Starnberg:Neue Inklusionsschulen im Landkreis

Starnberg: Elias beim Hausaufgaben machen. Seine Mutter Susann Dohm spricht die Aufgaben mit ihm durch.

Elias beim Hausaufgaben machen. Seine Mutter Susann Dohm spricht die Aufgaben mit ihm durch.

(Foto: Arlet Ulfers)

Sozialausschuss unterstützt Petition einer Mutter und fordert einen Fachtag

Von Sabine Bader, Starnberg

Elias hatte schon bessere Tage. Die nämlich, in denen er die dritte Klasse der Münsinger Grundschule besuchen konnte. Denn die Schule in der kleinen Ortschaft am Ostufer des Starnberger Sees ist eine Inklusionsschule. Der zehnjährige Elias hat eine Entwicklungsverzögerung, eine Immunstörung und eine hypotone Kreislaufstörung. Das hat zur Folge, dass Elias' Kreislauf recht schnell abfallen und er ohnmächtig werden kann. Darum braucht er einen Schulbegleiter. Den aber kann das Jugendamt derzeit nicht für ihn auftreiben. Und so kann Elias auch nicht zur Schule gehen, obwohl er doch so gerne möchte. Denn er vermisst seine Klassenkameraden und seine Lehrerin.

Der Grund, warum Elias überhaupt von Starnberg bis nach Münsing zur Schule fahren muss: Es gibt im Landkreis Starnberg nur eine Inklusionsgrundschule und eine -mittelschule, beide sind in Tutzing. Die Grundschule Tutzing nimmt nur Kinder aus ihrem eigenen Sprengel auf. Damit es schon bald mehr Inklusionsschulen im Landkreis gibt, hat Elias' Mutter, Susann Dohm, eine Petition initiiert, die schon mehr als 530 Unterstützer hat.

Das wiederum rief die SPD auf den Plan. Sie hat erreicht, dass sich nun die Landkreisgremien mit dafür einsetzen, dass es im Landkreis nicht bei diesen beiden Inklusionsschulen bleibt, sondern weitere hinzukommen. Der Sozialausschuss des Kreistags unterstützte den Antrag der Sozialdemokraten einstimmig und beauftragte die Verwaltung, einen Fachtag zu organisieren, bei dem alle beteiligten Behörden zusammenkommen, um insbesondere über die Schulbegleitung von Kindern mit Behinderung zu beraten.

Susann Dohm freut sich, dass ihr Antrag so großen Anklang bei den Politikern findet. "Das ist ja toll", sagt sie am Telefon. Die engagierte Mutter - Elias ist das mittlere von drei Kindern - hofft, dass das Jugendamt nun möglichst bald eine Schulbegleitung für ihren Sohn findet. Momentan holt sie mit ihm den Unterrichtsstoff daheim nach. Aber eine Dauerlösung ist das auch nicht. Zumal laut Schule die Versetzung in die vierte Klasse gefährdet ist, wenn der Junge nicht bald wieder zur Schule kommen kann.

"Inklusion ist wirklich wichtig"; sagte im Sozialausschuss Elisabeth Fuchsenberger von der SPD. Die Kreisrätin weiß, wovon sie spricht. Sie ist nämlich selbst Sonderschulpädagogin und arbeitet in der Heckscher-Klinikum auf der Berger Rottmannshöhe. "Die Staatsregierung tut viel zu wenig. Die Schulen werden damit alleine gelassen", findet sie. Wolfgang Weber-Guskar (FDP) hatte im Ausschuss gesagt, es gäbe doch in Bayern ein gutes Netz an Förderschulen für behinderte Kinder. Fuchsenberger konterte: "Kinder, die einmal im Sonderschulsystem landen, kommen da kaum mehr raus und haben es sehr viel schwerer, auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen."

Übrigens: Die Münsinger Grundschule ist laut Dohm mittlerweile schon eine Art Vorzeigeschule in Sachen Inklusion. Denn in der kleinen Dorfschule werden insgesamt mehr als 20 behinderte Kinder unterricht. Viele von ihnen kommen von weiter weg und nicht aus dem Sprengel. Dabei scheint die Schule nicht ganz freiwillig zur Inklusion gekommen zu sein. Laut Susann Dohm stand im Raum, die Einrichtung wegen Kindermangels zu schließen, da erst hat sich die Schulleitung an das Thema Inklusion herangetraut. Mutig, findet das Dohm.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: