Starnberg:Mehr Scheidungen und Trennungen

Symbolbild Ehescheidung

Der Trend zu Scheidungen und Trennungen hält im Landkreis Starnberg an. Die Familienberatungsstelle hat viel zu tun.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Mitarbeiter der Familienberatung sind immer häufiger Anlaufstelle für Eltern und Paare

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Im Landkreis Starnberg bekommen Frauen mehr Kinder als im bayerischen Durchschnitt, nämlich laut Statistik des Starnberger Jugendamts 1,53 (Bayern: 1,45). Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Immer mehr Paare trennen sich oder lassen sich scheiden. Das geht aus dem Jahresbericht 2016 der Erziehungsberatungsstelle hervor, die der Leiter Andreas Kopp kürzlich den Kreisräten vorstellte. "Die Trennungs- und Scheidungsberatung nimmt inzwischen mehr als die Hälfte unserer Arbeit ein", sagte Kopp bei der Vorstellung des Berichts. Danach folgen aber schon Erziehungsprobleme in der Familie.

952 Fälle haben im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Familienberatungsstelle bearbeitet. Von "hohen Fallzahlen" sprach daher Kopp, der nicht verhehlen wollte, dass vor allem auch die Kinder unter der Trennung leiden. Ebenso stark belasten die Streitereien im Vorfeld der Scheidungen die Kleinen. "Wir wollen nicht, dass die Eltern so viel streiten", lautet daher ein immer wieder hervorgebrachter Wunsch der Kinder im Rahmen der Trennungsberatung. 25 Prozent der Fälle haben aber mit dem Thema seelische Erkrankung der Eltern zu tun sowie Probleme im Sozialverhalten in Familien. Der Leiter der Beratungsstelle nannte als Beispiele "stille oder zurückgezogene" Kinder, die entweder einer Einzeltherapie oder der Gruppenarbeit bedürfen. Dort wird versucht auch zu zeigen und zu lernen, wie man streitet.

Die Trends, die Kopp ausgemacht hat, klingen eher traurig: Immer weniger Kinder leben mit Vater und Mutter zusammen, etwa nur 47 Prozent. Deshalb sei der größte Wunsch der Kleinen, dass die Eltern zusammenbleiben sollen. Als positiv betrachtete er die Beobachtung, dass inzwischen auch Väter in die Beratungsstelle kommen. Die Hemmschwelle, sich beraten zu lassen und über Probleme zu reden, scheint zu sinken. Das ist nicht nur der Wunsch von Kopp, sondern ebenfalls vom Starnberger Jugendamt und seiner Leiterin Rosemarie Merkl-Griesbach. Deshalb setzen beide auf Prävention. Merkl-Griesbach konnte nun von weniger Fallzahlen berichten, während Kopp gerade dabei ist, das Angebot im Bereich der Prävention zu erweitern. So gehören Elternabende in Kindertagesstätten und Schulen dazu, aber auch die monatlichen Treffen zum Coachen von Eltern.

Im vergangenen Jahr wurde das Projekt "Nestwerk" mit der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) des Landratsamts und der Schwangerschaftsberatungsstelle Gilching gegründet. Es richtet sich an junge Familien und an werdende Eltern. Dabei wurde im vergangenen Jahr ein Ferienworkshop für zehn- und elfjährige Mädchen angeboten; der "Multikulti-Mädchenclub" ist für Mädchen zwischen zwölf und 15 Jahren gedacht, die in Flüchtlingsunterkünften leben. "Kinder im Blick" heißt ein Angebot für getrenntlebende Eltern. Es wurde um das Thema Zusammenleben in der Patchworkfamilie erweitert.

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