Starnberg:Hochzeit an Deck

Der Tutzinger Gemeinderat sagt Ja zu Trauungen auf dem Museumsschiff und hofft auf profitable Einnahmen.

Gerhard Summer

TutzingWer früher die Trauung auf dem Standesamt überstanden hatte, den konnte nicht mehr viel schrecken. Ein nüchternes Amtszimmer, ein Beamter, der seinen Standardtext herunterleierte, dazu allenfalls noch Musik vom Band - mit feierlicher Atmosphäre hatte das wenig zu tun. Doch die Zeiten haben sich geändert. Längst ist in den Rathausstuben so etwas wie Romantik eingezogen, Standesbeamte bemühen sich um persönliche Ansprachen, und wer das Außergewöhnliche sucht und nicht allzu sehr aufs Geld schauen muss, hat die Auswahl. Im Fünfseenland beispielsweise sind "Premium Weddings", wie das im Werbedeutsch heißt, auf der Roseninsel bei Feldafing, im Kloster Andechs oder im Kurparkschlösschen Herrsching möglich. Und wahrscheinlich bald auch auf dem Museumsschiff Tutzing, einem ausgemusterten und aufwendig restaurierten Ausflugsdampfer, der auf Höhe des Kustermannparks vor Anker liegt, von einem Verein betreut wird und sich mit Kabarettabenden und Konzerten als Kulturdeck empfiehlt.

Starnberg: Als stilvollen Ort für Hochzeiten sieht der Tourismusverband das Museumsschiff "Tutzing". Foto: Fuchs

Als stilvollen Ort für Hochzeiten sieht der Tourismusverband das Museumsschiff "Tutzing". Foto: Fuchs

(Foto: region.sta)

Bis es so weit ist, muss die Gemeinde Tutzing allerdings noch in die Tiefe der Materie abtauchen. Hochzeiten auf der "Tutzing" zu ermöglichen, ist nämlich fast so kompliziert, wie eine Ehe zu führen. Handelt es sich bei dem fraglichen Areal doch um ausmärkisches, vom Standesamt Starnberg betreutes Gebiet. Der Freistaat will es nicht einfach an die Kommune Tutzing abtreten. Deshalb muss die entsprechende Rechtsverordnung geändert und das Schiff für Trauungen gewidmet werden. Der bayerische Finanz- und der Wirtschaftsminister signalisierten, wie berichtet, bereits ihr Einverständnis. Nun gab auch der Gemeinderat am Dienstagabend sein Ja-Wort dazu.

Denn laut Klaus Götzl, dem Geschäftsführer des Tourismusverbandes Starnberger Fünfseenland, ist es "vernünftig und sinnvoll", stilvolle Trauungsorte zu schaffen. Zum einen profitierten Catering- und Partyservices, Blumenläden, Kinderbetreuungen, Fotografen, Friseursalons, Brautkleider- und Schmuckläden, Hotellerie und Gastronomie davon. Zum anderen könne auch die Gemeinde selbst vergleichsweise hohe Gebühren erheben. Für eine Hochzeit auf der Roseninsel etwa würden 600 Euro fällig. Das Beispiel Feldafing zeige auch, wie beliebt solche Orte mit Historie sind. Dort gebe es 80 bis 90 Trauungen pro Jahr, laut Bürgermeister Bernhard Sontheim wären doppelt so viele möglich, wenn Feldafing mehr Standesbeamte hätte. Zum Vergleich: Die Zahl der Hochzeiten im Rathaus Tutzing ist stetig zurückgegangen und lag bei 30 im Jahr 2011. Und jährlich zahlt die Gemeinde für das Standesamt, das freilich noch andere Aufgaben hat als Paare zu verheiraten, 40 000 Euro drauf.

Laut Christine Nimbach (Grüne) käme noch ein anderer Ort für Hochzeiten mit viel Ambiente in Frage: die Evangelische Akademie im alten Schloss Tutzing.

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