Starnberg:Letzter Rettungsversuch für den Kammmolch

In einem großen FFH-Gebiet zwischen Starnberg und Gauting sollen schützenswerte Tiere und Biotope erhalten werden.

Armin Greune

WürmtalMit einer Informationsveranstaltung ist am Montagabend im Starnberger Landratsamt die Managementplanung für das Flora-Fauna-Habitat (FFH) "Moore und Wälder der Endmoräne bei Starnberg" angelaufen. In den kommenden Jahren werden in dem 587 Hektar großen Areal zwischen Starnberg und Gauting Lebensraumtypen sowie besonders schutzwürdige Tier- und Pflanzenarten kartiert und bewertet. Ein daraus resultierender Planungsvorschlag soll am Runden Tisch mit Grundeigentümern und Fachbehörden zu einem Managementplan weiterentwickelt werden: Darin sind dann konkrete Maßnahmen zur Erhaltung der schützenswerten Arten und Biotope festgelegt, deren Wirksamkeit regelmäßig überprüft wird.

Starnberg: Der Kammmolch ist der größte, prächtigste und seltenste Vertreter seiner Gattung in Bayern. Nur noch ein Exemplar wurde 2011 im Würmtal entdeckt.Foto: Wolfgang Willner(oh)

Der Kammmolch ist der größte, prächtigste und seltenste Vertreter seiner Gattung in Bayern. Nur noch ein Exemplar wurde 2011 im Würmtal entdeckt.Foto: Wolfgang Willner(oh)

(Foto: Wolfgang Willner, Moosburg (oh))

Gemeinsam mit Vogelschutzgebieten gehören FFH als sogenannte Natura 2000-Areale zum europaweiten Netz von Schutzgebieten, für die eine EU-Richtlinie die Verschlechterung der Erhaltungsziele verbietet. Bei der Meldung des FFH Nummer 7934-371 entlang der oberen Würm wurden elf Lebensraumtypen und zwei Arten erfasst, für die konkrete Erhaltungsziele und -maßnahmen formuliert werden müssen. Diese Liste aber weist erhebliche Mängel auf, wie am Montag klar wurde: Nach einem ersten Überblick über das Gebiet hatte der federführende Kartierer Heinz Zercher zwei in der Liste aufgeführte Biotope im Würmtal nicht finden können - vier andere FFH-relevante Lebensraumtypen, die wohl tatsächlich dort vorkommen, sind in der Liste nicht enthalten.

Als schutzwürdige Arten sind Skabiosen-Scheckenfalter und Kammmolch aufgeführt. Von Letzterem konnte in einer intensiven Vorkartierung 2011 gerade noch ein Weibchen aufgespürt werden: "Für den Kammmolch sieht es nicht sehr rosig aus, hier werden wohl Maßnahmen erforderlich", meinte Markus Heinrich, Sachbearbeiter für Natura 2000 am Weilheimer Amt für Landwirtschaft und Forsten (ALF). Peter Drefahl von der Unteren Naturschutzbehörde Starnberg ergänzte, man könnte die Verschattung oder den Fischbesatz von Laichgewässern reduzieren, damit sich der Kammmolchbestand erholt. Voraussetzung sei dafür freilich das Einverständnis der Grundeigentümer, mit denen alle Probleme am Runden Tisch einvernehmlich gelöst werden sollen. Drefahl äußerte sich enttäuscht, dass von den gut 300 Eigentümern nur zwei den Weg zur Auftaktveranstaltung ins Landratsamt gefunden hatten: "Schade, es sollte ja ein Dialog werden". Immerhin nutzten Martin Fink und Christian Gick vom Waldbesitzerverband Starnberg die Gelegenheit, sich über die Konsequenzen des Verschlechterungsverbots für Waldbauern zu informieren. Der Eigentümer werde nur zur Verantwortung gezogen, wenn er Schutzziele vorsätzlich beschädigt, eine passive Verschlechterung könne ihm nicht angelastet werden, sagte Heinrich. Man sollte "im Wald nicht in blinden Aktionismus verfallen", warnte Kartierer Zerch: Die Lebenserwartung von Bäumen entspräche 36 Legislaturperioden für Politiker.

Für die nun startenden Kartierungsarbeiten im FFH sind zwei verschiedene Behörden zuständig: In den Waldgebieten, die 61 Prozent des FFH an der Würm ausmachen, werden ALF-Förster eingesetzt. Die 39 Prozent Freiland und Gewässer soll die Naturschutzbehörde erfassen, die dazu freiberufliche Gutachter heranziehen muss. Weil dafür eine Ausschreibung erforderlich ist, können Ergebnisse frühestens Ende 2013 vorliegen. Als entscheidende Probleme nannte Drefahl die Verbuschung von Moorgebieten und die Neophyten: So seien schützenswerte Hochstaudenfluren gefährdet, vom Indischen Springkraut überwuchert zu werden. Bei der Umsetzung des Managementplans rechnet er im Freiland mit weniger Problemen: Ein Großteil entfällt auf Naturschutzgebiet, für das schon jetzt wesentlich härtere Schutzkriterien gelten als für ein FFH (Kommentar).

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