Starnberg:Mehr als eine Handvoll Euros

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Bei der Verleihung der deutschen Programmkinopreise in Starnberg geht auch heuer Breitwand-Chef Helwig nicht leer aus

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Der Landkreis Starnberg ist schön, aber bislang dient er meist nur als Kulisse für Krimis und Vorabendserien. Seit aber Matthias Helwig seine Breitwand-Kinos betreibt und auch noch das Fünf-Seen-Filmfest erfunden hat, wandelt sich der bundesdeutsche Blick auf den Landkreis sehr deutlich. Das konnte man am Donnerstagabend gut beobachten, denn mehr als 200 Kinobesitzer und Filmverleiher waren nach Starnberg in die Schlossberghalle aus ganz Deutschland gekommen, um die Vergabe der mit insgesamt 1,5 Millionen Euro dotierten Kinoprogramm- und Verleiherpreise entgegen zu nehmen. Da es der erste warme Abend seit langem war, konnte die Stimmung nur bestens sein.

Wieder preiswürdig: Matthias Helwig, Gründer der Breitband-Kinos, wurde von der Ministerin für Kultur, Monika Grütters, ausgezeichnet. (Foto: Treybal)

Eingeladen hatten dazu zwei wichtige Personen: die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ministerin Monika Grütters, und der im vergangenen Jahr für das beste bundesweite Kinoprogramm ausgezeichnete Matthias Helwig. Er durfte als Preisträger wählen, wo die Veranstaltung stattfinden sollte. Am liebsten wäre ihm natürlich sein sehr hübsches Breitwand-Kino im Schloss Seefeld gewesen, aber leider ist es viel zu klein, um all die Filmschaffenden und Filmverrückten aufzunehmen. So viel die Wahl auf die Schlossberghalle. Auch heuer gehörte Helwig wieder zu den Ausgezeichneten. Alle drei von ihm in Starnberg, Herrsching und Seefeld betriebenen Kinos waren wegen ihres guten Programms preiswürdig. Mit zweimal 5000 beziehungsweise 10 000 Euro auf dem Konto konnte er die anschließende Dampferfahrt auf dem Starnberger See ganz entspannt angehen. Das beste Kinoprogramm Deutschlands steht aber in Dresden. Das Programmkino Ost erhielt den mit 20 000 Euro dotierten Preis. Großer Jubel. Überhaupt war das Publikum sehr angetan, was auch daran lag, dass allein in der Kategorie 5000 Euro insgesamt 118 Kino ausgezeichnet wurden. 26 Lichtspielhäuser erhielten 10 000 Euro aus den Händen der Ministerin. Der Geldsegen für die Kinobetreiber hat natürlich einen ernsten, kulturellen Hintergrund. Auf diesen machte Ministerin Grütters - Moderatorin Daniela Arnu sprach sie auch mit Rüttgers an - in ihrer Begrüßungsrede deutlich. Die Programmkinos würden dem Mainstream widerstehen und maßgeblich dazu beitragen, dass Film als Kulturgut gesehen werde. Angesichts des Risikos, ein Programmkino zu betreiben, müsse man in den Betreibern "Überzeugungstäter" sehen. Dass Überzeugungstäter wie Helwig sehr ironisch und witzig sein können, zeigte gleich am Anfang ein in Stummfilmart gedrehter kurzer Streifen, der Helwigs Werdegang darstellte: Wahrscheinlich wäre er auch ein guter Regisseur.

© SZ vom 05.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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