Starnberg:Luftnummer Lift

Starnberg: Beschwerlicher Aufstieg über steile Treppen am "Centrum" in Starnberg: Ein Aufzug zum Rathaus wünschen sich die Senioren.

Beschwerlicher Aufstieg über steile Treppen am "Centrum" in Starnberg: Ein Aufzug zum Rathaus wünschen sich die Senioren.

(Foto: Arlet Ulfers)

Der vom Starnberger Seniorenbeirat erhoffte Bau eines zusätzlichen Aufzugs vom "Centrum" zum Rathaus wird sich kaum mehr realisieren lassen. Die frühere Ladenpassage wird vom Eigentümer sukzessive verkauft

Von Peter Haacke, Starnberg

Groß waren die Hoffnungen des Starnberger Seniorenbeirats auf den Bau eines Lifts am "Centrum". Denn nicht erst, seitdem die Stadt am Modellprojekt "Barrierefrei 2023" des Freistaates teilnimmt, tauchte immer wieder die Idee eines zusätzlichen Fahrstuhls von der Hauptstraße zum Rathaus als "Leuchtturmprojekt" in der öffentlichen Diskussion auf. Den Gedanken griff auch der Seniorenbeirat auf und forderte konkret eine Umsetzung der Idee. Doch diesen Plänen hat Michael Krenn, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft "Alte Post Flensburg", endgültig eine Absage erteilt: Ansprechpartner für die Wünsche der Senioren sei allein Bürgermeisterin Eva John als Vertreterin der Stadt, die aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit Krenn kommuniziert.

Für ältere Menschen ist es ein beschwerlicher Weg über die steile Treppe, die von der aktuell weitgehend leer stehenden Ladenpassage "Centrum" zum Rathausvorplatz führt. Zwar gibt es im Innern des Gebäudekomplexes einen Lift, doch den hat Krenn für den öffentlichen Verkehr sperren lassen - aus gutem Grund: Wiederholt habe es Sachbeschädigungen gegeben, moniert Krenn. Zudem hätten Unbekannte mehrfach in die Liftkabine uriniert und den Zugang versperrt. Daraufhin habe er Schlüssel an Berechtigte ausgegeben, um weiteren Missbrauch und Sachbeschädigungen zu verhindern.

Der Geschäftsführer betreibt derweil den Verkauf einzelner Abschnitte innerhalb des Komplexes, zu dem auch die Tiefgarage mit insgesamt 307 Stellplätzen gehört. Krenn hatte sich zur "Filetierung" entschlossen, nachdem Verhandlungen mit der Stadt im Juli gescheitert waren. Zuvor hatte er der Stadt ein Angebot unterbreitet, den Komplex aufwendig barrierefrei auszubauen und sich auch an den Kosten für eine Bushaltestelle zu beteiligen, betont Krenn. Doch eine knappe Mehrheit im Stadtrat beschloss letztlich, auf die Anmietung des schon seit Jahren weitgehend leer stehenden "Centrum" zu verzichten. Das Raumangebot sei unpassend, zu groß und zu teuer mit 700 000 Euro Jahresmiete, hieß es. In der Debatte waren jedoch gesicherte Jahreseinnahmen in Höhe von rund 250 000 Euro etwa durch Vermietung der Tiefgarage oder eines Cafés unerwähnt geblieben. Die Einkaufspassage war seit Herbst 2014 als möglicher Sitz der unter Raumnot leidenden Volkshochschule Starnberger See im Gespräch. Nachdem sich die Stadt aber monatelang nicht mehr gemeldet hatte, zog der Eigentümer sein Angebot im Sommer endgültig zurück. Die WPS stellte dem Vermieter anheim, sein Objekt "am freien Markt" zu vermieten.

Der Alte-Post-Geschäftsführer betreibt derzeit den stückchenweisen Verkauf der Immobilie, das Interesse potenzieller Käufer - auch an der Tiefgarage - ist laut Krenn "groß". Angesichts einer nur schwer nachvollziehbaren Verhandlungsstrategie der Stadt - vertreten durch Bürgermeisterin John - habe er letztlich gar nicht anders handeln können, sagt Krenn, als den Verkauf des "Centrums" einzuleiten. Der Bau eines zusätzlich gewünschten Liftes sei daher nicht mehr seine Angelegenheit. Der Seniorenbeirat ist bislang nicht auf ihn zugekommen, sagt Krenn. Er rät dazu, nach Abschluss des "Centrum"-Verkaufs Kontakt zur - bislang noch unbekannten - Eigentümer-Gemeinschaft aufzunehmen. Der Stadt bleibe es aber weiterhin unbenommen, sagt Krenn, Teile der Immobilie an der Hauptstraße käuflich zu erwerben.

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