Starnberg:Narren im Schnee

Trotz des eisigen Wetters bejubeln viele Faschingsfreunde die Umzugswagen in Pöcking, Machtlfing und Traubing. Besuchermagnet ist wie immer Unterbrunn.

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Winterfest mussten diesmal am Faschingsdienstag alle Narren im Landkreis Starnberg sein. Denn der Dauerschneefall erschwerte nicht nur die Umzüge, er dämpfte auch die Stimmung. Aber was ein feierwilliges Faschingstier ist, das lässt sich auch von Schneeflocken nicht die Laune verderben. Als Faschingshochburg entpuppte sich wieder einmal Unterbrunn.

Der Traubinger/Machtlfinger Faschingszug 2013

Keine Angst vor Schnee: Der Faschingsumzug von Traubing nach Machtlfing findet bei jedem Wetter statt. Foto: Fuchs.

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Starnberg

Sie sind wirklich auf den Starnberger Kirchplatz gekommen, trotz Schneetreibens, trotz eisiger Temperaturen. Robert Weiß vom Faschingsclub Perchalla macht den etwa 300 Narren Mut: "Das Wetter wird besser, um sechs Uhr scheint die Sonne." Kurzer Applaus. Gerd Weger, Starnberger Stadtrat und für den Frohsinn zuständig, wünscht sich noch mehr Starnberger. Ja, die Lage ist sehr übersichtlich. Weger hat viel für den Starnberger Fasching getan. Damit am Faschingsdienstag überhaupt ein Faschingstreiben auf dem Kirchplatz möglich ist, musste Weger schnell noch einen besonderen Anhänger organisieren, der sich zur Bühne ausklappen lässt. So kann wenigsten die Band Caro 5 spielen. Ein paar Leute tanzen sogar, oder ist es die Kälte, die sie zappeln lässt? Jedenfalls wird schnell klar, dass das Foyer der Kreissparkasse ein Geschenk ist. Hier lässt es sich aufwärmen. Und so tummeln sich im Laufe des Nachmittags viele Narren im Sparkassengebäude, das auch das Kinderprinzenpaar für seinen Auftritt nutzt. Da lachen dann endlich die Prinzessinnen, die Kätzchen, die bösen Joker und die Clowns. Und ein Wunsch vereint sie heuer alle: Möge im nächsten Jahr die Sonne scheinen und möge es nie, nie mehr schneien.

Unterbrunn

Der Faschingsumzug der Unterbrunner Vereine am Faschingsdienstag ist für die Gautinger ein Muss! Ob Schneetreiben oder klirrende Kälte, sie lassen sich nicht davon abhalten, in den westlichen Ortsteil zu pilgern. Dick eingemummt haben sich gestern wieder ganze Trauben von Menschen gegen den kalten Wind vom Unterbrunner Feld her gestemmt. Trotz des heftigen Schneefalls drängten sich so an die tausend Zuschauer, viele maskiert, am Straßenrand. Erstmals standen keine langen Autoschlangen an den Einfahrten zum Ort, denn seit vergangenem Herbst ist Unterbrunn ja fast verkehrsberuhigt. Die fertige Umfahrung hat die Dörfler aber nicht weniger streitbar gemacht. Vieles, was ihnen aufstößt, wird an Fasching durch den Kakao gezogen. Und da bleibt niemand verschont. Den größten Beifall bekam ein schwerer schwarzer Off-Roader mit offener Ladefläche und einem Anhänger mit Boot. Auf der Ladefläche stand der BIG-Bürgermeisterkandidat nebst Gattin und winkte huldvoll dem Volk zu. Mister BIG - sein Darsteller war ein wenig zu kurz geraten - präsentierte "Mein Haus, mein Boot, mein Auto" und selbstverständlich "my First Lady". Und weil die Bürger den Großkopferten ja nicht immer freundlich gesonnen sind, schritten links und rechts Bodyguards, zünftig in schwarzer Kluft, Sonnenbrille und Knopf im Ohr. Spitze.

Heftigen Applaus gab es auch für den Rathaus-Geschäftsleiter Joachim Graf alias Hermann Geiger. Dieser setzte sich schon mal probehalber auf die Musterstühle, die der Organizer für den Sitzungssaal bestellt hat, schließlich wächst die Zahl der Gemeinderäte in der kommenden Sitzungsperiode. Mokiert hat sich die Burschenschaft auch über die Diskussion zur Ausstattung der Feuerwehr mit neuer Kleidung. Weil das Zeug gar so zerrissen ist, wurde es auf einer Uralt-Nähmaschine mit Fußpedal repariert. Dass Gauting die Anbindung ans schnelle Internet "verpennt" hat, demonstrierten ein paar Steinzeitmenschen mit Buschtrommel und altem Telefonhörer, klagend, dass Porntube so extrem langsam sei. Und auch für das "Chlor-Bad" bekam die Gemeinde ihr Fett weg. Leider mussten die vollbusigen Unterbrunner Burschen wegen der Kälte ihre Bikinis unter Plastiküberzieher verbergen. Was gab's noch? Klar, die FDP. Hinter einem großen Traktor kam ein kleines gelbes Wägelchen angezuckelt, mit Rainer, "keiner ist geiler" und einem weiß gekleideten Judoka "Asia Rösler", dann das Promi-Arbeitsamt mit Hansi Hinterseer und Papst Benedikt, Pussy Riot, die Ösis und Red Bull, der Flughafen in Berlin . . . Respekt für die Unterbrunner Blaskapelle, die es schaffte, dem Sauwetter fröhlich den Marsch zu blasen.

Pöcking

Beim Pöckinger Faschingsumzug säumten zwar nicht so viele Zuschauer die Straßen wie in früheren Jahren, aber die eingefleischten Faschingsfans ließen sich dennoch nicht von Eis und Schnee abhalten und bejubelten rund ein Dutzend Kutschen und Wagen. Wie es sich für ein Prinzenpaar gehört, winkten die PFC-Tollitäten Dominik II. und Sabine II. stilecht aus einer geschlossenen Kutsche. Zweiter Bürgermeister Albert Luppart verteilte in Vertretung des erkrankten Rathauschefs Rainer Schnitzler Bonbons, und auch die Faschingssenatoren im nächsten Pferde-Fuhrwerk warfen Süßigkeiten unters Volk. Die meisten Wagen stellte der Pöckinger Faschingsclub, doch auch die Burschenschaft und der Bund Naturschutz, der Pöckinger Trommlerzug und die Blasmusik waren vertreten. Am Ende des Umzugs wurde es noch politisch. Die Ascheringer hatten auf ihrem Wagen ein großes Windrad aufgebaut. Dazu gab es den Spruch "PWG - Pöckinger Windkraftgegner". Ganz aktuell haben sie sogar noch ein weiteres Schild hinzugefügt. "Da feiern die Nackten und die Reichen - drum mussten Weg und Brücke weichen", spielten sie auf den Maisinger Kirchenweg-Streit und die Zerstörung der dortigen Bachbrücke am Freitag an. Bei fetziger Musik feierten die Pöckinger Narren anschließend weiter auf dem Pausenhof der Grundschule.

Machtlfing/Traubing

Dieses Jahr beginnt der Faschingszug wieder in Traubing und endet in Machtlfing. "Das ganze Dorf zieht mit insgesamt vier Wagen zum Gasthof Höfler nach Machtlfing. Die Stimmung ist immer sehr ausgelassen, weil Traubing und Machtlfing einfach so gut harmonieren", sagt Andreas Schuster. Seine Frau Michaela ist zum zwölften Mal dabei: "Besonders unsere kleine Veronika findet den Kinderfasching beim Umzug toll." Die Vierjährige ist als wilder Wolf verkleidet und wippt eifrig im Takt der Faschingsmusik mit, die im Hintergrund der Wagen tönt. Jeder Wagen steht unter einem bestimmten Motto. Eines davon bezieht sich auf die neue Buslinie 958 aus Machtlfing und nennt sich "Dschungelcamp 2013, ich bin ein Machtlfinger holt mich hier raus". In Machtlfing erwartet die Traubinger ein kleines Festzelt mit einem Getränke- und Essenstand. Die Traubinger Blasmusikkapelle spielt live beim Umzug. Andreas Schuster und seine Familie freuen sich schon jetzt auf den nächsten Faschingsumzug - egal ob bei Schnee oder Sonne.

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