein Minusgeschäft, wie Geurtsen auch im Starnberger Stadtrat einräumte.

© SZ vom 30.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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