Starnberg:Per Mausklick zum Tunnel

Parteiübergreifender Verein "Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg" stellt seinen Internet-Auftritt vor, mit dem er umfassend informieren und den Projektgegnern Paroli bieten will.

Otto Fritscher

Wir wollen Bewegung in eine festgefahrene Debatte bringen", sagte UWG-Stadtrat Jürgen Busse. Womit für jeden halbwegs der Starnberger Lokalpolitik Kundigen klar ist, dass es sich nur um den Verkehr und die alles entscheidende Frage "Tunnel oder Umfahrung" handeln kann. Denn seit Jahren blockieren sich Tunnel-Befürworter und die Gegner gegenseitig. In der Öffentlichkeit sind die Befürworter einer Umfahrung aber deutlich im Vorteil: An diversen Gartenzäunen hängen in der Stadt Transparente mit Schriften wie "Contra Tunnel - für ein lebenswertes Starnberg" oder ähnlichen Parolen. Nun wollen die Tunnel-Befürworter den Projektgegnern die öffentliche Meinungsführerschaft nicht mehr kampflos überlassen: "Deshalb haben wir den Verein Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg gegründet", erklärte Vorsitzender Busse jetzt bei der Vorstellung des umfangreichen Internet-Auftritts des Vereins (www.verkehr-starnberg.de). "Dort ist alles zum Thema Verkehr in Starnberg zu finden, von den Kurzak-Gutachten bis hin zu allen Unterlagen, die die Stadträte zur Verfügung haben. Hier kann sich jeder Bürger informieren", erklärte Busse. Allerdings kann man beim Klicken schon mal die Orientierung verlieren: "Wo bin ich hier gelandet?", fragte Busse in die Runde seiner Mitstreiter, als er sich in den Dateien, die alle heruntergeladen werden können, verirrt hatte.

Die Zusammensetzung des Vereins macht deutlich, dass es sich um eine überparteiliche Initiative handelt: CSU-Vertreter Theo Beigel, Ex-Stadtrat und seit langem bekennender Tunnel-Fan, saß da einträchtig mit SPD-Stadträtin Christiane Falk, der zweiten Vorsitzenden des neuen Vereins, den UWG-Stadträten Helge Walter und Winfried Wobbe sowie dem Leutstettener Ortssprecher Franz-Xaver Hirschbold zusammen. "Aber auch der Zweite Bürgermeister Josef Jägerhuber (CSU) und Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger (UWG) sind bei uns Mitglieder", erklärte Busse. Also nahezu alle Tunnel-Befürworter aus dem Stadtrat. Am 11. September will sich der Verein in den Perchaer Seestuben der Öffentlichkeit vorstellen, für den 8. Oktober ist in der Schlossberghalle eine große Informationsveranstaltung zum Thema Verkehr geplant. "Wir wollen ernsthaft arbeiten und nicht einfach nur Mitglieder sammeln", erklärte Busse. Weshalb ein Jahresbeitrag von zwölf Euro für den Verein erhoben werde. "Die Bürgerinitiative, die es bisher für den Tunnel gab, hat ihre Arbeit eingestellt und sich in den Verein integriert", sagte Busse. Beigel zeigte sich "sehr froh darüber, dass wir mehrere Parteien im Boot haben". "47 000 Autos brechen täglich von der Autobahn in die Stadt rein, 18 000 fahren am anderen Ortsausgang weiter Richtung Pöcking. Da sieht man schon, wie viel Entlastung ein Tunnel bringen könnte", ist Busse überzeugt.

Der Verein will sich aber nicht nur auf den Tunnel konzentrieren. "Auch die Umweltthematik steht im Vordergrund. Und dazu gehört die Förderung des Radverkehrs", sagte Winfried Wobbe. Man könne nicht hinnehmen, dass der Anteil des Radverkehrs in der Kreisstadt von 13 Prozent im Jahr 1989 auf 7 Prozent im Jahr 2011 gefallen sei. In Garching etwa habe sich der Anteil des Radverkehrs in dieser Zeit von 23 auf 27 Prozent erhöht.

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