Starnberg:Problempunkt Kiffen

Starnberg Stadtrat

Als "Reparaturwerkstatt für junge Leute", bezeichnet der Vorsitzende Gerd Weger die Brücke.

(Foto: Georgine Treybal)

Verein "Die Brücke" beklagt einen Anstieg an Betäubungsmitteldelikten bei Jugendlichen

Von Tabea Braun, Starnberg

"Kiffen ist wirklich ein Problem", stellt Sozialpädagogin Corinna Büge von der Brücke Starnberg bei der Vorstellung des Jahresberichts 2016 fest. So verzeichnete der gemeinnützige Verein einen starken Anstieg von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Mit dem Ziel straffällig gewordene Heranwachsende zu resozialisieren, betreute die Brücke insgesamt 257 Jugendliche.

Die meisten kommen auf Anordnung von Gericht oder Staatsanwaltschaft zur Brücke, deren Sozialpädagogen mit ihnen Gespräche führen und dabei helfen, die gerichtlichen Entscheidungen zu erfüllen. In einem Großteil der Fälle verlangen die Richter, Sozialstunden zu absolvieren. Die Brücke sucht mit ihnen dann geeignete Einsatzstellen. 208 Jugendliche wurden 2016 vor allem an öffentliche, soziale Einrichtungen vermittelt. Hinzu kamen Beratungstermine, Urinkontrollen, in 13 Fällen wird den Jugendlichen ein Betreuer zur Seite gestellt. Außerdem veranstaltet die Brücke Schulprojekte, Naturschutzaktionen, Täter-Opfer-Ausgleiche und Leseweisungen. Eine "Reparaturwerkstatt für junge Leute", so beschreibt Vorsitzender Gerd Weger, die Arbeit des Vereins, für den hauptamtlich die Sozialpädagogen Richard Wutte, Corinna Büge und Bernadette Ley tätig sind. Wolfgang Ohmayer, ging Ende 2016, nach mehr als 31 Jahren bei der Brücke in den Ruhestand.

Unter den begangenen Delikten führen 53 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz die Liste an, 2014 waren es lediglich 39 gewesen. Und diese Fälle seien wohl auch nur "die Spitze des Eisbergs", so Weger. Die Folgen ihres Handelns sei den Jugendlichen meist nicht klar, beklagt Büge, der Konsum von Drogen "wird in der Jugendkultur verharmlost", geht sie weiter. Weger spricht von einer Traumwelt in der die Jugendlichen leben. In Gesprächen versuchen die Sozialarbeiter andere Wege aufzuzeichnen und das Selbstwertgefühl zu stärken.

Wesentlich erfreulicher fällt die Bilanz in Sachen Körperverletzungen aus, die von 41 im Jahr 2014 auf 24 zurückgegangen sind. Auch ein Rückgang der Diebstähle ist zu beobachten. Weger sieht hier eine Auswirkung der guten Zusammenarbeit der verschiedenen Einrichtungen mit den Richtern. Sie seinen "bereit im Sinne der Jugendlichen Recht zu sprechen", erklärt Büge, so könnten junge Leute abgefangen werden.

Diese haben, laut der Statistiken der Brücke, unterschiedlichste Hintergründe: 82 Prozent besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Unter den 47 Personen ausländischer Herkunft waren zwölf Asylsuchende. Aufgegliedert in die Schul- und Berufssituation bildeten die Gymnasiasten mit 58 Personen die größte Gruppe, gefolgt von Jugendlichen in Ausbildungsverhältnissen. Junge Männer sind mit 77 Prozent deutlich häufiger als Frauen vertreten. Um in Zukunft Jugendliche schon vor der ersten Tat abzuhalten, wünscht sich Weger mehr Gespräche innerhalb der Familien und Schulen. Der Gesprächsbedarf nehme zu, das fällt auch Büge auf. Die meisten Jugendlichen nähmen die Möglichkeit, vertrauensvolle Gespräche führen zu können, dankbar an.

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