Wohnungsgenossenschaft Starnberg:Modern und bezahlbar

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Die Wohnungsgenossenschaft Starnberger See stellt seit mehr als 90 Jahren günstigen Wohnraum zur Verfügung. Jetzt entsteht an der Himbselstraße ein neues Projekt für die älteren Mitglieder

Von Otto Fritscher, Starnberg

Die Anziehungskraft dieser Einrichtung, die im Jahr 1921 von 131 Starnbergern im Gasthof Pellet Mayer als "Allgemeine Baugenossenschaft Starnberg eGmbH" gegründet wurde, ist nach wie vor ungebrochen. "Wir mussten einen Aufnahmestopp erlassen, der wohl bis zum Ende dieses Jahres bestehen bleibt", sagt August Mehr, Vorstandssprecher der Genossenschaft, die heute als "Wohnungsgenossenschaft Starnberger See" firmiert. Schließlich wolle man den Mitgliedern nicht erst nach einer ewig langen Wartezeit eine Wohnung anbieten können.

563 Wohnungen, davon mehr als 500 in der Kreisstadt, 40 in Tutzing und 15 in Feldafing, gehören zum Bestand der Genossenschaft, deren Zweck sich bis heute nicht viel geändert hat: "den Mitgliedern gesunde und zweckmäßige Wohnungen zu angemessenen Preisen zu verschaffen". In der Tat sind die Mietpreise für eine Stadt wie Starnberg, wo für Neubauwohnungen locker 15 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, äußerst günstig: 5,28 Euro beträgt die durchschnittliche Miete für die Wohnungen der Genossenschaft, die 1850 Mitglieder hat.

Vor allem Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen plant die Wohnungsgenossenschaft an der Starnberger Himbselstraße. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wirtschaftlich steht die Genossenschaft auf gesunden Füßen, so dass bisher jedes Jahr eine Dividende von rund vier Prozent ausgeschüttet werden konnte. Doch dies sei für die nächsten Jahre nicht garantiert, kündigte Mehr in der Mitgliederversammlung der Genossenschaft in der Schlossberghalle an. Denn es stehen große Investitionen an, die nicht nur die Instandhaltung der Wohnungen und Gebäude betreffen. Es wird nämlich "endlich wieder gebaut werden", wie Mehr sagte.

Es ist ein Projekt, das für Starnberg durchaus als innovativ bezeichnet werden darf: An der Himbselstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof Nord, plant die Genossenschaft den Bau von 40 Wohnungen, zumeist mit zwei oder drei Zimmern, die möglichst seniorengerecht geplant und ausgestattet sein sollen. "Wir wollen diese Wohnungen vor allem älteren Mitgliedern anbieten, deren Anteil stetig wächst", erklärte August Mehr. Er verweist auf die zentrale Lage nahe beim Bahnhof, aber auch die Innenstadt mit ihren Geschäften und Ärzten kann gut zu Fuß erreicht werden. In der Umgebung befinden sich auch Supermärkte und Discounter.

Zehn Millionen Euro kostet das Projekt laut August Mehr, Vorstandschef der Genossenschaft. Er spricht von einem "Vorzeigeprojekt für Starnberg". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Anlage hat federführend Architekt Rainer Hofmann vom Büro Bogevischs geplant. Sein Entwurf ist als Sieger aus einem Ideenwettbewerb hervorgegangen, den die Genossenschaft ausgelobt hatte. 14 Büros hatten teilgenommen, nach einer "elfstündigen und nicht immer einstimmigen Beratungsrunde durch die Jury", so Genossenschafts-Chef Mehr, sei die Arbeit von Rainer Hofmann als Sieger gekürt worden. Überzeugt hatte vor allem die offene Bauweise - und die Besonderheiten wie die begrünten Dachterrassen, die den Bewohnern als Aufenthaltsflächen dienen sollen, der Gemeinschaftsraum und ein Gästeappartement, "falls ein mal ein Enkel die Oma besuchen kommt", wie Mehr sagte.

Die winkelförmig angeordneten Baukörper bilden mit der schon seit den siebziger Jahren bestehenden Wohnanlage am Riedener Weg ein Ensemble, das einen großen Innenhof bildet. Dieser zentrale Platz soll begrünt und mit Leben erfüllt werden. Einige Dinge müssen noch geklärt werden, wie die genaue Situierung der Tiefgarage, die bis zu 80 Stellplätze aufnehmen soll, die auch von den Bewohnern der schon vorhandenen Wohngebäude gemietet werden können.

Für das Projekt, das das Areal zur Himbsel- und zur Leutstettener Straße hin abrundet, müssen zwei alte Gebäude, die laut Mehr nicht mehr sanierungsfähig sind, abgerissen werden. Der Baubeginn ist für kommendes Jahr geplant, bezugsfertig sollen die Wohnungen dann in der ersten Jahreshälfte 2018 sein. "Die freiwerdenden Wohnungen von älteren Mitgliedern sollen dann bevorzugt jungen Familien zur Verfügung gestellt werden", sagte Mehr.

Die Wohnanlage an der Himbselstraße ist nach der im vergangenen Jahr eingeweihten Anlage am Rudolf-Widmann-Bogen das zweite Neubauprojekt seit mehr als 20 Jahren. In den vergangenen zwei Dekaden war der Bestand vor allem modernisiert und energetisch saniert worden. In den vergangenen vier Jahren wurde etwa 8,5 Millionen Euro in insgesamt 114 Wohnungen investiert. "Wir sind auf einem sehr guten Stand", ist Mehr überzeugt. Und er ist auch ein bisschen stolz darauf, dass sich die Genossenschaft unter seiner Führung wieder mehr auf ihren eigentlichen Zweck konzentriert hat: preisgünstigen Wohnraum im teuren Starnberg zu schaffen. "Die Genossenschaft hat noch Grundstücke im Bestand, die in Zusammenarbeit mit der Stadt Starnberg bebaut werden können", sagt Mehr. Ihm schwebt vor allem die Erweiterung bereits bestehender Wohnanlagen vor.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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