Umbruch in Starnberg:Neuer Feuerwehr-Kommandant fordert hauptamtliches Personal

Umbruch in Starnberg: Der neue Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Starnberg, Markus Grasl (links) und Stellvertreter Maximilian Maenner wollen Unterstützung vom Betriebshof.

Der neue Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Starnberg, Markus Grasl (links) und Stellvertreter Maximilian Maenner wollen Unterstützung vom Betriebshof.

(Foto: oh)

Wegen B2-Tunnel und Gewerbegebiet Schorn sagt Markus Grasl: "Die Ehrenamtlichen stehen vor noch nie dagewesenen Anforderungen." Der Betriebshof soll aushelfen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Die Freiwillige Feuerwehr Starnberg muss sich neu ausrichten. Dies fordert der auf der Jahreshauptversammlung am Freitag neu gewählte Kommandant Markus Grasl. Bereits am 6. Dezember hatte der 35-jährige, der beruflich als Brandinspektor im Landratsamt München arbeitet, den Mitgliedern ein bis ins Detail ausgearbeitetes Konzept vorgestellt. Darin erklärt er mit Blick auf die großen, anstehenden Projekte der Stadt wie B2-Tunnel oder Gewerbegebiet Schorn, dass die Feuerwehr beim abwehrenden Brandschutz vor "bislang noch nie da gewesenen, aktuell teilweise nicht zu leistenden Anforderungen" stehe. Die Ehrenamtlichen müssten daher grundsätzlich durch hauptamtliches Personal unterstützt werden.

Um den Brandschutz im B2-Tunnel sicher bewältigen zu können, muss die Stadt Grasl zufolge klar darlegen, was sie zum vorbeugenden baulichen und anlagetechnischen Brandschutz fordert. Gegenüber der SZ monierte er, dass die Feuerwehr bislang nicht in die Tunnelplanungen einbezogen worden sei. Das letzte Gespräch habe vor etwa 20 Jahren stattgefunden. Da die Ehrenamtlichen tagsüber oft nicht einsatzbereit sind, schlägt der Kommandant eine intensive Zusammenarbeit mit dem Betriebshof Starnberg vor. Die 40 Mitarbeiter, die teilweise schon FFW-Mitglieder sind und mit Spezialkenntnissen wie Motorsägenkurse gute berufliche Qualifikationen für einen Feuerwehreinsatz mitbringen, könnten tagsüber die Wachbereitschaft übernehmen. Auch Urlaubs- und Krankenvertretungen könnten mit diesem System besser organisiert werden. Zudem seien im Betriebshof die notwendigen Werkstätten vorhanden und dadurch zahlreiche Synergieeffekte möglich. Denn das Feuerwehrgerätehaus ist längst zu eng geworden. Daher fordert Grasl, über eine Sanierung oder gar einen Neubau des Gerätehauses nachzudenken. Ein weiterer Vorschlag ist eine engere Zusammenarbeit mit der Autobahnmeisterei Oberdill sowie ein Fortbildungskonzept in der Brandschutzerziehung.

Im Vorfeld der Wahlen hatte es Gerüchte von Unstimmigkeiten gegeben. Dem Vernehmen nach sollen sich gleich mehrere Kandidaten als Nachfolger für die bisherigen Kommandanten Christian Reichert und Helmut Schweickart gemeldet haben. Am Freitag war davon nicht mehr die Rede. Es trat nur noch Grasl für das Amt des Starnberger Kommandanten an, Maximilian Maenner für dessen Stellvertreterung. Von den 60 anwesenden Aktiven stimmten 48 für Grasl, Maenner bekam 51 Ja-Stimmen. Grasl äußerte sich mit dem Ergebnis zufrieden. Der hohe Anteil an Ja-Stimmen zeige, dass der Großteil der Aktiven "hinter mir steht", sagte er. Der 35-Jährige ist seit 1996 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Starnberg und gehört seit 2009 als Zugführer der Führungsebene an. Bevor er zum Brandinspektor für den Landkreis München ernannt wurde, war er Ausbilder an der staatlichen Feuerwehrschule in Geretsried und bei der Flughafenfeuerwehr München. Der 27-jährige Maenner ist seit 2002 Zugführer und steht als Forstwirt bei der Stadt Starnberg auch tagsüber für Einsätze zur Verfügung. Dadurch ergänzten sich die Kommandanten beim Bereitschaftsdienst optimal, sagte Grasl zur SZ.

Reichert und Schweickart stellten sich nach 18 Jahren nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. Der Grund ist, dass Schweickart zum Kreisbandinspektor ernannt worden ist. Die beiden ehrenamtlichen Tätigkeiten seien nicht zu vereinbaren, sagte er. "Wir sind zusammen vor 18 Jahren angetreten, wie hören auch gemeinsam auf", begründete der scheidende Kommandant Reichert sein Ausscheiden gegenüber der SZ.

Wie Reichert in seinem Rechenschaftsbericht hervorhob, hatten die Kommandanten in den vergangenen 18 Jahren zusammen 157 680 Stunden Bereitschaftsdienst geleistet. Sie waren in dieser Zeit für 6172 Einsätze verantwortlich, bei denen 48 498 Arbeitsstunden anfielen. Im vergangenen Jahr wurden die Aktiven der Starnberger Wehr zu 415 Einsätzen gerufen. Zusammen mit den Übungen hatten sie 5057 ehrenamtliche Stunden geleistet. Bei den turnusgemäßen Wahlen wurde der Vereinsvorstand mit Thomas Pleyer an der Spitze, seinem Stellvertreter Franz Engelhardt und Schriftführer Michael Aulehner wiedergewählt. Neu sind Tobias Kraus als Kassier und Stefan Borrmann als Mannschaftssprecher sowie als Beisitzer Christian Klingt und Max Wörsching.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: