Filmfestival:Im Elektromobil zum Kino

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Bitte aussteigen: Gästebetreuerin Katrin Gebhard-Seele wird von Peter Schubert im Elektro-BMW i3 zum Breitwand-Kino chauffiert. (Foto: Nila Thiel)

Regisseure, Schauspieler und Gäste des Fünfseen- Filmfestivals werden mit E-Autos chauffiert

Von Otto Fritscher, Starnberg

Eine schwarze Limousine in der Langversion mit verspiegelten Fenstern und Ledersitzen - mit solchen Luxusgefährten werden Prominente gewöhnlich bei Filmfestspielen herumkutschiert. VIP-Shuttle-Service nennt sich das dann. Wenn Regisseure wie Michael Verhoeven zum Fünf-Seen-Film-Festival (FSFF) wollen und am Münchner Flughafen abgeholt werden, dann wartet allerdings kein PS-starker Nobelschlitten samt Chauffeur im dunklen Anzug auf sie. Verhoeven, andere Filmemacher, Schauspieler und die insgesamt etwa 100 Gäste werden mit Elektroautos am Airport oder am Hauptbahnhof abgeholt und zu den Spielstätten in Starnberg und anderen Orten im Landkreis gebracht.

Der Service nennt sich schlicht "Gästebetreuung", und dafür ist Katrin Gebhard-Seele zuständig. Ihr obliegt somit auch die Zuständigkeit für den Fuhrpark, der erstmals ausschließlich aus Elektroautos besteht. Drei BMW i3, schwarz-weiß lackierte Kompaktwagen, gehören dazu, und ein Nissan. "Unsere Gäste wundern sich zuerst, wenn wir sie mit einem Elektroautos quasi lautlos fahren, sie finden das dann aber sehr sympathisch", sagt Gebhard-Seele. "Bei uns hier auf dem Land geht es halt entspannter zu und weniger hypig als in der Stadt", ergänzt Festival-Sprecher Konstantin Fritz.

Manchmal führt die noch recht wenig verbreitete Antriebstechnologie dann aber doch zu Aufregung. Etwa, wenn die russische Regisseurin Ella Mancheeva auf dem Weg zum Flughafen in einem Café in Gröbenzell strandet, weil der Fahrer noch schnell mal auftanken muss - und eine Ladestation für E-Autos viel schwieriger zu finden ist als eine normale Tankstelle. "Sie konnte kein Deutsch, und auch bei ihrem Handy war plötzlich der Akku leer, sodass sie schon etwas aufgeregt war", sagt Fritz. Gelassen nahm indes ein anderer Regisseur, Ansgar Ahlers, einen unfreiwilligen Tankstopp an einer Aldi-Filiale auf dem Weg von Grünwald nach Herrsching. Der Discounter hat an vielen Filialen Stromtankstellen installiert. "Sonst ist aber alles glatt gegangen", sagt Gebhard-Seele und lacht.

Im Vorfeld des Festivals hat ihr der Einsatz der E-Auto-Flotte erhebliche Mühe bereitet. Denn bei zwei bis sechs Shuttle-Fahrten zum Flughafen pro Tag muss genau geplant werden, wer wann wohin fährt - und wo es Ladestationen gibt. "Wir werden aber auch im nächsten Jahr wieder voll elektrisch abfahren", kündigt sie schon jetzt an. Falls der Sponsor, die Münchner Automag, als einer der Premium-Partner wieder mitspielt.

Erstmals kam beim FSFF vor drei Jahren ein Elektroauto zum Einsatz. Eine Idee, die Festival-Chef Matthias Helwig und der Herrschinger Michael Dehnert, ein glühender Verfechter der E-Mobilität, gemeinsam entwickelten. Damals chauffierte Dehnert die Promis noch selbst durch die Lande, am Steuer eines Renault Kangoo, der eher an einen Lieferwagen als an eine Limousine erinnert. Aber immerhin schon elektrisch war. "Das haben wir die vergangenen zwei Jahre auch so gemacht - aber diesmal sind wir ganz auf einen innovativen elektrischen Fuhrpark umgestiegen, weil sich auch die Infrastruktur verbessert hat", erklärt Fritz. Etwa mit der Schnellladestation vor der Herrschinger VR-Bank, an der rund um die Uhr kostenlos Strom gezapft werden kann. VR-Bank-Sprecher Sebastian Oberhofer hat sich sogar als Reserve-Chauffeur angeboten - mit seinem eigenen i3. Bislang wurden seine Dienste aber noch nicht in Anspruch genommen.

Helwig legt in seinen Breitwand-Kinos schon länger Wert auf Nachhaltigkeit. So werden die Kinos mit Ökostrom gespeist, bei den Getränken gibt es Regionales wie Säfte vom Ammersee. "Aber natürlich gibt es auch Popcorn und die Sachen von Haribo. Das erwartet man im Kino einfach", sagt Fritz.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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