Starnberg:Liebe und andere Unmöglichkeiten

Mit dem Tantra-Sex ist es folgendermaßen: Der Mann versucht so lange wie möglich - na ja, das kann man hier nicht so ausschweifend erklären. Sinn der Sache ist jedenfalls, dass die Frau auch etwas vom Bettkampf hat, und wenn es bis zum Morgengrauen dauert. Ob das klappt? Im Fall von Wendy nein, sie ist irgendwann müde. Man kann es ihr nicht verübeln. Der Banker, der neben ihr im Bett liegt, mag viel von Weinen verstehen und von Gedichten und überhaupt ein toller Hecht sein. Aber von Frauen hat er keine Ahnung.

Wendy (Patricia Clarkson) ist eine blonde und leicht angewelkte New Yorkerin wie aus einem Woody-Allen-Film, dabei kommt sie aus Queens: viel hysterisches Gekreische und Geheule, als sich ihr Mann (Jake Weber) wegen einer Jüngeren davonmacht, die sie ausgerechnet in einer Radiosendung als eine ihrer Lieblingsautorinnen empfiehlt, noch ohne zu wissen, mit wem Ted die Affäre hat. Man könnte auch sagen: eine sehr emotionale Frau, die jahrzehntelang in ihrer Bücherwelt gelebt hat und nun nicht glauben kann, was die Wirklichkeit für sie parat hält: erst der Mann weg, dann das schöne Haus - und sie hat noch nicht einmal einen Führerschein, um ihre Tochter in Vermont besuchen zu können. Was also bleibt? Wer's pathetisch mag, könnte sagen: Wendy ergreift das Steuer ihres Lebens. Anders formuliert: Sie nimmt Fahrstunden bei dem Sikh Darwan (Ben Kingsley), kommt gelegentlich vom Weg ab, hüpft mit einem Banker ins Bett, erleidet Rückschläge. Aber am Ende, ja am Ende schafft sie es.

Das klingt nicht allzu aufregend, und so ist es auch: Der Culture-Clash-Film "Learning to drive" gleitet gemächlich dahin wie ein Fahrschulauto im dichten Verkehr, die Episoden mit der Tochter (Grace Gummer) sind besonders zäh. Auf der anderen Seite hat Isabel Coixets Beziehungsstudie ihre anrührende Seite. Was vor allem damit zu tun hat, dass Wendy wieder auf eine Liebe verzichten muss: auf Darwan, den Taxifahrer und Fahrlehrer, der eine Frau aus einem Nachbardorf heiratet, eine Blindflug-Ehe, vermittelt von der Schwester. Darwan ist ein außergewöhnlicher Mann. Er will anderen helfen, ohne Geld zu nehmen, er kann kein New Yorker sein. Er hat Prinzipien, ist streng und doch gütig. Kurzum: das letzte lebende Exemplar eines Mannes, auf den man sich als Frau fast verlassen kann. Deshalb wird es mit Wendy und Darwan nichts. Denn, sagt sie: "Sie sind meine letzte Hoffnung".

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