Ergebnisse und Reaktionen:Liberale werden zur zweitstärksten Kraft

Bei der Bundestagswahl verbessert die FDP im Landkreis ihr Ergebnis auf bis zu 22 Prozent wie in Feldafing. CSU-Kandidat Michael Kießling gewinnt das Direktmandat. AfD bleibt hinter dem bayerischen Landesdurchschnitt zurück

Von Otto Fritscher, Starnberg

Michael Kießling und FDP heißen die Sieger der Bundestagswahl im Landkreis Starnberg. Kießling zieht als Direktkandidat der CSU mit 42,09 Prozent der Stimmen in den Bundestag ein, auf Platz zwei liegt SPD-Bewerber Christian Winklmeier mit 16,68 Prozent. Die FDP hat im Landkreis Starnberg große Zuwächse zu verzeichnen, in Feldafing kommt die Partei gar auf 22,02 Prozent; die Liberalen werden mit 14,16 Prozent zur zweitstärksten Kraft im Landkreis, vor den Grünen mit 13,11 Prozent. Grüne Hochburg ist Weßling mit 19,16 Prozent. Die SPD liegt mit 12,67 Prozent auf Platz vier. Im Landkreis Landsberg kommen die Grünen mit 12,42 Prozent auf Platz zwei, SPD, FDP und AfD liegen dicht dahinter. Die CSU muss überall Federn lassen, im Landkreis Starnberg erreicht sie 38,30 Prozent; die AfD kommt im Landkreis auf 9,90 Prozent. Die Wahlbeteiligung ist im Kreis Starnberg sehr hoch, sie liegt bei 82,86 Prozent.

CSU-Kandidat Michael Kießling wird also in den Bundestag einziehen. Dennoch ist seine Stimmung nicht überbordend, angesichts der starken Verluste der CSU und des guten Abschneidens der AfD: "Schön ist das nicht", sagt er. Das Ergebnis sei "ein Weckruf für die CSU", die mit ihren Themen offenbar nicht durchgedrungen sei. "Warum, das weiß ich nicht." Ob er sich für eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP begeistern kann, lässt Kießling offen. "Man muss mit jedem reden. Sicher ist nur, dass er mit Bekanntgabe des vorläufigen amtlichen Endergebnisses Bundestagsabgeordneter wird und damit sein Amt als Bürgermeister von Denklingen stante pede aufgeben muss. Landrat Karl Roth überreichte Kießling gegen 21 Uhrschon mal für die Fotografen Blumen.

SPD-Kandidat Christian Winklmeier hat 600 Kilometer Fußmarsch während des Wahlkampfs hinter sich, "am Sonntag die letzten 2,4 zum Wahllokal in Gilching". Geistig sei er fit und erfrischt, weil er im Wahlkampf viel gelernt habe, physisch sei er wegen Schlafmangelns und der Lauferei "schon ein bisschen müde", sagt er im Landratsamt. Er kann die Entscheidung, die große Koalition nicht fortzusetzen, gut nachvollziehen. "Ich habe keinen SPD-ler getroffen, der dafür wäre." Allzu enttäuscht wirkt Winklmeier indes nicht.

In Feierlaune präsentieren sich die FDP-Vertreter. Direktkandidatin Britta Hundesrügge ist zwar nicht im Landratsamt, sie feiert lieber mit den Liberalen in Berlin. Sigrid Friedl-Lausenmeyer, die ehemalige langjährige Kreisvorsitzende, kann dies nachvollziehen. "So oft kann man ja nicht in Berlin feiern." Sie ist einer Jamaika-Koalition nicht abgeneigt. "Vielleicht ist es mit den Grünen ja leichter als mit der SPD." Und: "Jamaika ist auf jeden Fall besser als Schwarz-Rot. Bestimmt belebender." Der Einzug der Liberalen in den Bundestag hebe aber auch ihre persönliche Stimmung: "Das hat uns vorher gefehlt."

Starnberg Wahl

Bei den Liberalen hatten Groß und Klein Grund zur Freude: Annette von Nordeck von der FDP in Pöcking studiert die Ergebnisse ihrer Partei im Landratsamt Starnberg zusammen mit Tochter Cosima.

(Foto: Arlet Ulfers)

Kerstin Täubner-Benicke, Direktkandidatin der Grünen, verweist im Falle einer Jamaika-Koalition "auf die roten Linien, die wir gezogen haben." In den Sondierungsgesprächen seien sicher "ein paar harte Nüsse zu knacken." Glückwünsche bekommt sie per Whatsapp, "von der Familie und von Freunden."

Harald von Herget von den Freien Wählern hält ein Bier in der Hand und sagt: "Mir geht es gut, aber wir Freien Wähler sind im Kommunalen einfach stärker". Der Direktkandidat der Linken, Bernhard Feilzer, ist angesichts von Ergebnissen wie 6,27 Prozent für die Linke in der Stadt Starnberg zufrieden. "Wir Linken sind jetzt auch in der Fläche bekannt."

Eine ungewöhnliche Lösung schlägt Tobias McFadden von den der Piratenpartei vor. "Probieren wir es doch einfach mal eine Zeitlang ohne Regierung. Das wäre doch interessant."

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