Starnberg:Gemeinsam aufs Christkind warten

In Pöcking und rund um den Ammersee gibt es Lebendige Adventskalender.

Anna Maria Landgraf und Sylvia Böhm-Haimerl

Adventskalender im Schloß Possenhofen

Hinter manchen Türchen des Lebendigen Adventskalenders in Pöcking verstecken sich auch echte Musiker wie diese drei Hornbläser. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

- Adventskalender gehören heute zur Vorweihnachtszeit wie Geschenke zu Weihnachten: Sie verkürzen das Warten auf Heiligabend, jeder Tag hält eine kleine Überraschung parat. Viele Gemeinden und Gruppen bieten das mittlerweile in größerer Form: mit dem Lebendigen Adventskalender - so auch der Rotary Club Ammersee und die Stiftung für Pöcking.

Jeden Tag wird ein neues Fenster geöffnet - und das im wörtlichen Sinne: Die Bürger pilgern abends zu Privathäusern, Kirchen, Kindergärten und Büchereien. Dort werden Adventslieder gesungen, Geschichten vorgelesen, es wird gegessen und Glühwein getrunken. "Der Adventskalender fördert den Zusammenhalt in Pöcking", meint Cornelia Kilgus, Projektleiterin von der Stiftung für Pöcking. "So kommt man mit Nachbarn zwanglos ins Gespräch." Durch diese Kommunikationsmöglichkeit könne der Stress aus der Adventszeit genommen werden. "Vor allem das gemeinsame Liedersingen war für die Besucher bis jetzt immer sehr schön", sagt Kilgus.

Schon seit drei Jahren gibt es den Lebendigen Adventskalender in Pöcking. Der Kindergarten und die Gemeindebücherei waren bis jetzt jedes Jahr dabei, auch Privatleute sind als Gastgeber stark vertreten. "Beim ersten Mal haben wir einfach Menschen angesprochen, jetzt kommen sie selbst auf uns zu", sagt Kilgus. Mehr als zwölf Privathaushalte hätten schon für 2013 zugesagt. Das Programm läuft immer nach dem gleichen Muster ab: Die Fenster werden geschmückt, Gedichte und Geschichten werden gelesen, die Menschen singen gemeinsam Lieder, danach gibt es die Möglichkeit zum gemütlichen Zusammensein. Da die Stiftung viel für die Leseförderung mache, so Kilgus, seien die Geschichten und Gedichte besonders wichtig. Auch rund um den Ammersee wird die Vorweihnachtszeit gemeinsam gestaltet. Der Rotary Club Ammersee veranstaltet dieses Jahr zum zweiten Mal den Lebendigen Adventskalender - und das laut Beate Bentele vom Pressebüro Ammersee überaus erfolgreich. Hier läuft es ähnlich ab wie in Pöcking, nur dass die einzelnen Fenster rund um den Ammersee auf mehrere Orte verteilt sind. Sie gehen von Dießen hinauf nach Andechs, herunter nach Breitbrunn und Stegen und schließlich am Westufer entlang. Jeder der 24 Gastgeber gestaltet dabei sein Programm selbst: "Man trifft sich mit Freunden und Nachbarn und hofft auf viele neue Bekanntschaften, denn eingeladen und herzlich willkommen ist jeder, der kommen mag", sagt Stefan Forstner vom Rotary Club Ammersee. Am Ende eines jeden Abends wird gespendet, der Erlös kommt einem achtjährigen Mädchen aus einem Ammersee-Ort zugute, das nach einem schweren Unfall im Wachkoma liegt. "Es ist rotarisches Prinzip, Menschen zu helfen", meint Bentele.

Das Prinzip des Lebendigen Adventskalenders gibt es laut Matthias Hiller vom eingetragenen Verein "Lebendiger Adventskalender" schon seit 1973. Die Idee komme von einem Pfarrer aus Hessen, der einen solchen Kalender als Abschiedsprojekt für seine Gemeinde ins Leben rief. "Damals war es noch nicht sehr ausgeprägt, erst in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Kalender weiter durchgesetzt ", sagt Hiller. Mittlerweile gebe es knapp 3000 Gruppen in Deutschland, die diese Idee umsetzen, und jedes Jahr werden es deutlich mehr. Die Intention des Vereines ist es, die kommerzielle Nutzung des Lebendigen Adventskalenders zu untersagen und den Begriff zu schützen. Auf deren Internetseite www.lebendiger-adventskalender.de finden sich viele Tipps und Ideen, ein solches Projekt zu starten und zu gestalten.

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