Starnberg:König Artus und die magische Tasse

Der Besuch einer Starnberger Delegation in der Partnerstadt Dinard beweist, dass die Freundschaft auch nach 36 Jahren noch lebt.

Sylvia Böhm-Haimerl

Als Marius Mallet, der ehemalige Bürgermeister der Partnerstadt Dinard, im vergangenen Jahr Starnberg im Rahmen der Feierlichkeiten zu "100 Jahre Stadterhebung" besuchte, war er so begeistert , dass er in seinem Heimatort ebenfalls so ein Fest anbieten wollte. In Frankreich sind jedoch die Strukturen anders, es gibt nur Kommunen und keine Städte. Ein Stadterhebungsfest konnte also nicht gefeiert werden. Als versierter Hobbyhistoriker hatte Mallet schon mehrere Bücher zur Heimatgeschichte geschrieben und so kam er auf die Idee, die 1500-jährige Geschichte Dinards zu feiern.

Dinard

Mit einem bretonischen Tanz empfangen die Franzosen ihre Gäste aus Starnberg in Dinard. Foto: Sylvia Böhm-Haimerl

(Foto: Sylvia Böhm-Haimerl)

Der Name Dinard bedeutet in der bretonischen Sprache "Am Felsen des Bären". Und in der Artus-Sage heißt es, dass König Artus angeblich vor rund 1500 Jahren an der bretonischen Küste "am Felsen des Bären" gelandet ist. Für Mallet war der Fall klar: In der Sage wurde die Gründung von Dinard beschrieben. Obwohl nicht gesichert ist, ob es die Sagengestalt tatsächlich gegeben hat, setzte Mallet das Jubiläum auf das Jahr 2013 fest.

Leider konnte Mallet die Feierlichkeiten nicht mehr erleben, er ist im vergangenen März gestorben. "Wir feiern 1500 Jahre basierend auf einer Mär", kommentierte der Dinader Bürger Bernd Schütz das Fest. Der Starnberger Delegation, die vier Tage in Dinard weilte, war das indes egal. Die 95 Teilnehmer freuten sich darüber, dass sich die Partnerstadt für das Jubiläum so schön herausgeputzt hatte. Überall sind Fahnen zu sehen mit der Aufschrift "Dinard 1500 ans d'Histoire", und das ganze Jahr über werden Jubiläums- Veranstaltungen angeboten, auch im Austausch mit Starnberg. Diese tragen dazu bei, die Freundschaft zwischen der Kreisstadt und der französischen Partnerstadt zu vertiefen.

Erika Link aus Starnberg ist begeistert, dass die Kooperation im kulturellen Bereich weiter ausgebaut wurde. Sie ist seit 20 Jahren im Verein "Freunde von Dinard", liebt die französische Sprache und hat bei den gegenseitigen Besuchen schon viele Freundschaften geschlossen. Dass dieses Mal ein Rundgang durch Dinard angeboten wurde, freut sie besonders. In all den Jahren habe sie nie Zeit gefunden für einen Stadtbummel, sagte sie. "Jedes Mal gibt es wieder etwas Neues zu entdecken", sagt auch Veronika Klauke.

Es war eine Reise der Superlative. Obwohl die Freundschaft seit nunmehr 36 Jahren besteht, haben es die Franzosen wieder einmal verstanden die Starnberger zu überraschen. Das Essen war vom Feinsten. Schon zum Begrüßungs-Diner am ersten Tag wurde die Delegation mit Garnelen und Lachs in Karamell-Cidre-Creme begrüßt, am Vereinsabend am nächsten Tag bogen sich die Tische unter Garnelen, Roastbeef und Fischpasteten, und beim Picknick am Montag wurden die Starnberger mit frischen Austern verwöhnt. Hier in der Bretagne bekommt der Spruch "Leben wie Gott in Frankreich" seine ursprüngliche Bedeutung. Das Programm war dicht gedrängt, die Franzosen wollten ihren Freunden möglichst viel bieten. Aber auch die Starnberger haben die Dinarder überrascht, der Perchtinger Kirchenchor bekam für das Lied "Ein Likörchen für das Kirchenchörchen" tosenden Applaus und die Schuhplattler und Jodler des Heimat- und Trachtenvereins lösten wahre Begeisterungsstürme aus.

Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger ließ es sich nicht nehmen, persönlich auf seiner Ziehharmonika für die musikalische Begleitung zu sorgen. Erstmals gab es auch ein Golfturnier. Peter Struppler war zwar etwas enttäuscht von seiner Leistung, aber die Franzosen seien so freundlich gewesen, das Turnier- Ergebnis nicht bekannt zu geben. Traditionell haben die Starnberger Radler Daniel Leppin und Thomas Mittermeier die 1370 Kilometer lange Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt und während der neuntägigen Tour 10 000 Höhenmeter überwunden.

Immer wieder fallen Parallelen zu Starnberg auf: Dinard ist gegen 1860/70 von den Engländern als Erholungsort entdeckt worden. Heute leben hier reiche Pariser und bekannte Persönlichkeiten. Die Grundstückspreise sind entsprechend hoch. Junge Familien können es sich nicht mehr leisten, in ihrem Heimatort zu wohnen und die Kommune bietet ebenso wie in Starnberg Einheimischenmodelle an. "Wir sind eigentlich sehr ähnlich, wir sind verbrüdert", stellte der Dinarder Partnerschaftsreferent Jean-Claude Mahé fest.

Die Vorsitzende des Vereins "Freunde von Dinard", Angelika Galata, hat schon viele Ideen, um die Freundschaft auch weiterhin lebendig zu halten. So will sie die Gruppe der 30- bis 40-Jährigen für die Partnerschaft gewinnen und auch eine Teilnahme der Dinarder Schwimmer an der Überquerung des Starnberger Sees könnte sie sich vorstellen. Von der Dinarder Polizei sei zudem ein Austausch mit den Starnberger Kollegen vorgeschlagen worden. "Es geht weiter", betont sie.

Ein Beispiel dafür ist eine Idee, die von Starnberg nach Dinard ging - und jetzt wieder zurückkommt: Bei der letzten Delegationsreise brachte eine Starnbergerin ihrer Gastfamilie in Dinard eine so genannte "Magic Cup", eine magische Tasse, mit. Sobald man das Kaffee-Haferl mit einem heißen Getränk füllt, wird der Starnberger See sichtbar. Das Geschenk gefiel Jean-Claude Bouillon so gut, dass er die Idee auch für seine Heimatstadt umsetzte. Die Dinarder "Magic Cup" wurde nun als Geschenk an die Teilnehmer der Starnberger Delegation verteilt. "Jetzt haben wir beim Morgenkaffee Dinard ständig vor Augen - besser kann es nicht sein", kommentierte Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger die pfiffige Idee.

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