Starnberg:Positiv geblieben nach der Odyssee

Im Ausländerbeirat stellen sich zwei 18-jährige Flüchtlinge vor

Von Blanche Mamer, Starnberg

Die Situation in der Ausländerbehörde im Starnberger Landratsamt ist immer noch angespannt, doch es wird intensiv an der Verbesserung gearbeitet. Das versprach Geschäftsbereichsleiter Stefan Derpa im Ausländerbeirat. Demnächst soll das Amt auch telefonisch wieder besser erreichbar sein, sagte er. Derzeit sind 1866 Flüchtlinge im Landkreis. Die größte Nationalität stellen die Flüchtlinge aus Afghanistan mit 782 Personen. Aus Irak sind es 179 Asylsuchende, aus Syrien 173. 142 kommen aus Pakistan, 134 aus Eritrea, 130 aus Nigeria, 57 aus Somalia, 47 aus Senegal und 40 aus dem Iran. Zudem leben 332 anerkannte Flüchtlinge im Landkreis sowie 117 unbegleitete Minderjährige. 14 Flüchtlingskinder haben nach Aussage der Mütter deutsche Väter, berichtete Sabine Neumann, die für die Unterbringung zuständig ist.

Bisher gebe es 67 dezentrale Wohnungen und Häuser für die Flüchtlinge und immer noch drei Provisorien - die Zeltanlage in Pöcking und Fabrikgebäude in Feldafing und Gauting. Der Landkreis habe dreizehn Containeranlagen gebaut, von denen neun in Betrieb sind. In allen Kommunen gebe es sehr aktive Helferkreise, die sich um die Integration der Flüchtlinge bemühen. Beiratsmitglied Serge Risch aus Weßling bezeichnete 2016 als schwieriges Jahr mit vielen negativen Erfahrungen, seien es nun Terroranschläge, fremdenfeindliche Aktionen, der Putsch in der Türkei oder der Wahlkampf in Amerika. Er wurde begleitet von zwei 18-jährigen Flüchtlingen, die in der Containeranlage in Weßling leben und dabei sind, Deutsch zu lernen und eine Ausbildung zu machen. Anaguth aus Afghanistan sei trotz der schwierigen Flucht ein sehr positiver Mensch geblieben, sagte Risch. Er ist seit zwei Jahren in Deutschland und nun seit zwei Monaten in Weßling. In der kurzen Zeit ist er bereits zum Sprecher der Jungen geworden. Er hat den Hauptschulabschluss gemacht und ist jetzt in der Berufsschule in Starnberg. Seine kaufmännische Ausbildung absolviert er in einem Biomarkt. Er sei zufrieden und glücklich, sagt er, doch die Familie fehle ihm sehr.

Ahmad kommt aus Somalia, auch er ist allein geflohen und gern in Weßling. Er besucht ebenfalls die Berufsschule, macht derzeit ein Praktikum in einer Senioreneinrichtung. Er will Altenpfleger werden. Der junge Mann spielt Football, tanzt und macht Musik. Bei den Teilnehmern der Beiratssitzung bedankte er sich mit einem Lied aus seiner Heimat.

Etliche besondere Projekte und Netzwerkaktivitäten wurden vorgestellt. Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr soll auch heuer wieder eine gemeinsame Nikolausfeier für ausländische Kinder und Senioren im Rummelsberger Stift organisiert werden, am 3. Dezember. Zudem wird das P-Seminar des Starnberger Gymnasiums eine Benefizveranstaltung organisieren und unter dem Motto Tunes & Theatre am 9. Dezember in den Pfarrsaal in Pöcking einladen. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr.

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