Starnberg:Kinotipps

Er ist lange vorbei und wirkt doch immer noch nach: der Deutsche Herbst. Es ist die Zeit des RAF-Terrorismus und die Situation der Gesellschaft in Deutschland nach dem 18. Oktober 1977, der "Todesnacht von Stammheim", mit der sich der Episodenfilm Deutschland im Herbst auseinandersetzt. Darin erzählen elf Regisseuren des sogenannten Neuen Deutschen Films, wie Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff und Alexander Kluge, in teils dokumentarischen, teils szenischen Bildern Geschichten, die sie bewegten. Fassbinder beispielsweise interviewt seine Mutter Liselotte Eder, deren Ansichten zur Nazizeit er vehement kritisiert. Schlöndorff spielt sich selbst als Theaterregisseur, dessen Aufführung der Antigone von Sophokles zensiert wird, weil der antike Stoff als Aufruf zur Gewalt und zum Terrorismus gelten könnte. Im Rahmen der Reihe "70 Jahre Frieden" läuft der Film am Sonntag, 11 Uhr, in Starnberg. Zum Vergleich wird im Anschluss, um 14.45 Uhr, der DDR-Erfolgsfilm Solo Sunny (1980) von Regisseur Konrad Wolf nach dem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase gezeigt. Es ist die Geschichte der Arbeiterin Ingrid "Sunny" Sommer (Renate Krößner), die es schafft, auszusteigen und als Schlagersängerin mit ihrer Band auf Tour zu gehen. Ihren Frieden aber nicht findet.

Klar, still, melancholisch und doch leuchtend - so malt Giovanni Segantini (1858 - 1899) Menschen, Tiere und Alpenpanoramen im Schweizerischen Graubünden und Engadin. Mit 20 Jahren hat sich der heimatlose Straßenbub, dessen Mutter früh starb und der vom Vater zurückgelassen wurde, die Ausbildung zum Kunstmaler an der Akademie in Mailand erkämpft. Er war Anarchist, da er keine Papiere hatte, durfte er nicht heiraten, lebte aber mit Bice Bugatti, die ihm Lesen und Schreiben beibrachte, zusammen und hatte mit ihr vier Kinder. Obwohl seine Bilder immer bekannter wurden, lebte er unter schwierigen Bedingungen. Er malte meist unter freiem Himmel monumentale Werke von einfachen Menschen in einer idealisierten Hochgebirgslandschaft. Auf der Suche nach mehr Licht, stieg er immer höher hinauf, was den Schweizer Dokumentarfilmer Christian Labhart faszinierte und zum Film Giovanni Segantini - Magie des Lichts inspirierte. In Starnberg.

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