Starnberg:Piraten organisieren sich

Tobias Mc Fadden ist Vorsitzender des neuen Kreisverbands. SPD-Bürgermeisterin Brigitte Servatius ist bei der Gründung als Zaungast dabei.

Christian Deussing

StarnbergDie Piratenpartei will nun auch im Fünfseenland organisierter auftreten und an politischem Profil gewinnen. Deshalb wurde am Montagabend in Starnberg von 32 akkreditierten Mitgliedern im "Tutzinger Hof" ein Kreisverband gegründet und akribisch die Satzung diskutiert. Zum Vorsitzenden wurde in geheimer Abstimmung für eine einjährige Amtszeit Tobias Mc Fadden aus Gauting gewählt. Der 37-jährige Veranstaltungstechniker setzte sich in der Gründungsversammlung gegen sechs Gegenkandidaten durch.

Starnberg Piraten Partei

Flagge zeigen im Fünfseenland: Der Starnberger Student Fabian Müller (links) und Tobias McFadden aus Gauting stehen an der Spitze der Piratenpartei im Landkreis. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Mit nur einer Stimme Mehrheit wurde der 21-jährige Starnberger Informatikstudent Fabian Müller Vizechef der Piraten im Landkreis. Die knapp unterlegenden Konkurrenten - der Stockdorfer Diplom-Statistiker Jörg Blumtritt und Software-Entwickler Michael Zwenger aus Allmannshausen - sind jetzt Beisitzer im Vorstand. Schatzmeister wurde kurz vor Mitternacht der 62-jährige Pensionär Josef Fink aus Gilching. "Die Gründungsversammlung hätte ich mir chaotischer vorgestellt", sagte Gautings SPD-Bürgermeisterin Brigitte Servatius an diesem Abend der SZ. Sie war eingeladen gewesen und meinte, dass man die Piraten kommunalpolitisch ernst nehmen müsse. Das tut offenbar auch die Gemeinderätin Rosmarie Brosig (Bürger für Gilching), die sich als 100. Mitglied bei den Piraten im Landkreis eintragen ließ.

Er wolle mit neuen Stammtischen auf Ortsebene Neumitgliedern einen "leichteren Einstieg" ermöglichen, betonte Mc Fadden. Denn es sei wichtig, in der "Mitmachpartei die Leute besser einzubinden" und sich bei Debatten - wie etwa in der Urheberrechtsfrage - nicht in eine Ecke drängen zu lassen. Aber auch landkreisübergreifende Themen wollen die Piraten besetzen. Der erprobte Organisator Mc Fadden gab aber auch zu, erst seit einiger Zeit seine Partei mit ihren inzwischen 349 Mailing-Listen zu verstehen - er bilde sich dies zumindest ein.

"Wie müssen zeigen, dass wir nicht nur eine Internet-Partei oder Computerfreaks sind", erklärte Diplom-Ingenieur Jochen Kirschner, einer der Kandidaten, die sich um einen Vorstandsposten beworben hatten. Er wolle Spenden von Sympathisanten eintreiben, sagte er. Zudem sollten seiner Ansicht nach gute Kandidaten gefunden und aufgebaut werden, um die "Piratenpartei nach oben zu ziehen". Bruno Theil, Gastronom aus Unterbrunn, plädierte für "Menschlichkeit in der Politik". Er setzt sich gegen ""ungerechte Gema-Gebühren und ausgedehnte Überwachung" ein. Es wurde aber auch auf ein anderes Reizthema wie das Tunnelbau-Projekt in Starnberg eingegangen. So erklärte Informatiker Rüdiger Knobloch, dass er lieber 1,4 Millionen Euro für Radwege oder 14 Millionen Euro für den öffentlichen Nahverkehr ausgeben würde, als "einen Tunnel durch die Kleinstadt für 150 Millionen Euro zu graben".

Einige Mitglieder fragten in der Versammlung die Kandidaten auch nach ihren Intentionen, in der Führungsriege mitmischen zu wollen. Dazu sagte zum Beispiel Fabian Müller, dass er sich insbesondere als "Dienstleister" sehe. Niemand gab an, "eine Karriere" zu planen. Manche wollten zudem wissen, wo denn die "Schwachpunkte in der Piratenpartei" seien. Hierzu wurde häufig die bisherige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit genannt, die noch nicht überzeugend sei. Überdies sollten "Führungskräfte nicht zu schnell verschlissen werden", mahnte ein Mitglied. Hierbei verwies Versammlungsleiter Aleks Lessmann - politischer Geschäftsführer der Piraten in Bayern - auf den harten Job der Schatzmeister.

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