Starnberg:Kultur kostet

Orff-Festspiele, Theaterforum, Filmfest: Sie alle sind nicht nur überregional bekannt, sie benötigen auch richtig viel Geld. Der Landkreis fördert das künstlerische Engagement - doch nicht jeder kommt in diesen Genuss

Patrizia Steipe

- Die Orff-Festspiele in Andechs, das Gautinger Theaterforum, das Fünfseen-Filmfestival - sie alle haben etwas gemeinsam. Es handelt sich um überregional bekannte und anerkannte Kulturveranstaltungen, die aus dem Topf der Kulturförderung des Landkreises Starnberg gefördert werden. 110 000 Euro werden jährlich zur Verfügung gestellt. Am 30. Oktober war der Einsendeschluss für Anträge für 2013.

"Es kommen immer welche auf den letzten Drücker", berichtet Barbara Beck: "Künstler eben", konstatiert sie schulterzuckend. Deswegen nimmt es die Kulturreferentin im Landratsamt mit der Abgabefrist nicht ganz so genau und falls die Anträge ein wenig unstrukturiert sind, ist das für sie auch kein Grund zu Ablehnung. Am liebsten ist es Beck freilich, wenn die Anträge schön übersichtlich und die Projekte klar beschrieben sind, ein Finanzierungsplan beiliegt und gegebenenfalls ein Nachweis über das Vereinsvermögen. "Manchen fällt es aber schwer, Anträge zu stellen", weiß Beck. Dann ist die Kulturreferentin gefordert. Sie fragt beim Künstler nach, um welches Projekt es sich konkret handelt und wie das Ganze kalkuliert ist. Rund 30 Anträge werden in der Regel gestellt. Davon kommen 20 in die Förderung. Im vergangenen Jahr gab es besonders viele Anträge. Es floss viel Geld in die Veranstaltungen zu 100 Jahre Stadt Starnberg. "Wir haben zum Beispiel die Seebühne subventioniert", erinnert sich Beck. Im diesen Jahr rechnet sie mit weniger Andrang. Noch hat sie die Anträge nicht gesichtet und kategorisiert. "Jeder Fall wird einzeln betrachtet", verspricht sie und weiß bereits jetzt: "Die Auswahl wird sehr, sehr schwierig."

Um Geld zu bekommen, müssen die Antragsteller laut den "Leitlinien zur Kulturförderung im Landkreis Starnberg" Kulturveranstaltungen planen, die überörtliche Bedeutung haben. "Solche Veranstaltungen sind ohne Unterstützung oft nicht zu machen", weiß Beck. Mit der höchsten Fördersumme von 17 000 Euro wurden im vergangenen Jahr die Orff-Festspiele unterstützt. Das Landkreisgeld reicht für die Finanzierung dieser aufwendigen Produktionen bei weitem nicht. "Die meisten Antragsteller haben mehrere Förderer", berichtet Beck.

Gute Karten hat, wer etwas "Neues" plant oder eine Kulturrichtung anbietet, die eher ein Außenseiterdasein fristet wie etwa Jazz oder Literatur. "Bei den Veranstaltungen kommt es nicht auf die Größe an", sagt Beck. Auch der Weßlinger Anton G. Leitner hat beispielsweise schon Geld für seine Gedichtveranstaltungen bekommen, der Huosigau für eine Sonderausstellung, das Klassik-Forum, eine Archäologie-Gesellschaft. "Jugendförderung ist auch immer gut", nennt Beck ein weiteres Kriterium, um in die Förderung zu kommen. Im Gegensatz zu Kulturpreisen ist die Kulturförderung nichts Einmaliges. Manche Antragsteller bekommen jedes Jahr Unterstützung. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe Kultur, die mit Kreisräten, Heimatpflegern, Kulturexperten, Landrat Karl Roth und der Kulturreferentin besetzt ist, trifft aus allen Bewerbungen eine Vorauswahl. Der Kreisausschuss entscheidet dann über die Zuschüsse. Zuwendungen bis 2000 Euro kann der Landrat auch alleine gewähren. Wird ein Kandidat abgelehnt, dann kommt es schon mal vor, dass er zum Telefon greift, um sich zu beschweren. Bei solchen Telefonaten nimmt sich Beck viel Zeit. Sie gibt beispielsweise Tipps, wo an anderer Stelle Geld aus Fördertöpfen zu holen ist. "Mit den Jahren habe ich mir ein gutes Netzwerk aufbauen können", betont Beck, die sich auch als Ansprechpartnerin und Beraterin der Kulturschaffenden im Landkreis sieht.

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