Kulturmacher:Kino wird zur Workstation

Starnberg : Breitwand Kino Barbara Winkler

Barbara Winkler, 52, ist freiberufliche Kulturmanagerin, Journalistin und Chefin des Vereins "Weitwinkel".

(Foto: Thiel)

Kulturmanagerin Barbara Winkler aus Starnberg übernimmt beim Kinderfilmfest die Moderation, das Rahmenprogramm und einen Aktionstag. Die Vorbereitungen laufen seit Anfang 2015

Von Barbara Winkler

Der zahlende Besucher, der ins Konzert geht, das Kinofestival besucht oder das Museum, will ein Ergebnis sehen. Zu Recht. Wie viel Arbeit dahintersteckt, bis das Konzept einer Jazz- oder Klassikreihe steht, die Rockband den Auftritt zusagt und das erste Bild einer Ausstellung am Nagel hängt, interessiert ihn in dem Moment nicht. Dabei ist auch das ein Kunststück: Festivals, Musik- und Theaterreihen trotz geringer Zuschüsse über Jahre am Laufen zu halten. In der SZ-Serie "Kulturmacher" schreiben Veranstalter, wie ihnen das gelingt und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben.

Vieles beginnt mit einem Wunsch, einem Gespräch, einem Gedanken. Aus einer Frage entwickelt sich eine Idee, aus der Idee ein Konzept, aus dem Konzept im besten Fall eine Veranstaltung. Aber das Wichtigste daran: Kulturarbeit bedeutet für mich auch immer soziales Arbeiten. Denn in erster Linie geht es darum, unterschiedlichste Menschen zusammen zu bringen, mit ihnen zu arbeiten und etwas Besonderes entstehen zu lassen. Jedes Projekt hat seine eigene Dynamik. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Konzertreihe, eine Lesung, ein Kasperltheater oder ein Festival handelt.

Beim aktuellen Fünfseen-Kinder- und Jugendfilmfest übernehme ich zum Beispiel das Rahmenprogramm, die Moderationen, die Filmgespräche mit den Schulen und den Aktionstag zum Mitmachen. Eine spannende Sache, bei der es auch darum geht, neben einem attraktiven Filmprogramm dem Ganzen etwas Besonderes zu geben. Hier beginnt meine eigentliche Arbeit: Was kann man zusätzlich zum Film anbieten? Gibt es Geschichten, die dazu passen? Wie kann man das junge Publikum einbeziehen? Welche Fragen entstehen zu einem Film und welche Filmgespräche bieten sich an? Kleinigkeiten können große Wirkung haben - zum Beispiel die Kinder bei der Premiere des Animationsfilms "Ritter Trenk" mit original mittelalterlichen Gewändern zu überraschen.

Ein weiterer organisatorischer Höhepunkt ist der Aktionstag am Samstag, 31. Oktober, bei dem die jungen Besucher zu den eigentlichen Stars des Filmfests werden. Wir zeigen ihre selbst gedrehten Kurzfilme auf großer Leinwand, danach können die Kinder bei unterschiedlichen Workshops mitmachen. Das Kino verwandelt sich zu einer Workstation, bei der Kinder die kreative Arbeit übernehmen, kleine Szenen drehen oder einen Trickfilm ausprobieren, während die einzelnen Betreuer Impulse, Tipps und Anregungen geben.

Für mich bedeutet dies jedes Mal ein echtes Abenteuer. Die Vorbereitungen dafür laufen schon seit Anfang des Jahres. Auch hier steht zuerst das Treffen mit Kooperationspartnern und die Ausarbeitung des gesamten Konzepts an. In Zusammenarbeit mit Carina Eisner aus dem Team Jugendarbeit des Landratsamtes Starnberg haben wir den Aufruf gestartet, mit einfachen technischen Mitteln selbst einen Film zu drehen und bei unserem Kurzfilmwettbewerb einzureichen. Dann heißt es die Filme sichten, die Kinder einladen, Workshops vorbereiten und passende Betreuer suchen, dabei den finanziellen Rahmen nicht überschreiten - alles basiert auf vielseitigen Kontakten, intensiven Gesprächen und detailliertem Planen. Manchmal ist es eine zufällige Begegnung mit einem alten Bekannten, der genau ins Konzept passt, manchmal muss man improvisieren, weil jemand kurzfristig absagt.

Am Ende aber freue ich mich auf das Leuchten in den Augen und die kribbelige Anspannung der Kinder, wenn es im Kinosaal dunkel wird. Und auf die lautstarke Begeisterung, wenn der Held oder die Heldin des Films spannende Situationen meistert, besonders dann, wenn der Held ein Hamster ist, Raffi heißt und abenteuerlich durch Hamburg unterwegs ist.

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