Winterdienste:Räumen und rutschen

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Die Winterdienste sind seit Tagen pausenlos im Einsatz, um die Schneemassen von den Straßen zu bugsieren. Die meisten Autofahrer haben sich auf die Situation eingestellt und sind vorsichtig unterwegs.

Von Michael Berzl, Starnberg

Rasante Abfahrten unter Jubelgeschrei am Rodelhügel, Schneeräumerfahrer, die mitten in der Nacht ihren Dienst antreten müssen, und gefährlich rutschige Straßen im Fünfseenland: Das sind die unterschiedlichen Facetten des Winters, der zum Jahresende doch noch große Schneemengen liefert. Besonders am Dienstag; da sind die Mitarbeiter der Bauhöfe in viele Nebenstraßen gar nicht mehr vorgedrungen, so sehr waren sie damit beschäftigt, die größeren Verbindungen einigermaßen freizuhalten. Da sehnt sich so mancher nach einer Ruhepause.

"Wir sind mit Mann und Maus draußen und räumen seit Tagen", sagt Ramona Benz, die Leiterin der Gilchinger Straßenmeisterei. Ihre Kollegen in dem Stützpunkt an der Landsberger Straße sind zuständig für ein 250 Kilometer langes Netz von Bundes-, Staats- und Kreisstraßen. Vier eigene Fahrzeuge sind dazu im Einsatz, dazu vier Fahrzeuge von Unternehmern. Mitten in der Nacht, um 2 Uhr, beginnt die Schicht. "Bis 22 Uhr räumen wir dann toujours, rund um die Uhr". Da kann so eine Schicht mit mehr als acht Stunden am Steuer schon anstrengend werden.

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(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Der Hochstadter Georg Hierholzer wühlt sich mit einer Schneefräse vorwärts.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch die Weßlinger Postbotin hatte ihre liebe Mühe bei diesem Wetter. Ira Lehner kommt auf Weßlings Straßen einige Male ins Schleudern.

Die Straßenmeisterin behält nicht nur die Wetterprognosen genau im Auge, um gewappnet zu sein für den nächsten Einsatz, auch eine Glättewarnanlage in der Bundesstraße bei Obertraubing liefert ihr dazu noch wertvolle Informationen. Mehrere Fühler messen dort die Temperatur an der Fahrbahnoberfläche sowie in fünf und 30 Zentimeter Tiefe.

Die Mitarbeiter des Gilchinger Bauhofs mussten auch in der vergangenen Nacht um 4 Uhr wieder raus auf die Straßen. Wenn es so stark schneit wie in diesen Tagen, greift ein Alarmierungssystem, um genügend Leute rechtzeitig aus den Betten zu holen. "Wir sind zurzeit pausenlos unterwegs", sagte Bauamtsleiter Max Huber. 14 Räum- und Streufahrzeuge sind im Einsatz. Der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter bedankt sich via Twitter bei den Mitarbeitern für ihren "unermüdlichen Winderdienst-Einsatz".

In der Gemeinde gibt es nun im dritten Jahr den sogenannten differenzierten Winterdienst; das bedeutet, dass in der Regel in Wohngebieten kein Salz gestreut wird, sondern nur auf den Hauptstraßen und an Steigungen. Diese Praxis habe sich bewährt, findet Huber. Falls nötig, sei jedenfalls genügend Salz gelagert; etwa 700 Tonnen seien noch vorrätig.

Auch Hausbesitzern beschert der Dauerniederschlag viel Arbeit, denn sie sind verpflichtet, die Gehwege vor ihren Grundstücken freizuhalten. So lange das Wetter so bleibt, müssen sie daher immer wieder raus zum Schaufeln. Ein paar Kraillinger haben die Straße gleich mitgeräumt. Hausmeister und private Räumdienste können sich kaum eine Pause gönnen.

Auf den Straßen geht es langsam voran. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bei all der Plackerei hat der Winter auch seine vergnüglichen Seiten. Auf einem Hang am Ortsrand von Stockdorf zum Beispiel flitzen die Kinder schon seit Tagen mit allen möglichen Gefährten hinunter. Sie scheppern über selbst gebaute Sprungschanzen, tragen Wettrennen aus und probieren, welcher Schlitten am weitesten kommt. Selbst das anhaltende Gestöber kann die Ausdauerndsten nicht davon abhalten, sich bis zum Einbruch der Dunkelheit draußen auszutoben.

Die meisten Autofahrer haben sich offenbar auf die schwierigen Verhältnisse eingestellt und ihre Geschwindigkeit angepasst. Diesen Eindruck konnte jedenfalls die Polizei gewinnen. In den Inspektionen in Starnberg und Gauting zum Beispiel wurde bis zum Nachmittag nichts Gravierendes gemeldet, im Bereich Herrsching blieb es bei Blechschäden. Probleme hatte es am Vormittag auf der Straße zwischen Garatshausen und Traubing gegeben; die Gefällstrecke ist so rutschig geworden, dass mehrere Lastwagen hängenblieben, die Fahrer mussten auf den Räumdienst warten. Auf der Strecke zwischen Aidenried und Herrsching ist am Montag ein 23-Jähriger mit seinem Wagen ins Schleudern geraten und von der Fahrbahn abgekommen. Wie die Polizei mitteilt, war der junge Mann offenbar zu schnell gefahren. Er blieb unverletzt, sein Auto musste abgeschleppt werden.

© SZ vom 31.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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