Flüchtlinge:Hallen statt Container

Andechs, hinter Kloster- Parkplatz, die Container

Eine Frage der Logistik: Nur zwei Container (hier in Andechs) passen auf einen Lkw. Sie müssen nach dem Transport sofort zusammengeschraubt werden.

(Foto: Treybal)

Bei der Unterbringung von Flüchtlingen ändert das Landratsamt seine Strategie: Da man bis Ende 2016 bis zu 5000 Asylbewerber erwartet, sollen in den Gemeinden künftig auch feste Gebäude errichtet werden

Von Astrid Becker, Starnberg

Die asylpolitische Lage im Kreis wird immer kritischer, denn schon jetzt zeigt sich, dass die Zahl der Unterkünfte für Flüchtlinge wohl nicht ausreichen wird. Das Landratsamt sucht daher dringend neue Grundstücke - und sieht sich auch gezwungen, seine Gesamtstrategie zu ändern. Denn künftig sollen die Menschen, die hier Zuflucht suchen, nicht nur mehr in Containern oder Traglufthallen untergebracht werden, sondern in neu errichteten Hallen. Der Grund: Die Zahl der im Kreis unterzubringenden Flüchtlinge wird sich nach derzeitigem Kenntnisstand bis Ende 2016 mindestens verdoppeln.

"Wir werden im Durchschnitt zwei Grundstücke pro Gemeinde brauchen", sagt Kreisbaumeister Christian Kühnel auf Anfrage der SZ. Der Mann, der sich seit Juni nahezu ununterbrochen mit der Frage beschäftigt, wie die Menschen, die hier im Kreis Zuflucht suchen, untergebracht werden können, bezieht sich in seinen Aussagen auf die bisher stets steigende Zahl von Ankömmlingen. So waren es noch bis zum Juni 20 pro Woche, von Juni an 33, dann von Ende Juli an 38, kurze Zeit später 39 Asylsuchende pro Woche. Mittlerweile sind es 46 Flüchtlinge pro Woche. Für all diese Menschen müsse gesorgt werden, meint Kühnel. Doch die bisher ständig steigenden Zahlen geben ihm zu denken: "Schauen Sie, wenn wir eine Anlage für 96 Flüchtlinge fertigstellen, ist diese schon jetzt innerhalb von zwei Wochen voll." Es zeichne sich zwar ab, dass es dem Kreis zwar gelingen werde, die bisher zu erwartenden Flüchtlinge bis zum Jahresende, knapp 2200, noch unterzubringen. Doch bei bis zu 5000 bis Ende 2016, so wie derzeit auf Basis der jetzt geltenden Zahlen prognostiziert werden könne, reichten die Kapazitäten im Landkreis nicht mehr aus, sagt er.

Daher strebt das Landratsamt nun nach neuen Lösungen. In all den Überlegungen, wie diese aussehen könnten, wurde dem Vernehmen nach schnell klar: Wie bisher für diese Menschen Containeranlagen zu bauen, wird nicht mehr möglich sein - schon allein aufgrund der Tatsache, dass vermutlich nicht so viele verfügbar sein werden, wie benötigt werden. Auch die bisherige Idee möglichst kleine Anlagen zu erstellen, um Konflikte zu vermeiden, wird nicht mehr umzusetzen sein. "Wir brauchen flächenmäßig größere Lösungen und werden nun auch auf Hallen setzen", sagt Kühnel. Bisher sind in allen Gemeinden, die Containeranlagen erhalten, abgetrennte Wohneinheiten für jeweils sechs Menschen vorgesehen. In Herrsching ist so eine Anlage bereits in Betrieb genommen, in Andechs und Inning werden sie derzeit gerade erbaut.

Um weitere Menschen unterbringen zu können, sucht das Landratsamt nun händeringend nach Grundstücken, die sich noch immer nicht allzu weit entfernt vom Ort befinden sollten , "um die Erschließungskosten nicht allzu sehr in die Höhe schnellen zu lassen", wie der Kreisbaumeister sagt. Allerdings, so räumt auch er ein, werde sich die Suche nach diesen Grundstücken nicht mehr nur auf die Hauptorte einer Gemeinde beschränken wie bisher. "Wir müssen dann auch mal eine schlechtere Infrastruktur in Kauf nehmen." Als Beispiel nennt er die Gemeinde Andechs: "Wir hatten dort bisher nur Erling im Fokus, womöglich werden wir aber auch Anlagen in Machtlfing oder Frieding bauen müssen."

Die Behörde steht also vor enormen Herausforderungen, zumal sie selbst bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Schon jetzt sind dem Vernehmen nach fast alle Mitarbeiter dort mit dem Thema Asyl befasst. "Wir bräuchten mehr Personal", sagt auch Sprecher Stefan Diebl: "Im Grunde sogar eine eigene Asylbehörde."

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