Abfallwirtschaft:Müllkonzept für die Tonne

Gilching  Müll

Die Abholung der Mülltonnen wird billiger: Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg senkt die Gebühren.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbands muss in der Versammlung einräumen, dass derzeit eine geplante Rekommunalisierung nicht möglich ist. Dafür werden die Gebühren gesenkt

Von Christine Setzwein, Starnberg

Von dem ehrgeizigen Abfallwirtschaftskonzept 2030, das der Kreistag im Juli beschlossen hat, bleibt so gut wie gar nichts übrig. Denn die geplante neue Umladestation in Weßling, der "Kern- und Knackpunkt", wie es Landrat Roth in der Versammlung des Abfallwirtschaftsverbands Starnberg (Awista) am Mittwoch ausdrückte, ist nicht zu realisieren. Der Gemeinderat Weßling hat das Projekt Ende September einstimmig abgelehnt. Schlecht für den Awista, gut für die Kunden: Die Müllgebühren werden zum 1. Januar 2016 um fünf Prozent gesenkt.

Die Stimmung war schon besser in der Verbandsversammlung. "Wir müssen eine Rolle rückwärts machen", sagte Vorsitzender Roth. Der "Drive", ein neues Konzept zu machen, sei ziemlich gedämpft. Denn alles steht und fällt mit einer Umladestation, die der Awista in Eigenregie führen kann. Nur so sei ein Wettbewerb bei der Müllentsorgung möglich. Seit Jahren ist der Verband bei Ausschreibungen - als einzigen Bewerber - auf Remondis angewiesen. Die Entsorgungsfirma, eine der größten in Deutschland, betreibt die Umladestation in Weßling. Ein Konkurrent ist weit und breit nicht in Sicht.

Noch bevor klar war, dass Weßling keine zweite Umladestation will, sah sich Remondis offensichtlich zum Handeln gezwungen. Der Entsorger machte dem Awista zum ersten Mal das Angebot, die Umladestation mitzubenutzen, berichtete Werkleiter Peter Wiedemann am Mittwoch. Allerdings verbunden mit einem Junktim: Das Angebot gelte nur, wenn der Awista alle Transporte des Rest-, Bio- und Verpackungsmülls von der Umladestation zu den jeweiligen Verwertern ohne Ausschreibung direkt an Remondis vergibt. Bei etwa 37 000 Tonnen Müll pro Jahr wäre das rund gerechnet ein Auftragsvolumen von etwa 740 000 Euro. Wiedemann: "Ab 207 000 Euro muss aber europaweit ausgeschrieben werden." Die Ankündigung des Bundeskartellamts, die Abfallwirtschaft unter die Lupe zu nehmen, begrüßt Wiedemann ausdrücklich. "Wir warten darauf, dass wir angerufen werden, wir hätten viel zu erzählen."

Ohne eigene Umladestation kein Wettbewerb, ohne Wettbewerb kein "Public Sector Comparator". PSC ist ein Instrument, mit dem bei europaweiten Ausschreibungen überprüft werden kann, ob die angebotenen Preise über der Höchstgrenze liegen. Was nur sinnvoll ist, wenn es mehrere Anbieter gibt.

Eine "zweite Bauchlandung" gibt es beim Wertstoffhofkonzept. Das geplante Wertstoffzentrum in Gilching "geht nicht mehr", sagte Wiedemann, weil die Gemeinde auf dem vorgesehenen Areal nördlich der A 96 nun zuerst ein Gewerbe- und anschließend ein Allgemeines Wohngebiet plant. Die Immissionsschutzauflagen für ein Wertstoffzentrum in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnungen dürften so hoch sein, dass die Kosten unkalkulierbar seien - von der Akzeptanz der Anlieger ganz zu schweigen.

Auch die Grüngutverwertung beschäftigt den Awista. Die gute Nachricht: Es werden immer mehr Gartenabfälle in Hadorf angeliefert. Die schlechte: Es wird mehr als die genehmigte Menge für die Kompostieranlage. Erste Gespräche über eine Erweiterung "verliefen nicht hoffnungsvoll", sagte Wiedemann.

Verabschieden will sich der Awista nicht vom Ziel der Rekommunalisierung. Die Suche nach geeigneten Standorten für eine eigene Umladestation geht weiter, das fordern auch die Verbandsräte. "Ich sehe keinen Anlass zur Mutlosigkeit", sagte Gerd Mulert. Darum wollten man auch nicht von dem Kreistagsbeschluss abgehen, der eine Umwandlung des Zweckverbands in ein Kommunalunternehmen vorsieht. Das könne jetzt in aller Ruhe vorbereitet werden, meinte Oswald Gasser. Sollte es dann doch zum Bau einer eigenen Umladestation kommen, "sind wir gleich handlungsfähig", meinte Landrat Roth.

Ohne große Projekte keine großen Investitionen, das heißt: Der Awista hat zu viele Rücklagen. Weil auch die aktuelle Zinspolitik nur eine "schleichende Geldentwertung" sei, wie es Wiedemann formulierte, werden die Abfallgebühren zum 1. Januar 2016 um fünf Prozent gesenkt und sollen dann bis 2019 stabil bleiben. Das führt in diesen vier Jahren zu Einnahmeverlusten in Höhe von etwa 2,2 Millionen Euro. Aber der Awista kann es sich leisten, beruhigte Wiedemann die Verbandsräte: "Es bleibt ausreichend Liquidität, um kleinere Wünsche realisieren zu können."

Grund genug für ein Lob vom Berger Bürgermeister Rupert Monn. "Kompliment und Dank an die Verwaltung", sagte er. Die Abfallgebühren im Landkreis Starnberg gehörten ohnehin nicht zu den teuersten und würden jetzt auch noch gesenkt.

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