Starnberg:Mimmo muss weg

Starnberg: Kioskbesitzer Domenico Marone

Pizza, Pasta und Insalata: Für schmales Geld stillt Domenico "Mimmo" Morrone seit Jahren auf die Schnelle den Hunger seiner Gäste. Doch der 51-Jährige sucht dringend einen neuen Standort.

(Foto: Nila Thiel)

Der Pizza-Imbiss "Cosa Nostra" im Starnberger Gewerbegebiet gilt als preisgünstige Alternative für den kleinen Hunger. Doch nach mehr als zehn Jahren muss Domenico Morrone den Standort an der Gautinger Straße aufgeben. Die Suche nach einem neuen Platz blieb bislang erfolglos

Von Armin Greune, Starnberg

Einer Starnberger Imbiss-Institution droht das endgültige Aus: Spätestens im Frühjahr 2017 soll das ehemalige Telekom-Grundstück an der Gautinger Straße bebaut werden und für Domenico Morrone hat sich noch keine Standortalternative ergeben. Seit mehr als zehn Jahren lebt er von seinem Imbiss, und viele schätzen das preisgünstige Mittagsangebot mitten im Starnberger Gewerbegebiet, selbst wenn die Auswahl mit Pizza, Pasta, Insalata und alkoholfreien Getränken zugegebenermaßen beschränkt ist.

Mittags herrscht im wahrsten Wortsinne dicke Luft im "Cosa Nostra", wenn sich Wasserdampf an den kalten Plexiglasscheiben niederschlägt. Doch im übertragenen Sinn gilt das nicht. Auf engstem Raum wird gescherzt und gelacht bei "Mimmo", wie ihn Freunde und Gäste nennen. Und davon hat der 51-Jährige viele. Als die Stadt Starnberg 2007 seine befristete Konzession nicht verlängern wollte, fanden sich binnen kürzester Zeit 1700 Unterzeichner, die eine Petition für den Erhalt seiner speziellen Gaststätte unterzeichneten. Der Kabarettist Ottfried Fischer schrieb für die SZ seinerzeit sogar einen exklusiven Beitrag. Mit Erfolg: "Unsere Sache", wie die sizilianische Verbrecherorganisation der Mafia wörtlich zu übersetzen ist, durfte als Pizza-Station bleiben.

Doch nun soll die knapp 20 Quadratmeter große Bude einem Neubau weichen. Das Starnberger Unternehmen "Ehret & Klein" plant 2017 den Bau eines dreistöckigen Handels- und Dienstleistungszentrums. Eigentlich hätte Morrone schon Ende April seine Sachen packen sollen, dann sollte zum Jahresende Schluss sein. Doch nun scheint die allerletzte Gnadenfrist Mitte März abzulaufen. Das "Cosa Nostra" hat viele treue Stammgäste, einige kommen täglich. Der Inhaber hat das unkonventionelle Lokal vor elf Jahren von seinem Cousin Adolfo Morrone übernommen, der es wiederum von Andi Walter erhalten haben soll, einem Spross der Gautinger Autovermieter-Dynastie. Begonnen aber hat wohl alles Mitte der 1990er-Jahre mit dem "Pizza Wastl", mit dem Mimmo auch schon eine innige Freundschaft verband.

Aufgewachsen ist Morrone in Kampanien, jener süditalienischen Region um Neapel, in der angeblich die moderne Pizza erfunden wurde. Schon mit 16 hat er erstmals als Pizzabäcker gearbeitet. Als 19-Jähriger kam Morrone dann am Italiener-Wochenende aufs Münchner Oktoberfest - und kehrte nie mehr in die alte Heimat zurück. Aus einer leidenschaftlichen Wiesn-Liebe mit einer gestandenen Bajuwarin aus dem Würmtal gingen zwei mittlerweile fast erwachsene Söhne hervor. Seit 30 Jahren lebt Morrone nun schon in Gauting. Seinen italienischen Pass würde er dennoch niemals abgeben: "Iste noch von die alte Römer", scherzt er.

Ein bisserl jünger ist sein zur Küche umgebauter Wohnwagen mit dem Sperrholz-Vorbau für bestenfalls zwölf Gäste schon. Doch die Jahre haben an der handgezimmerten Konstruktion ihre Spuren hinterlassen. "Das Ding ist am Ende, basta finito", sagt Morrone in seinem unnachahmlichen Italo-Bayerisch. Gern würde er einen neuen Imbiss aufbauen, am besten irgendwo im Starnberger Gewerbegebiet, vielleicht auch in einem kompakten Container. Starkstrom, Wasser und Abwasseranschluss - mehr bräuchte er nicht.

Vor seiner Zeit als Pizzabäcker arbeitete Morrone zehn Jahre als Landschaftsgärtner und ebenso lang als Chef im Musterlager einer Starnberger Textilfirma. "Ich finde immer einen Job", sagt er, um seine Zukunft ist ihm nicht wirklich bange. Aber seine treuen Gäste liegen ihm am Herzen: "80 Prozent der Kunden kenne ich alle." Rentner, Rettungssanitäter und Rechtsanwälte kehren mittags bei Mimmo ein, dazu jede Menge junges Volk: Mittel- und Berufsschüler, Gymnasiasten aus Starnberg und aus Kempfenhausen. Eine große, hungrige Familie also, die gemeinsam mit Mimmo auf ein "Cosa Nostra 2.0" und einen akzeptablen neuen Standort hofft.

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