Starnberg:Mediziner und Klinik zum Anfassen

Die Starnberger Kreisklinik präsentiert sich am Tag der offenen Tür nicht nur mit einem Modell-Herzen, sondern zeigt auch, wie ein Notfall behandelt wird. Zudem erklären Ärzte den zahlreichen Besuchern, was sie wissen wollen.

Von Blanche Mamer, Starnberg

Stefan Huber, 38 Jahre alt, wird vom Rettungsdienst in die Notaufnahme des Klinikums Starnberg eingeliefert und liegt nun im Schockraum. Er ist angefahren worden, als er mit dem Fahrrad den Hanfelder Berg hochfuhr. Nun stehen Notfallmediziner, Chirurgen, Schwestern bereit, um ihn zu versorgen. Und an die 30 Zuschauer, die sich dicht um den OP-Tisch drängen und verfolgen, wie der Verletzte, der ein Dummy ist, untersucht wird und wie die Erstversorgung in der Ambulanz beginnt. Es ist richtig viel los beim Tag der offenen Tür im Klinikum Starnberg in der Oßwaldstraße, der aus Anlass des 50jährigen Bestehens, stattfindet. Mehrere hundert Besucher sind schon vormittags gekommen, gegen Mittag sind alle 350 Parkplätze belegt.

Schon beim begehbaren Herzmodell im Foyer bildet sich zeitweise eine Schlange, doch mehr als drei Besucher gleichzeitig können nicht hinein. "Ich habe Probleme mit der Mitralklappe, wo liegt die?", fragt eine Frau und lässt sich die beiden Herzkammern genau erklären. Das Herz befindet sich nicht links, sondern in der Mitte des Brustkorbs, erklärt später Professor Dirk Beuckelmann, Leiter der Kardiologie. Und schärft den Besuchern ein, dass sie beim plötzlichen Herztod eines Angehörigen bei der Herzmassage nichts falsch machen können. "Nur nichts tun, ist falsch." Es gilt, durch Druckmassage die Zeit zu überbrücken, bis die organisierte Hilfe da ist. Das sei ziemlich anstrengend, erklärt er, denn es kann zehn bis zwölf Minuten dauern. Doch selbst ein 12-Jähriger, der sich die Drucktechnik zeigen lässt und sie bei einer der Gummipuppen ausprobiert, bringt den eingebauten Anzeiger zeitweise in den grünen Bereich. Nur Druck sei wichtig, wenn ein Mensch nicht mehr atmet, es brauche keine Mund-zu-Mund-Beatmung, erklärt der Kardiologe am Stand des BRK. Später bei der Führung werden alle Schritte der Behandlung in der Klinik genau erklärt, im Herzkatheterlabor können die Besucher einen Eingriff beobachten und sich über alle lebensrettenden Hilfsmittel von Herzschrittmacher über Event-Recorder bis Defibrillator informieren.

Es gibt jedoch noch Geschichten, die selbst hartgesottene Mediziner verblüffen. Beispielsweise berichtet eine Besucherin im Referenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie, dass sie keine Schilddrüse habe. Als sie vier Jahre alt war, habe ein Landarzt die Diagnose gestellt. Das war in den 50er Jahren. Ihre Oma, die selbst keine Schilddrüse hatte, hatte sie zum Arzt mitgenommen, der das ohne große technische Hilfsmittel sofort erkannte und ihr die richtigen Medikamente gab. Sie wurde dann in mehreren Universitätskliniken vorgestellt, berichtet sie. Die Schilddrüse produziert wichtige Hormone, ohne die es zu Kleinwüchsigkeit und Kretinismus kommen kann, sagt Professor Arnold Trupka und lobt das Können des alten Hausarztes. Heute werden bei jedem Neugeborenen die Schilddrüsenwerte untersucht. Und tatsächlich, der Ultraschall zeigt, statt des schmetterlingsförmigen Organs findet sich im vorderen Halsbereich der Besucherin nur Muskelgewebe.

Wie Schlüssellochoperationen funktionieren, können Besucher in der Allgemeinchirurgie ausprobieren: Mit ganz feinen Instrumenten und eingebauten Kameras, dürfen sie Gummibärchen aus dem fiktiven Bauchraum herausoperieren. Die Vorträge im Casino sind ebenfalls beliebt.

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