Verhandlungen mit Remondis:Müll-Riese gibt nach

Der Abfallwirtschaftsverband erzielt in den Verhandlungen mit dem Unternehmen Remondis offenbar einen Durchbruch. Demnach will der Entsorger seine Umladestation für Konkurrenzfirmen freigeben

Von Christian Deussing, Starnberg

Es stinkt in der Müllbranche. Denn es gibt kaum noch Wettbewerb unter den großen Entsorgern, die den Markt offenbar beherrschen und Preise und Konditionen diktieren. Diese Entwicklung hat das Bundeskartellamt alarmiert. Die Wettbewerbshüter aus Bonn wollen jetzt die jeweiligen Gebühren und Ausschreibungsergebnisse in einer "Sektoruntersuchung" durchleuchten. Im Fokus stehen vor allem Branchenriesen wie die Entsorgungsfirma Remondis, die im Fünfseenland seit Jahren nahezu konkurrenzlos agieren kann. Darunter leidet der Abfallwirtschaftsverband (Awista), der von der Remondis-Müllumladestation in Weßling abhängig ist.

Doch Awista-Geschäftsleiter Peter Wiedemann versucht schon seit April in offenbar zähen Verhandlungen, die Konditionen zu verbessern. Es geht dabei auch um die Verlängerung des Vertrages, der Mitte nächsten Jahres ausläuft.

Es sei wünschenswert, wenn der Wettbewerb in Gang komme und auch kleinere und mittelständische Anbieter "aus ihren Nischen herausgehen würden", sagte Awista-Werkleiter Wiedemann auf Anfrage der SZ. Dass nun das Kartellamt die Strukturen genauer prüfen und Fragebögen an die Entsorger und Kommunen schicken will, die wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen, begrüßt Wiedemann. Selbst habe man ohnehin "nichts zu verbergen". Nun hofft er aber zunächst auf einen guten Abschluss der Verhandlungen mit Remondis im Herbst. Details zum künftigen Vertrag wollte der Awista-Chef noch nicht nennen, um die möglichen Vereinbarungen nicht zu gefährden.

Remondis

Muss mit mehr Wettbewerb rechnen: der Entsorgungskonzern Remondis.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Sein Verband scheint jedoch nun in den Verhandlungen mit dem Entsorgungsunternehmen einen Durchbruch erzielt zu haben. Denn erstmals ist Remondis bereit, seine Umladestation für andere Müllentsorger-Firmen freizugeben. Das sei zwar noch nicht unterschrieben, aber "schon in trockenen Tüchern", sagte am Donnerstag Michael Schneider, Pressesprecher von Remondis, der SZ. Andere Anbieter könnten sich dann über Ausschreibungen bewerben. Das könnte also bedeuten, dass künftig nicht nur die Müllmänner von Remondis die Abfalltonnen leeren im Fünfseenland.

Der billigste Anbieter hätte dann sicher die besten Chancen, im Müllgeschäft kräftig mitzumischen. Zu welchen Konditionen allerdings andere Anbieter die Umladestation mitnutzen könnten, wollte Schneider nicht mitteilen. Er betonte, dass Remondis auch in der Starnberger Region "fair und offen mit den kommunalen Partnern" umgehe. Die Umladestation soll daher nicht zu einem "Flaschenhals" werden.

Recht gelassen sieht er der Ankündigung des Kartellamtes entgegen, die Marktverhältnisse genauer unter die Lupe nehmen zu wollen, um die bundesweit gravierenden Preisunterschiede bei der Müllentsorgung zu ergründen. In einigen Regionen - wie auch im Landkreis Starnberg - gibt es seit Jahren bei Ausschreibungen nur einen Anbieter, auf den der Awista angewiesen ist. Und der heißt Remondis. Nach Ansicht etlicher Kommunalpolitiker nutzt das Unternehmen diese Situation gnadenlos aus. Das sieht der Remondis-Sprecher aber anders. Er könne keine "Monopolstellung" erkennen, seine Firma sei "transparent" und beteilige sich stets ganz normal an Ausschreibungen, um Aufträge zu erhalten. Schneider: "Wir fürchten keinen Wettbewerb, wir begrüßen ihn sogar."

Die beiden neuen AWISTA-Vorsitzenden

Freut sich über ein gutes Verhandlungsergebnis mit dem Entsorger Remondis: Peter Wiedemann, langjähriger Geschäftsleiter des Starnberger Abfallwirtschaftsverbands.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eine echte Konkurrenz wäre aber wohl eine zweite Umladestation im Landkreis, betrieben vom Starnberger Abfallwirtschaftsverband. Dieses Projekt hat sich der Awista-Werkleiter immer wieder gewünscht. Dafür sei aber auch der "politische Wille" in den Gemeinden notwendig, sagt Wiedemann, der bisher mit diesen Plänen gescheitert ist.

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